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AFRIKA/617: Nigeria - Arabische Staaten sollen hungernden Boko-Haram-Opfern helfen


Presseerklärung vom 22. November 2016

4. Afrikanisch-Arabisches Gipfeltreffen (23.11.)

Vergessene Hungerkatastrophe in Nigeria: Arabische Welt darf die Leiden der Opfer des Terrors von Boko Haram nicht länger ignorieren


Die arabische Welt darf die Leiden der Opfer der islamistischen Terrororganisation Boko Haram in Nigeria nicht länger ignorieren, fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) angesichts der drohenden Hungerkatastrophe im Nordosten des Landes. "Es ist ein Skandal, dass die arabischen Staaten bislang noch keinen einzigen Dollar für humanitäre Soforthilfe gegeben haben", kritisierte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Dabei bezeichnet sich Boko Haram als Ableger des "Islamischen Staates", der in den arabisch dominierten Staaten Syrien und Irak am deutlichsten in Erscheinung tritt. Nachdrücklich appellierte die Menschenrechtsorganisation an die arabischen Staaten, bei dem am Mittwoch in Malabo in Äquatorial-Guinea beginnenden 4. Afrikanisch-Arabischen Gipfeltreffen großzügige humanitäre Hilfe für die Opfer von Boko Haram zur Verfügung zu stellen. Das Gipfeltreffen wird gemeinsam von der Afrikanischen Union und der Arabischen Liga organisiert.

Im Nordosten Nigerias droht ein Massensterben, denn aufgrund der ständigen Bedrohung durch Boko Haram konnten die Bauern zum Teil jahrelang ihre Felder nicht bestellen. Ohne schnelle zusätzliche Zuwendungen von Regierungen können humanitäre Organisationen allein die drohende humanitäre Katastrophe nicht abwenden. Bislang sind nur 39 Prozent der von Hilfsorganisationen im Jahr 2016 benötigten 484 Millionen US-Dollar durch internationale Zusagen gedeckt. Die wichtigsten Geberländer sind dabei Großbritannien, die USA, die Europäische Union, Deutschland und die Schweiz.

Es fehlen vor allem Nahrungsmittel. Allein in Nigerias Bundesstaat Borno benötigen mindestens 4,4 Millionen Menschen dringend humanitäre Hilfe. Besonders schlimm steht es um die Kinder im Alter von unter fünf Jahren. Jede Stunde sterben bis zu neun Kinder an den Folgen von Unterernährung. In manchen Bezirken Bornos leiden bis zu 50 Prozent der Kleinkinder an akutem Hunger. Die Vereinten Nationen warnten in der vergangenen Woche, dass bis zu 75.000 Kindern der Hungertod drohe, wenn die internationale Gemeinschaft nicht endlich handeln würde.

Während im Nordosten Nigerias 1,8 Millionen Zivilisten vor Boko Haram auf der Flucht sind, sind es mit den Entwurzelten in den angrenzenden Regionen der Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad insgesamt rund 2,6 Millionen. In diesen Staaten sind aufgrund des Terrors von Boko Haram 14 Millionen Zivilisten auf humanitäre Hilfe angewiesen. Rund 480.000 Kinder leiden unter Mangel- oder Unterernährung.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 22. November 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. November 2016

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