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SPRACHE/610: Einmalige Mehri-Texte aus dem Jemen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (idw)


Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg- 29.03.2009

Einmalige Mehri-Texte aus dem Jemen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht

Der verstorbene Heidelberger Semitist Alexander Sima hatte eine der ältesten archaischen semitischen Sprachen mit dem Tonband festgehalten - Jetzt als Buch


Die vom Aussterben bedrohte Mehri-Sprache wird im äußersten Süden der arabischen Halbinsel gesprochen. Sie gehört zusammen mit vier anderen kleinen südsemitischen Sprachen in den Staaten Jemen und Oman zu den archaischsten semitischen Sprachen, die bis in die Gegenwart überlebt haben. Herausgegeben von Janet C.E. Watson und Werner Arnold erscheint jetzt ein Buch mit Texten des verstorbenen Heidelberger Semitisten Alexander Sima, der zahlreiche Tonbandaufnahmen in der Mehri-Sprache gemacht hatte. Mit Alexander Simas Texten wird zum ersten Mal ein umfangreiches Korpus von volkskundlichen Texten aus fast allen Bereichen des Lebens aus dem Mahra-Land - einem von 20 Gouvernements des Jemen - in einer modernen phonologischen Umschrift zugänglich. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt.

In den Jahren 2001 bis 2003 stellte die Universität Heidelberg Mittel bereit, den Sänger und Dichter 'Askari Hugayran Sa'd aus Hawf im Osten des Jemen als Lektor für die Mehri-Sprache am Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Universität Heidelberg zu beschäftigen. In dieser Zeit machte der damalige Assistent im Fach Semitistik, Alexander Sima, viele Tonbandaufnahmen in der Mehri-Sprache von 'Askari Hugayran Sa'd und seiner Frau Nwer, die am Institut transkribiert wurden. Ergänzt wurde das Material durch Aufnahmen von anderen Sprechern, die auf zwei von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Reisen Alexander Simas in das Mahra-Land entstanden. Da Alexander Sima auf seiner letzten Reise in das Mahra-Land im Jahr 2004 tödlich verunglückte, konnte er keine endgültige Fassung der Texte mehr erstellen.

2007 stellte der Leverhulme Trust in England Gelder zur Verfügung, damit Professor Janet Watson für ein Jahr nach Heidelberg kommen konnte, um diese einzigartigen Texte mit dem Heidelberger Semitisten Professor Werner Arnold für den Druck vorzubereiten. Schließlich finanzierte der Leverhulme Trust Professor Watson auch eine Reise in das Mahra-Land, um letzte Unklarheiten in den Texten zu beseitigen.

In der hundertjährigen Geschichte der Erforschung der archaischen und für die Semitistik daher sehr bedeutenden Mehri-Sprache sind erst zweimal Texte veröffentlicht worden. Die erste Veröffentlichung stammt von der österreichischen Südarabien-Expedition und liegt fast 100 Jahre zurück. In den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat T. M. Johnstone nochmals Texte dieser Sprache aufgenommen, die nach seinem Tode von Harry Stroomer 1999 publiziert wurden. Diese Texte stammen jedoch nicht aus dem Mahra-Land, sondern von Sprechern aus Dhofar im Oman.

Sima, Alexander: Mehri-Texte aus der jemenitischen Sarqiyah.
Transkribiert unter Mitwirkung von 'Askari Hugayran Sa'd.
Bearbeitet und herausgegeben von Janet C.E. Watson und Werner Arnold.
Harrassowitz, Wiesbaden 2009

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Dr. Michael Schwarz, 29.03.2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. April 2009