Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

AFRIKA/154: Vier Jahre Völkermord in Darfur


Presseerklärung vom 26. Februar 2007

Vier Jahre Völkermord in Darfur

Aktion gegen die Verbrechen im Westsudan Europa muss handeln: Rettet Darfur!


Mit einer überdimensionalen Sanduhr vor dem Brandenburger Tor in Berlin hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich des Kriegsbeginns in Darfur (26. Februar) am Montag daran erinnert, dass die Zeit für die Menschen im Westsudan abläuft. Die Menschenrechtler forderten die Bundesregierung dazu auf, sich in der EU für die Verhängung von Sanktionen gegen die Verantwortlichen des Völkermords einzusetzen. "Die Zeit läuft den Menschen und den Helfern in Darfur davon", erklärte der GfbV- Afrikareferent Ulrich Delius. "Aufgrund der zunehmenden Gewalt wird es bald nicht mehr möglich sein, mehrere Millionen Menschen mit Hilfsgütern zu versorgen." Es drohe der Zusammenbruch der weltweit größten Hilfsoperation.

Für die zunehmende Gewalt sei vor allem die sudanesische Regierung verantwortlich, hätten Beobachter der Afrikanischen Union (AU) mehrfach festgestellt. Daher müsse die EU nun mit gezielten Sanktionen wie Reiserestriktionen und das Einfrierung von Bankkonten gegen die Verantwortlichen dieses Regimes und des Genozids vorgehen, forderte Delius.

Am 26. Februar 2003 hatte es erstmals größere bewaffnete Auseinandersetzungen in dem seit Jahren schwelenden Konflikt in Darfur gegeben. Damals griffen 300 Kämpfer von Widerstandsgruppen aus Darfur die Stadt Golu an und töteten sudanesische Soldaten. Die sudanesische Regierung habe sich für eine militärische Niederschlagung der Revolte entschieden und daraufhin die Bewaffnung arabischer Gruppen forciert, die schon seit den 80er-Jahren bestanden. Diese Gruppen, die später als Janjaweed- Reitermilizen mit ihren brutalen Überfällen Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung verbreiteten, hätten Banditen, ehemalige Soldaten und junge arbeitslose Männer aus kleineren arabischen Völkern rekrutiert. Diese Janjaweed würden bis heute im Auftrag der sudanesischen Regierung die Zivilbevölkerung vertreiben, Brunnen vergiften, Frauen vergewaltigen und hunderte Dörfer zerstören.

Bis zu 400.000 Menschen sind nach Schätzungen der GfbV in Darfur seit Beginn des Völkermords vor vier Jahren getötet worden, 2,7 Millionen wurden vertrieben, drei Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. "Wenn dieser Wahnsinn nicht bald gestoppt wird, wird eine ganze Region in Flammen aufgehen", warnte Delius. In den letzten Wochen habe der Krieg bereits immer weiter auf den Tschad und die Zentralafrikanische Republik übergegriffen.


*


Quelle:
Presseerklärung Berlin / Göttingen vom 26. Februar 2007
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Februar 2007