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AFRIKA/666: Zentralafrikanische Republik brauch mehr Aufbau-Hilfe


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 16. November 2017

Zentralafrika: Weltsicherheitsrat will mehr Blauhelme entsenden - Schutz der Zivilbevölkerung muss verstärkt werden - Zentralafrikanische Republik braucht mehr Aufbau-Hilfe


In der umkämpften Zentralafrikanischen Republik muss die Zivilbevölkerung besser geschützt werden, fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Es ist zwar ein wichtiges Signal, dass der Weltsicherheitsrat am Mittwochabend beschlossen hat, die UN-Friedenstruppe MINUSCA zu verstärken und zusätzlich 900 Blauhelme dorthin zu entsenden. Doch die dann insgesamt 11.650 UN-Sicherheitskräfte werden nicht ausreichen, um in den ländlichen Gebieten die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Denn das Land ist fast doppelt so groß wie Deutschland und Armee sowie Polizei sind nicht in der Lage, Zivilisten wirksam vor Übergriffen von Milizen zu schützen, die um die Macht und den Zugang zu Bodenschätzen kämpfen", warnte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Im ersten Vierteljahr 2017 flohen 215.000 Menschen vor der Gewalt. Rund 1,1 der fünf Millionen Bewohner des Landes sind auf der Flucht.

Dringend forderte die GfbV mehr Hilfe für den Wiederaufbau und die humanitäre Versorgung der Zivilbevölkerung in der Zentralafrikanischen Republik. Mit 2,4 Millionen Menschen ist fast die Hälfte der Bevölkerung auf internationale Nahrungsmittelhilfe angewiesen, um zu überleben. Der Staat gilt als das ärmste Land der Welt. Doch nur 37 Prozent der von Hilfsorganisationen für das Jahr 2017 benötigten Gelder sind bislang durch Zusagen von Geberländern gedeckt.

Die Milizen missbrauchen immer wieder die Religion, um Spannungen zwischen Christen und Muslimen anzuheizen. So werden in der Stadt Bangassou 2.000 muslimische Flüchtlinge, die sich in ein christliches Seminar geflüchtet haben, von vermeintlich christlich orientierten Milizen belagert. Ähnliches widerfährt Christen in muslimisch dominierten Regionen.

Der katholische Kardinal Dieudonné Nzapalaïnga und der Imam Kobine Layama riefen am Dienstag gemeinsam zu Ruhe und Frieden auf, nachdem bei einem Terroranschlag auf eine Musikgruppe in einem Café am vergangenen Samstag in der Hauptstadt Bangui sieben Menschen getötet und 20 verletzt worden waren. Sechs der Musiker, die sich seit Jahren für Frieden und Verständigung einsetzen, wurden bei dem Angriff mit Brandsätzen verletzt. Ozaguin, der prominente Sänger des Musikensembles, zeigte sich tief erschüttert, weil er mit seinem Konzert in einem überwiegend von Muslimen bewohnten Viertel auch ein Zeichen für Frieden setzen wollte.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 16. November 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. November 2017

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