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AFRIKA/354: Mali - Schreckliche Scharia-Strafen werden vollstreckt


Presseerklärung vom 9. Januar 2013

Mali: Schreckliche Scharia-Strafen werden vollstreckt

Youtube soll Video von Hand-Amputation löschen



Das Video-Portal Youtube muss das Video einer Hand-Amputation durch radikale Islamisten Anfang Januar im Norden Malis umgehend löschen. Das hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen am Mittwoch gefordert. "Auch bei Youtube muss es Grenzen der Berichterstattung geben", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Amputationen von Gliedmaßen sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ein tiefer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Verurteilten. Dafür mit Videos zu werben, ist geschmacklos und gegen ethische Grundprinzipien. Außerdem ist die Szene der Amputation von extremer Grausamkeit und verletzt nicht nur die Persönlichkeitsrechte des Opfers, sondern auch die Gefühle der Zuschauer des Youtube-Videos."

In dem bei Youtube am 6. Januar 2013 eingestellten zwölf Minuten langen Video der radikal-islamischen Bewegung Mujao wird in aller Ausführlichkeit die Vollstreckung der schrecklichen Scharia-Strafe in der Stadt Gao im Norden Malis am 1. Januar 2013 (Titel des Videos: mujao, eingestellt von cheyaaakh) gezeigt. Ein junger Mann, dessen Kopf mit einem großen Tuch umwickelt ist, sitzt an einen Sessel gefesselt vor viel Publikum auf einem zentralen Platz. Während ein Mujao-Kämpfer den Arm des Opfers festhält, schneidet ein anderer ihm die rechte Hand in Höhe des Handgelenks mit einem großen Messer ab. Der Verurteilte sinkt dabei vor Schmerzen zu Boden. Nach der Amputation hält einer der Kämpfer die abgetrennte Hand triumphierend vor das Publikum. Auch wird die blutende Wunde des Amputierten ausführlich gezeigt.

Darüber hinaus ist auf dem Video, das bis zum Mittwochmorgen von 465 Personen angeklickt wurde, auch die Auspeitschung eines jungen Mannes auf dem gleichen Platz zu sehen. Er war wegen illegaler sexuellen Beziehungen zu einem Mädchen zu 100 Peitschenhieben verurteilt worden.

"Das Video bestätigt unsere schlimmsten Befürchtungen", sagte Delius. "Denn es zeigt deutlich, dass die Amputationen ohne jede ausreichende medizinische Betreuung vorgenommen werden, so dass viele Opfer zu verbluten drohen." Mindestens ein Amputierter ist nach Augenzeugenberichten deshalb bereits gestorben.

Mujao und andere radikal-islamische Bewegungen bestehen auf der Beibehaltung der Scharia, die sie im Norden Malis im Jahr 2012 einführten, nachdem die Regierungsarmee die Kontrolle über die Region verloren hatte.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 9. Januar 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Januar 2013