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UNIVERSITÄT/009: Virtuelle Lernmethoden an der Open University Business School (idw)


The Open University - 03.05.2010

Virtuelle Lernmethoden im MBA-Studium an der Open University Business School

Moderne online-gestützte Formen des Lernens haben im MBA-Studium der Open University Business School ihren festen Platz. Neben den Präsenzphasen im Studium sind sie ein Teil der gesamten Tutor betreuten Open University-Lehr- und Lernstrategie.


Dank neuer Kommunikationstechniken können sich Fernstudierende am Bildschirm fast wie im Hörsaal fühlen und bestimmte Lerneinheiten alleine oder gemeinsam mit ihren Kommilitonen und Dozenten bearbeiten. Mittlerweile haben auch an der Business School fast alle Open University-Kurse eine Online-Komponente. In YouTube hat die Hochschule rund 650 verschiedene Videos mit Lern- und Forschungsinhalten veröffentlicht, die weit über 2,3 Millionen Mal genutzt wurden. In iTunesU waren 10 Millionen Downloads zu verzeichnen, so das die OU zu den größten Anbietern für kostenlose Lernmaterialien über das iTunesU-Uni-Portal zählt. In Facebook hat die Open University (OU) ebenfalls eine offizielle Seite mit mehr als 20.000 Fans und 500 Diskussionsrunden. Hier in Facebook können sich Studenten, die den gleichen Kurs besuchen, austauschen, obwohl der eine vielleicht in London und der andere in München ist. Mit Twitter (4.500 OU-Mitglieder) posten sich Studenten kurze Tipps oder verschicken Web-Links.

Besonders beliebt ist das neue virtuelle Vorlesungs- und Web-Konferenzsystem Elluminate an der Open University. Studenten und Dozenten verabreden sich zu einem bestimmten Zeitpunkt über das Internet in einem virtuellen OU-Seminarraum. Sie sind über Mikrophone, Kopfhörer und Webkamera miteinander verbunden. Der Dozent hält seine Vorlesung und erklärt bestimmte Inhalte an der virtuellen Tafel. Studenten können entweder über die Tastatur im Chat-Box-Modus ihre Fragen stellen oder - wenn es der Lehrer erlaubt - sich direkt zu Wort melden. "Wie bei allen Lehrmethoden gibt es vom pädagogischen Standpunkt aus ein Für und Wieder", sagt Alan Davidson, Open University Business School Senior Lecturer. Als einen großen Vorteil sieht Davidson die Möglichkeit, bei seinem Unterricht Mimik und Gestik einsetzen zu können und so den Face-to-Face Charakter eines Präsenzseminars nachzuahmen. Je größer die Lerngruppe ist, desto gefährlicher sei es allerdings, in einen Frontalunterricht abzugleiten, meint der Dozent, der ein Tutorium zum MBA-Kurs "Financial Strategy" über das Konferenzsystem Elluminate für deutsche MBA-Studenten hält. "Das Stirnrunzeln meiner Studenten kann ich leider nicht sehen", schmunzelt Alan Davidson. Besser als alle Paar Minuten zu unterbrechen und nachzufragen "Haben Sie das verstanden oder wollten Sie was sagen", ist die Möglichkeit, schriftlich Fragen zu sammeln oder mit einzelnen Studenten den Hauptraum zu verlassen, um das Problem anhand der Unterlagen aus dem eigenen Unternehmen des Studenten zu verdeutlichen. Anschließend werden die Resultate wieder in die Gruppenarbeit eingebracht und mit den anderen Fallbeispielen aus weiteren Unternehmen verglichen.

Eines der letzten Seminarthemen von Alan Davidson war das "Remote Team Working". Die Aufgabe bestand in der Gründung ein kleinen Design-Teams für eine Firma. Die Team-Mitarbeiter sollten aus drei verschiedenen Ländern kommen, sich nur selten treffen, aber dennoch eng zusammenarbeiten. Innerhalb von zehn Minuten mussten die MBA-Studenten die Probleme an der Tafel aufzeigen und anschließend zusammen Lösungen entwickeln, wie sie das Team erfolgreich führen und motivieren, Dynamik erzeugen und aufzeigen, wie sie Konflikte lösen und die Kommunikation verbessern. "Die Studenten haben alle wichtigen Probleme erkannt und dargestellt", fasst Davidson das gute Lernergebnis zusammen.

Viviana Galleno, Management-Tutorin im MBA-Programm, pflichtet ihrem Kollegen bei: "Aus meiner Sicht kann ich mit Elluminate sogar viel individueller auf einen Studierenden eingehen als in einem normalen Seminar". Die Interaktion zwischen Dozenten und Studenten sei erheblich größer. "Die Lernfortschritte und die Erweiterung der analytischen Fähigkeiten durch die aktive Beteiligung des Studenten am Kurs kann ich viel besser kontrollieren als beispielsweise durch schriftliche Tests", meint Viviana Galleno aus Holland.

Ihre Tutoren-Kollegin Iris Wunder leitet aus Süddeutschland für die Open University Business School Studenten den "Professional Certficate in Management"-Kurs mit Hilfe von Elluminate. Im Gegensatz zu ihren Kollegen schaltet sie oft die Kamera aus. "Viele vergleichen das Bild mit dem heimischen Ikea-Schrank und sind dadurch abgelenkt", sagt Iris Wunder. Sie hat durchgehend positive Erfahrungen mit dem Konferenzsystem gemacht. Auch ihre Studenten sind fast alle berufstätig, haben wenig Zeit für Präsenzveranstaltungen und schätzen die Alternative, im virtuellen Hörsaal zusammen mit anderen zu lernen. Für einige, die es aus persönlichen oder beruflichen Gründen nicht schaffen, an den OU-Tutoriengruppen in Deutschland teilzunehmen, ist es manchmal die einzige Möglichkeit, mit anderen zu lernen und sich auszutauschen, entgegnet Iris Wunder.

Dr. Tanneke Laffargue-Haak, Pharmazeutin im Europäischen Patentamt (EPO) in München und MBA-Studentin von Alan Davidson, gibt aber zu bedenken: "Das virtuelle Seminar darf die persönlichen Treffen nicht völlig ersetzen. Es stellt ein sinnvolles, ergänzendes Lernmedium dar, das gleichberechtigt neben den anderen Lern- und Austauschmöglichkeiten im MBA-Fernstudium steht und auch zur Vorbereitung der Residential Schools im Ausland gut genutzt werden kann". Im OU-MBA ginge es schließlich primär darum, dass Führungskräfte die menschliche Seite des Change-Managements nicht außer Acht lassen, resümiert Dr. Laffargue-Haak ihre Sicht.

Weitere Informationen unter:
www.open.ac.uk/germany

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution939


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
The Open University, Beatrix Polgar-Stüwe, 03.05.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Mai 2010