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REZENSION/366: Wolfgang Stock (Hg.) - Spotlight Jan. 2007 (Englisch) (SB)


Dr. Wolfgang Stock (Herausgeber und Verlagsleiter)


Spotlight - Januar 2007

Das Magazin für Ihr Englisch



Auf das monatlich neu erscheinende Spotlight-Magazin, das dem Leser schon durch sein glanzvolles Äußeres wie ein Pretiosenkästchen viele, sorgfältig angerichtete Überraschungen verspricht, freut man sich immer aufs neue. Zahlreiche aktuelle, mit ansprechenden Fotos unterlegte Artikel geben dem Heft den Glamour eines edlen Kulturmagazins, daß sich aber auch neben Sprache, Musik, Reisen und Kultur an brisante politische, naturwissenschaftliche, umweltpolitische oder historische Themen heranwagt. Die Highlights des Monats Januar 2007 sind u.a.: ein Portrait des Bestseller Autors Robert Harris; der sogenannte "Bloody Sunday" 1972 und seine Folgen für die Geschichte Irlands; eine Reise auf der wohl malerischsten Straße Neuseelands; was die Australier über den Sinn und die Funktion der United Nations zu sagen haben, sowie das durchaus umstrittene wie umweltpolitisch relevante, naturwissenschaftliche Thema, Schwingungen zur Energiegewinnung zu nutzen. Mein heimlicher Favorit unverhohlener Neugierde hieß allerdings diesmal unter der Rubrik "Language - Audio" schlicht: "Let's hear it!"

Als hörorientierter Lerntyp und passionierter wie langjähriger Kurzwellensurfer bin ich immer an allen Möglichkeiten und Angeboten interessiert, Sprachen über das Hörverständnis zu lernen und war daher verständlicherweise auf die 40 angekündigten Audio-Favoriten der Spotlight Redaktion besonders gespannt.

Da viele technische Errungenschaften in den letzten Jahren wie die überall sprießenden Satellitenschüsseln und eine Zunahme der Mobiltelefone in der Umgebung das dem Kurzwellensurfer vertraute Rauschen der einzelnen Sender über die Schmerzgrenze hinaus verstärkt haben, so daß das Radiohören nur noch wenig Genuß mit sich bringt, hoffte ich im stillen auf ein paar neue Angaben über bessere Frequenzen oder ungestörtere Sendetermine. Dazu kommt, daß viele Radio- und Hörfunkprogramme aus den vertrauten Wellen und Frequenzbereichen inzwischen vollständig verschwunden sind, weil sie vielleicht inzwischen in besserer Qualität digital oder im Internet zu haben sind. Diese Dinge werden selten groß angekündigt, sie passieren einfach und der unverdrossene Hörer surft dann erneut mühsam durch Wellen und Frequenzen zu unterschiedlichen Zeiten, um den Verlust auszugleichen.

Die stille Hoffnung, doch noch detaillierte Eckpunkte für den besseren Radioempfang zu erhalten, wurde in dem neuen Spotlight- Artikel aber leider nicht erfüllt, denn die kurzen Angaben zu den einzelnen "Favoriten" der Redaktion sind in dem über sieben Seiten gehenden Artikel nur sehr allgemein und wenig informativ. Letztlich verweisen die Autoren, ob sie zum Thema DVD, Radio, Podcast, Hörbuch, Fernsehen, Musiksendungen oder Radio über Internet schreiben, immer nur auf die entsprechenden Internetseiten und -adressen, was ja auch der aktuellsten Herangehensweise gemäß ist und damit dem vornehmlich jugendlichen Leserkreis entspricht.

Nun mag die Information, daß man eine starke Antenne und viel Geduld und Fingerspitzengefühl benötigt, um alle Frequenzbereiche im Radio zu möglicherweise wechselnden Sendezeiten nach in Frage kommenden Sendungen durchzuscannen, für jemanden, der bisher noch nie im Radio nach englischen Programmen gesucht hat, neu sein. Doch kann es wohl auch kaum einer nachempfinden, was das zeit- und kräftemäßig heißt, wenn man es noch nie gemacht hat.

Ältere Radiohörer, die mit BBC English - Programme für "Learners and Teachers of English" - gewissermaßen aufgewachsen sind, und Vergleichbares seit dem Verschwinden der MW-Frequenz 1296 zu den entsprechenden Zeiten Ende 2005 nie wieder im Radio finden konnten, hätten deshalb genauere und nähere Angaben über Sendezeiten und Inhalte sicher begrüßt. Selbst die folgenschwere Einschätzung, sich lieber die Mühe zu sparen und besser gleich ins Internet zu gehen, würde dem einen oder anderen Radiobesessenen doch zumindest die Nerven geschont haben. Denn über kurz oder lang ist die Entwicklung zum wesentlich kostspieligeren Internet doch absehbar.

Eines muß ich allerdings gleich dazu sagen, in manchen Regionen (z.B. Norddeutschland), in denen man das hier noch als Radiosendung empfohlene "Voice of America" früher sehr gut empfangen konnte, ist im neuen Jahr 2007 auf der üblichen Frequenz in der bekannten Zeit zwischen 17 und 18 Uhr nur noch ein trauriges, atmosphärisches Rauschen zu vernehmen. Auch die vom BBC immer stärker eingesparten Lehrprogramme, die sich inzwischen allein auf die Seifenoper Flatemates reduziert und konzentriert haben, von der aber wöchentlich nur etwa 2 bis 5 Minuten (angeblich nach Hörerwünschen) neu produziert werden, ist nicht nur vergleichsweise zu früheren Angeboten inhaltlich ausgesprochen unergiebig geworden und hat unter didaktischen Aspekten betrachtet nachgelassen, sondern ist seit einem Jahr auch nur noch über das Internet verfügbar (hier steht es als einziges Hörbeispiel des BBC fälschlicherweise bei den Radioprogrammen).

Natürlich gebe ich der Spotlight-Redaktion, die mit ihrer Printversion selbst von den modernen Tendenzen und Medien betroffen ist, durchaus in ihrem stummen Bekenntnis recht, daß man das Internet, was das Sprachenlernen anbelangt, kaum noch ignorieren kann. Mit Sicherheit sind die über Internet im Lifestream oder als Download empfangbaren Hörprogramme allesamt weniger gestört und in Aussprache und Tonqualität eindeutig besser als frühere Rundfunksendungen.

Der Bericht übergeht auch nicht die neuesten Medien wie DVDs, CDs, Podcasts oder die per Satellit oder Kabel erhältlichen ausländischen TV-Programme, die für mediengewohnte und -versierte Englischlernende möglicherweise wesentlich attraktiver sind, als alles, was der BBC worldservice (der hier selbst unter den Radioprogrammen schon gar nicht mehr erwähnt wird) nach finanziellen Abstrichen heute noch zu bieten hat.

Noch vor einem Jahr konnte man hierzulande und über diesen Sender mit einem gewöhnlichen Radio früh morgens um 5:45-6:00 Uhr auf 941 MHz klar und deutlich die Senderreihe "Off the Shelf" (deutsch. "Aus dem Bücherbord") empfangen, in der Klassiker wie zeitgenössische Literatur, aber auch Genres wie Science Fiction oder Fantasy schlicht vorgelesen wurde. Inzwischen ist diese für Englischlernende interessante Rubrik vollständig aus dem Programm genommen. Die im Spotlight-Bericht erwähnten Geschichten des BBC 4 Senders "Book at Bedtime" bieten quasi den schnöden Ersatz dafür, zumal die beiden BBC- Sender ihre Geschichten schon früher wechselseitig austauschten. Doch BBC 4 ist schon lange aus dem Wellensalat der Radiostationen verschwunden und nur noch über das Internet zu erreichen.

Angesichts der Fülle der Möglichkeiten, die vor allem durch das weltweite Netz dazukommen, ist wohl verständlich, daß nicht alles unter den nur "40 Favoriten zur Verbesserung des Hörverständnistrainings" aufgenommen werden konnte, zumal ja nur die Favoriten der Redaktion thematisiert werden sollten. Ich bin der Redaktion auch für einige neue Internetadressen dankbar, die ich sicher einmal ausprobieren werde. Angaben zu Sendezeiten und Frequenzen für das gewöhnliche Dampfradio, die man sich von den angegebenen Websites vielleicht erhoffen könnte, habe ich im Internet bisher (z.B. bei der Suche nach anderen Möglichkeiten, den BBC worldservice zu empfangen) jedoch noch nie in befriedigender Aktualität finden können.

Daß allerdings mein persönlicher Lieblingssender in Sachen 24 Stunden englischsprachige Unterhaltung, Literatur, Hörspiele aller Genre, nicht unter den Internethighlights genannt wurde, halte ich fast für eine Unterlassungssünde. Oder sollte es sein, daß der Spotlight- Redaktion die Internetseite von BBC 7 tatsächlich bisher entgangen ist, jenes Fansenders der Ewiggestrigen, der aus dem Gesamtarchiv des BBC einschließlich selbstproduzierter Sendungen alles aufwärmt, was die britischen Radiohörer jemals von Herzen erfreut hat (von Seifenopern wie "Westway", alten Quizsendungen wie "Just a Minute" oder "Quote by Quote", "Doctor Who", den "Narnia Chronicles" usw.). Nun, dann möchte ich mich umgekehrt mit dieser Empfehlung meinerseits für die zahlreichen Hörtips und die 10 Hinweise zum effektiven Umgang mit hörbaren Quellen von Richard Cauldwell bedanken, die mir eine Offenbarung waren, so daß ich mein Hören in Zukunft noch effektiver nutzen kann.

Wenn man dazu dann noch den passenden Hörspot auf der Spotlight Audio CD vernimmt, wird einem ausgesprochen anhörlich offengelegt, wie wichtig das richtige Hören zum Erfassen von Texten ist. Welche Fehler nämlich auftreten können, wenn man nur auf die betonten Sprachelemente achtet, was einem gemeinhin vom Lehrkörper beim Entwickeln des Hörverständnisses (Listening Comprehension) angeraten wird, übersieht man beim Lesen des reinen Texthinweises glatt.

An dieser Stelle sprechen Hörmagazin wie redaktioneller Bericht auch in eigener Sache, denn nicht von ungefähr wurden diese Beiträge anläßlich des neu eingeführten Services des Spotlight-Verlags, den Inhalt des monatlich erscheinenden Hörmagazins Spotlight Audio samt Begleitheft auch über das Internet als Download zu beziehen, zum Schwerpunktthema des aktuellen Heftes. Das Hörmagazin ergänzt die Artikel des Spotlight Magazins und begibt sich, wenn es um den hörbaren Unterschied geht auch teilweise über den geschriebenen Text hinaus. Dabei werden keine Unterschiede zwischen den einzelnen Rubriken gemacht, so daß auch einem begleitenden Sprachlernkärtchen über simple Ausspracheschwierigkeiten des "ss" (dissolve, possess, issue...) ein fast 3 minütiger Sprachbeitrag gewidmet wird, wenn es die Redaktion für sinnvoll erachtet. Nähere Einzelheiten zum Download- Angebot sind unter www.spotlight-verlag.de/hoermagazin zu erhalten.

Bei aller Liebe für englischsprachige Seifenopern oder SF-Hörspiele, aus denen ich bisher meine Sprachkenntnisse fast vollständig schöpfte, muß man dem Spotlight-Verlag doch neidlos zugestehen, daß sein Konzept durch diese weitere Ergänzung des Programms geradezu nahtlos greift und man sich zum Vervollständigen seiner Englischkenntnisse eigentlich ausschließlich auf die Inhalte dieser Magazinreihe verlassen kann. Wenn man dann noch zusätzlich die angebotenen Übungen (z.B. in dem alle 2 Monate erscheinenden "Spotlight-Plus" Heft) sorgfältig ausführt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen, oder? (Eine ausführliche Vorstellung des gesamten Konzepts englischsprachiger Magazine im Spotlight-Verlag kann man unter den folgenden Indexen im Schattenblick unter BILDUNG UND KULTUR\SPRACHEN nachlesen: "ENGLISH/636: Lehrmittel (13) Spotlight - Spot on, das Junior-Magazin"; "ENGLISH/650: Lehrmittel (15) Spotlight & Business Spotlight" und "ENGLISH/658: Spotlight im New Look - Weniger ist mehr und mehr weniger").

3. Januar 2007


Dr. Wolfgang Stock (Herausgeber und Verlagsleiter)
Spotlight - Januar 2007
Spotlight Verlag, München 2007
erscheint monatlich am letzten Mittwoch des Vormonats
ca. 80 Seiten, 5,50 Euro
ISSN 0944-1972