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MELDUNG/058: Spitzenforscherin für Berlins museales Erbe (idw)


Humboldt-Universität zu Berlin - 23.10.2014

Spitzenforscherin für Berlins museales Erbe



Sharon Jeanette Macdonald ist für Deutschlands höchstdotierten Forschungspreis nominiert worden: die Alexander von Humboldt-Professur 2015. Diese wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert und von der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) vergeben. Das Preisgeld beträgt fünf Millionen Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren.

Sharon Jeanette Macdonald wurde vom Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) zusammen mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) und dem Berliner Museum für Naturkunde (MfN) für den Preis vorgeschlagen. Sie ist 53 Jahre alt, arbeitet derzeit als Museumswissenschaftlerin und Sozialanthropologin an der University of York, Großbritannien, und gilt als eine der herausragenden Anthropologen in Europa. Unter Macdonalds Leitung wollen HU, SPK und MfN ein neues Zentrum für Kulturerbe- und Museumsforschung (Centre for Heritage and Museum Research: CHiMeRa) auf internationalem Spitzenniveau in Berlin gründen.

Macdonald geht grundsätzlichen Fragen der musealen Präsentation von Wissen nach, zum Beispiel: Nach welchen Kriterien werden Objekte und Artefakte einer Kultur oder Gesellschaft für Ausstellungen in Museen ausgewählt? Wie gehen Gesellschaften dabei mit ihrem eigenen, womöglich schwierigen kulturellen Erbe um? Und sie fragt, wie sich Prozesse der Europäisierung und Globalisierung auf die Darstellung von "kulturellem Erbe" auswirken. Zur Museumstheorie hat sie zahlreiche Grundlagenwerke verfasst. Derzeit beschäftigt sie sich unter anderem mit der Frage, wie der Islam in Museen dargestellt und vermittelt wird.

Fragen wie diese sind vor allem für eine Stadt wie Berlin hoch interessant. Als Alexander von Humboldt-Professorin soll sie die Weiterentwicklung des Humboldt-Forums, des Museums für Naturkunde und der Museumsinsel begleiten. Mit dem Humboldt-Forum entsteht ein neuartiges Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung. Es wird im Jahr 2019 im wieder errichteten Berliner Schloss eröffnet. Beteiligt sind die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, die wissenschaftlichen Sammlungen der HU und die Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Die Einrichtungen begrüßen den konzeptionellen Impuls, den Macdonald und das CHiMeRa geben können.

"Mit Sharon Jeanette Macdonald gewinnt die HU eine exzellente Wissenschaftlerin, die der Frage der musealen Aufbereitung von Wissen und Artefakten in einer Weise nachgeht, die zum Zeitgeist des 21. Jahrhundert passt", sagt HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz. "Auch für die wissenschaftliche Konzipierung der künftigen Ausstellungsräume der HU im Humboldt-Forum wird sie dank der Kooperation von HU, Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Museum für Naturkunde wichtige Beiträge leisten."

SPK-Präsident Hermann Parzinger sagt: "Der Erfolg der gemeinsamen Nominierung von Sharon Macdonald zeigt, dass die SPK als außeruniversitäre Wissenschaftseinrichtung ein starker Partner ist. Mit ihren herausragenden Sammlungen und ihrem einzigartigen Kosmos aus Museen, Bibliotheken, Archiven und Forschungsinstituten bietet sie Spitzenforschern ein exzellentes Umfeld."

Das Museum für Naturkunde ist ein international agierendes, vernetztes und exzellentes Forschungsinstitut der Leibniz Gemeinschaft. Derzeit arbeitet das Museum an seiner ambitionierten Strategie als integriertes Forschungsmuseum eine essenzielle Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft und mehr Möglichkeiten der Partizipation in Wissenschaft zu etablieren. In seinem Forschungsbereich Wissenschaftskommunikation und Wissensforschung mit der Initiative "PAN - Perspektiven auf Natur" hat es bereits einen Schwerpunkt auf die Erschließung seiner Sammlungen als kulturelles Erbe gelegt. Generaldirektor Professor Johannes Vogel, sagt: "Mit Prof. Sharon Macdonald gewinnt Berlin einen internationalen Star und damit weiter an Profil in der internationalen Museumsforschung. So werden wir noch interessanter für ausländische Studierende und etablierte Wissenschaftler."

Die Humboldt-Universität nimmt nun die Berufungsverhandlungen mit Sharon Jeannette Macdonald auf.

Nominiert waren in der aktuellen Auswahlrunde insgesamt zehn Spitzenwissenschaftler aus den USA, Japan, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Belgien und der Schweiz, darunter drei Frauen und sieben Männer. Bereits im Frühjahr waren in der ersten Runde für 2015 drei Wissenschaftlerinnen ausgewählt worden. Nehmen sie die Humboldt-Professur 2015 an, wird der Preis den insgesamt sechs Ausgewählten im nächsten Frühjahr feierlich verliehen.

Zur Person:
Sharon Jeanette Macdonald promovierte 1987 an der University of Oxford und hatte danach Stationen an der Brunel University London, und der Keele University bei Newcastle-under-Lyme, Großbritannien. 1996 wurde Macdonald Lecturer an der University of Sheffield, wo sie 2002 eine Professur für Kulturanthropologie erhielt. Von dort wechselte sie 2006 an die University of Manchester und 2012 schließlich an die University of York. Als Humboldt-Forschungsstipendiatin hielt sich Macdonald zwischen 2000 und 2007 mehrmals in Deutschland an der Universität Erlangen-Nürnberg und der Humboldt-Universität zu Berlin auf. In China war sie 2011 Gastprofessorin an der Peking University. Macdonald ist Mitglied verschiedenster Fachverbände, darunter das Royal Anthropological Institute, und sitzt im redaktionellen Beirat von Fachzeitschriften wie dem International Journal of Heritage Studies.



Weitere Informationen unter:
http://www.humboldt-professur.de
http://www.hu-berlin.de
http://www.preussischer-kulturbesitz.de
http://www.naturkundemuseum-berlin.de
http://www.humboldt-forum.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution46

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Humboldt-Universität zu Berlin, Hans-Christoph Keller, 23.10.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Oktober 2014


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