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AFRIKA/158: Klimawandel schürt ethnische Konflikte in Uganda


Presseerklärung vom 2. April 2007

Klimawandel schürt ethnische Konflikte und Gewalt in Uganda

Mindestens 118 Viehhirten sterben bei Massakern in den vergangenen sechs Monaten


Bei Konflikten zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen um Wasser und Weideland sind im Norden Ugandas in den zurück liegenden sechs Monaten mindestens 118 Karimojong-Nomaden ums Leben gekommen, unter ihnen viele Kinder und Frauen. "Diese Gewaltausbrüche werden durch den Klimawandel angeheizt", erklärte Ulrich Delius, Afikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), am Montag in Göttingen. "Aufgrund der anhaltenden Dürre konkurrieren gerade in der verarmten ugandischen Region Karamoja einzelne Gruppen von Viehhirten mit wachsender Gewalt um Herden, Wasser und Weideland, darunter auch die schwer bewaffneten Karimojong-Nomaden. Sie weigern sich, die Waffen abzugeben, weil sie dann ihre Herden nicht mehr schützen können. Wer diesen Menschen die Waffen nimmt, muss ihnen angesichts des Klimawandels auch andere Überlebens-Perspektiven bieten."

Statt die vernachlässigte Region zu entwickeln, versucht die Regierung Ugandas die Karimojong mit militärischer Gewalt gewaltsam zu entwaffnen "Dabei begehen ugandische Soldaten massive Menschenrechtsverletzungen an den Halb-Nomaden", erklärte Delius. So seien allein im Distrikt Kotido am 12. Februar 2007 und am 29. Oktober 2006 bei zwei Überfällen der Armee 75 Kinder und 39 Erwachsene erschossen, von Schützenpanzern überrollt oder von Tieren zu Tode getrampelt worden. Eine ältere Frau sei vergewaltigt worden, sieben Männer seien gefoltert und 166 Häuser geplündert worden. Am 14. November 2006 seien in dem Dorf Kanawat drei Männer und ein junges Mädchen getötet worden, als sie vor der heranrückenden Soldaten zu fliehen versuchten. Hunderte Karimojong wurden in den letzten Monaten willkürlich verhaftet.

"Eine Zeit lang hat die Armee die Frauen der Nomaden in Sippenhaft genommen, um ihre Männer zur Abgabe ihrer Waffen zu nötigen. Mit dieser umstrittenen Entwaffnungs-Kampagne wird aber kein Frieden geschaffen, sondern nur noch mehr Gewalt. Eine ganze Bevölkerungsgruppe wird kriminalisiert", erklärte Delius.

Mit 600.000 Angehörigen stellen die Karimojong rund 2 % der Gesamtbevölkerung Ugandas. Die Regierung ignoriert ihre Probleme. In keiner Region Ugandas ist die Lebenserwartung so niedrig, gehen nur 20 % der Kinder zur Schule und ist die Kindersterblichkeit so groß.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 2. April 2007
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2007