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AFRIKA/584: Südsudan - Neue Massenflucht und unklare Menschenrechtslage


Presseerklärung vom 27. Juni 2016

Südsudan: Neue Massenflucht und unklare Menschenrechtslage

Massaker-Vorwurf muss von unabhängiger Seite untersucht werden


Nach neuen Massaker-Vorwürfen im Südsudan hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine unabhängige Untersuchung der Hintergründe der Gewalt und einen besseren Schutz der Zivilbevölkerung in dem ostafrikanischen Staat gefordert. Nach mehrtägigen Kämpfen in der Stadt Wau und in ihrer Umgebung berichteten heute Augenzeugen, in den Straßen einiger Stadtviertel würden noch immer Leichen liegen und mehr als 30.000 Bewohner seien geflohen. Bis zu 400 Zivilisten seien getötet worden, erklären Beobachter. Dringend bitten in der Stadt zurückgebliebene Zivilisten um eine bessere humanitäre Versorgung, da bei den Kämpfen auch Krankenstationen geplündert wurden.

"Nach zahlreichen Massakern in verschiedenen Städten des Südsudan seit Ausbruch des Bürgerkriegs im Dezember 2013 müssen diese alarmierenden Berichte aus Wau sehr ernst genommen werden", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. Dringend appellierte die Menschenrechtsorganisation an das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte, eine unabhängige Untersuchung der Hintergründe der Gewalt einzuleiten. Die UN-Friedensmission im Südsudan (UNMISS) berichtete heute, sie habe in den letzten drei Tagen in ihrer Basis in Wau 10.000 Menschen Zuflucht gewährt. Bis zu 35.000 Menschen seien im Raum Wau aufgrund des neuen Gewaltausbruchs auf der Flucht, erklären Augenzeugen.

Am Donnerstag und Freitag letzter Woche hatte sich die Sicherheitslage in Wau nach der Ermordung mehrerer Soldaten massiv verschlechtert. Am Wochenende eskalierte die Gewalt und es kam zu Kämpfen zwischen der südsudanesischen Armee und bewaffneten Oppositionellen. Während die Armee davon spricht, dass kämpfende oppositionelle Gruppen versucht hätten, in die Stadt einzudringen, sprechen Oppositionelle von Plünderungen und massiven Übergriffen der Armee auf die Zivilbevölkerung.

"Es ist das übliche Spiel gegenseitiger Schuldzuweisungen, die unbedingt von unabhängiger Seite untersucht werden müssen, um den Kreislauf von Gewalt, Willkür und Rechtlosigkeit zu durchbrechen", erklärte Delius.

Seit Wochen ist die Lage in Wau instabil. Die Spannungen nahmen jedoch noch weiter zu, nachdem in der letzten Woche der erst seit sechs Monaten in der Stadt amtierende Gouverneur General Elias Waya Nyipuoc von der Regierung abgesetzt worden war. Ihm war nicht verziehen worden, dass er der Armee vorgeworfen hatte, für Plünderungen und Übergriffe auf Zivilisten verantwortlich zu sein.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 27. Juni 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juni 2016

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