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LATEINAMERIKA/077: Chile - Mapuche-Bauern sind keine Terroristen!


Presseerklärung vom 24. Oktober 2014

Chilenische Präsidentin zu Gast in Berlin (27.10.2014)

"Friedliche Mapuche-Bauern sind keine Terroristen, Frau Bachelet!"

Ringen der indigenen Gemeinschaften in Chile um Landrechte darf nicht kriminalisiert werden



Anlässlich des Staatsbesuchs der chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet am kommenden Montag in Berlin macht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die unerträgliche Kriminalisierung von Mapuche-Bürgerrechtlern in dem südamerikanischen Land aufmerksam. "Immer wieder werden Mapuche-Indianer als Terroristen vor Gericht gestellt, nur weil sie mit Mitteln des friedlichen Widerstands ihre Landrechte durchsetzen wollen", kritisiert die GfbV-Referentin für indigene Völker, Yvonne Bangert. Um den Ureinwohnern zu helfen, hat die in Göttingen ansässige Menschenrechtsorganisation Bundespräsident Joachim Gauck darum gebeten, von Frau Bachelet die Abschaffung des chilenischen Antiterrorgesetzes zu fordern. "Dieses Regelwerk stammt noch aus der Zeit der Pinochet-Diktatur. Es lässt Menschen, die nur von und auf ihrem eigenen Land leben möchten, nach fragwürdigen Prozessen für lange Zeit hinter Gefängnismauern verschwinden. Ein neues Gesetz mit einem anderen Namen, das zurzeit offenbar vorbereitet wird und wesentliche Inhalte des Antiterrorgesetzes übernimmt, kann den Konflikt nicht lösen."

Die Mapuche fordern die zügige Rückgabe des ihnen vor allem während der Pinochet-Diktatur (1974 bis 1990) geraubten Landes durch die 1993 gegründete nationale Organisation für indigene Belange CONADI. Außerdem bitten sie um Hilfe beim Aufbau einer Versorgung mit regenerativen Energien, um von staatlichen Energiekonzernen unabhängig zu werden. "Wenn Mapuche Land zurückbekommen, ist es oft nicht mehr nutzbar, weil es durch die vorherige Nutzung mit Monokulturen wie Eukalyptus ausgelaugt und durch Pestizide verseucht ist", berichtet Bangert. "Darauf haben uns die beiden traditionellen Mapuche-Sprecher José Catrilao und Manuel Chocori bei einem Besuch im Oktober ausdrücklich hingewiesen. Sie wünschen sich Unterstützung bei der Erstellung von Umweltgutachten, um diese Zerstörungen nachzuweisen, aber auch als Voraussetzung für neue Projekte." Fast die Hälfte der etwa 1,5 Millionen Mapuche lebt heute in städtischen Gebieten von Chile, denn sie haben nicht genug fruchtbares Land für alle.

Ein besonderes Anliegen ist den Mapuche die konsequente Umsetzung der UN-Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, die den Mapuche Mitbestimmungsrechte in allen sie betreffenden Angelegenheiten zuspricht und die Chile auch ratifiziert hat, aber kaum beachtet.

Während des Lateinamerikatages in Köln (28.10.), zu dem Frau Bachelet als Ehrengast erwartet wird, werden die GfbV, die beiden Mapuche-Sprecher aus Chile und Unterstützer aus Deutschland den Forderungen der chilenischen Ureinwohner mit einer Mahnwache Nachdruck verleihen.

Die Mahnwache am Dienstag, den 28.10.2014, findet von 17 Uhr an statt auf dem Gereonshof, Ecke Hildeboldplatz in 50670 Köln

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Berlin, den 24. Oktober 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Oktober 2014


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