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EUROPA/538: Jahrestag Srebrenica - Mitschuld Frankreichs und Großbritanniens nicht länger verschweigen


Presseerklärung vom 11. Juli 2011

16. Jahrestag des Massakers von Srebrenica (11. Juli 1995)

Mitschuld Frankreichs und Großbritanniens am Völkermord in Bosnien nicht länger verschweigen!


Anlässlich des 16. Jahrestages des Massakers von Srebrenica appelliert die GfbV an Medien, Öffentlichkeit und Politik, die Schuld der Regierungen Frankreichs und Großbritanniens sowie das Versagen der deutschen Bundesregierung während des Völkermords in Bosnien und Srebrenica nicht länger zu verschweigen. Ebenso wenig dürfe das Versagen der damaligen deutschen Bundesregierung Kohl/Kinkel vergessen werden.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation haben die Regierungen von Francois Mitterand und John Major den Angriffskrieg der serbischen Armee und der serbischen Milizen gegen Bosnien-Herzegowina 1992-1995 unterstützt. So haben französische, britische und kanadische Oberkommandierende der UN-Truppen vor Ort die angreifenden serbischen Truppen auf vielerlei Weise begünstigt und die kontinuierlichen Angriffe auf zivile Objekte nicht verhindert.

Der Menschenrechtler Simon Wiesenthal, der ehemalige Kommandeur der Freiheitskämpfer des Warschauer Ghettos Marek Edelman, Elie Wiesel, Alain Finkielkraut, Bernard-Henri Lévy, Susan Sontag und André Glucksmann haben damals das Schweigen oder die Mitschuld Europas immer wieder gegeißelt und Konsequenzen aus dem Holocaust gefordert. Auch die GfbV, deren Arbeit von den meisten der oben genannten Persönlichkeiten unterstützt wurde, erhob damals schwere Vorwürfe: "Es kann nicht sein, dass Deutsche und Europäer nur Völkermord der Vergangenheit bedauern und "bewältigen" und gegenwärtigen Genozid nicht zur Kenntnis nehmen." In Srebrenica marschierten am 11. Juli 1995 serbische Truppen ein und ermordeten 8.372 Bosniaken, die in der sogenannten UN-Schutzzone Zuflucht gesucht hatten.

Auch die Regierung Kohl/Kinkel blieb tatenlos. Statt für eine Intervention einzutreten, forderte sie ein Waffenembargo für die Region - zu einer Zeit, als Serbien über die gesamte Waffenindustrie Jugoslawiens verfügte und die Eingeschlossenen von Sarajevo, Bihac, Tuzla, Gorazde, Zepa und Srebrenica sich mit kümmerlichen Waffenbeständen wehren mussten.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker appelliert an die Europäische Kommission, die Europäische Union, den Europarat, die NATO, aber auch die USA und die Vereinten Nationen, die durch Angriffskrieg, Völkermord und Massenvertreibungen von den westlichen Ländern in Dayton geschaffene De-facto-Teilung Bosnien-Herzegowinas zu beenden und funktionierende Institutionen für das gesamte Territorium des Landes durchzusetzen, um eine echte Wiedervereinigung nach dem deutschen Vorbild herbeizuführen.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 11. Juli 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2011