Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

EUROPA/545: Brasilien - CeBIT-Ehrengast soll indigene Völker im Regenwald retten


Presseerklärung vom 5. März 2012

Appell an CeBIT-Ehrengast Rousseff:

Retten Sie die indigenen Völker im Regenwald!
Verhindern Sie die Novellierung des Waldgesetzes!


Rettung in allerletzter Minute für den Wald in Brasilien und die darin lebenden indigenen Gemeinschaften - das erhoffen sich die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und Rettet den Regenwald e.V. von der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff. Die Menschenrechtler und Umweltschützer wenden sich deshalb während der Eröffnungsveranstaltung der CeBIT 2012 am Montag in Hannover mit einer Mahnwache an den CeBIT-Ehrengast. Rousseff soll durch ihr Veto das neue Waldgesetz (Código Forestal) in ihrem Land verhindern, das am Dienstag (6.3.) verabschiedet werden soll und für die Ureinwohner und die Natur katastrophale Folgen hätte. Eine Fläche so groß wie Deutschland, Österreich und Italien zusammen wäre zur Abholzung freigegeben.

Das neue Gesetz würde in Brasilien zu einer deutlichen Zunahme der Abholzung im Regenwald führen und damit auch das Überleben vieler indianischer Gemeinschaften gefährden, befürchtet die GfbV-Referentin für indigene Völker, Yvonne Bangert. Der Schutz der Waldgebiete würde zu Gunsten der Agrarindustrie und ihrer Suche nach immer mehr Anbauflächen zum Beispiel für Soja oder Weideflächen für Rinder ausgehöhlt. Einer zunehmenden Entwaldung besonders schutzlos ausgesetzt wären die geschätzt 70 Völker in freiwilliger Abgeschiedenheit. Auch für den Klimaschutz wäre die Novelle ein deutlicher Rückschritt. Die illegalen Holzfäller sollten auch künftig bestraft und die gerodeten Flächen wieder mit der ursprünglichen Vegetation aufgeforstet werden, fordert David Vollrath von Rettet den Regenwald e.V. Es gelte, Millionen Hektar Regenwald vor der Zerstörung zu bewahren.

Das neue Gesetz sieht vor, dass Waldbesitzer künftig statt 80 Prozent nur noch 50 Prozent des Waldes auf ihrem Land erhalten müssen. Illegaler Holzeinschlag wird amnestiert. Ein geschützter Streifen von bis zu 100 Metern entlang der Flüsse soll deutlich schmaler werden. Dies verschlechtert dann die Wasserqualität und fördert die Erosion. Darunter werden die Fischbestände leiden, die ihrerseits wichtige Lebensgrundlage für die Indianer sind. Die große Mehrheit der brasilianischen Bevölkerung lehnt es ab, dass weiter Regenwald abgeholzt wird. 200 Organisationen aus Brasilien und vielen anderen Ländern haben bereits im Mai 2011 in einer gemeinsamen Erklärung die geplante Gesetzesänderung zurückgewiesen. Im Juni 2012 findet die UNO-Klimakonferenz Rio+20 in Brasilien statt. Eine Novellierung des Waldgesetzes wäre das falsche Signal für den Klimaschutz.


*


Quelle:
Presseerklärung Hannover/Göttingen, den 5.3.2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2012