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AFRIKA/555: Wahlen in der Zentralafrikanischen Republik - Hoffnung auf Frieden und Versöhnung


Presseerklärung vom 30. Dezember 2015

Wahlen in der Zentralafrikanischen Republik (30.12.)

Vergessenes Flüchtlingsdrama in Zentralafrika - Hoffnung auf Frieden und Versöhnung


Anlässlich der heutigen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Zentralafrikanischen Republik erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an die dramatische Lage der Flüchtlinge in dem Land. "Jeder fünfte der 4,8 Millionen Einwohner der Zentralafrikanischen Republik ist noch immer auf der Flucht. Doch keiner dieser mehr als einer Million Flüchtlinge kommt nach Europa. Viele dieser Menschen sehen den Urnengang als Schicksalswahl an, um nach drei Jahren Bürgerkrieg endlich Frieden und Versöhnung zu erreichen", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Dringend muss mehr für die Versorgung der Flüchtlinge und für ihre Rückkehr in ihre Dörfer und Städte getan werden. Insbesondere muss der Schutz der muslimischen Minderheit gewährleistet werden, die einen Großteil der Flüchtlinge stellt." Auch muss die neue Staatsführung sicherstellen, dass die Verantwortlichen für die Vertreibung der Minderheit und für andere schwerste Menschenrechtsverletzungen vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden, forderte die GfbV.

Mit den heutigen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen endet die Übergangsperiode unter Staatspräsidentin Catherine Samba-Panza sowie eine weitreichende Regierungskrise, die im März 2013 mit dem Sturz des damaligen Staatspräsidenten Francois Bozizé durch Séléka-Rebellen begann, und in einen blutigen Bürgerkrieg einmündete. Gewalt ging während des Bürgerkriegs sowohl von christlich als auch muslimisch geprägten Milizen aus, die Religionszugehörigkeit als Vorwand benutzen, um Zivilisten der jeweils anderen Glaubensgemeinschaft anzugreifen.

Besonders engagiert und mutig setzen sich Repräsentanten der verschiedenen Religionsgemeinschaften für eine Aussöhnung ein. Unermüdlich werben Bischöfe und Imame gemeinsam für einen Abbau der Vorurteile und für Versöhnung zwischen Christen und Muslime. Auch Papst Franziskus rief die Bevölkerung bei seiner Reise nach Bangui Ende November 2015 dazu auf, alle Waffen niederzulegen. Doch nur einen Tag nach seiner Abreise wurde erneut ein Muslim ermordet, als er versuchte, sein Ghetto zu verlassen. Rund 36.000 Muslime leben unter unmenschlichen Bedingungen in diesen Enklaven. Händlerinnen, die es wagen, sie mit Lebensmitteln zu versorgen, werden gezielt von Milizionären bedroht und vergewaltigt. Im Gegenzug vergewaltigen muslimische Selbsthilfebewegungen Christinnen.

Rund 447.000 Menschen leben als Binnenflüchtlinge in dem Land. Weitere 456.000 Menschen haben in den Nachbarstaaten Zuflucht gesucht. Allein in Kamerun haben 255.000 Flüchtlinge Aufnahme gefunden, deren Lage oft katastrophal ist, weil es ihnen an ausreichend humanitärer Hilfe fehlt.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 30. Dezember 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2015

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