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MELDUNG/065: 1700 Jahre "Mailänder Vereinbarung" - Neuen Pakt für religiöse Toleranz schließen!


Presseerklärung vom 19. September 2013

1700 Jahre "Mailänder Vereinbarung" (21.9.):

Neuen Pakt für religiöse Toleranz schließen! Bekenntnis zur Glaubensfreiheit ist wichtiger denn je zuvor!



Nach dem Vorbild der vor 1700 Jahren unterzeichneten "Mailänder Vereinbarung" sollte weltweit ein neuer Pakt für religiöse Toleranz geschlossen werden. Diese Forderung hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erhoben. "Das Bekenntnis zur Glaubensfreiheit ist heute wichtiger denn je", erklärte die in Göttingen ansässige internationale Menschenrechtsorganisation, die sich weltweit für Religionsfreiheit einsetzt. "Denn nicht nur Christen werden im Jahr 2013 wegen ihres Glaubens verfolgt, sondern auch schiitische und sunnitische Muslime, Ahmadiyyah, Buddhisten, Hindu, Bahai'i, Mandäer, Juden, Falun-Gong-Anhänger und viele andere Religionsgemeinschaften. In Zeiten wachsender religiöser Intoleranz sollten Gläubige aller Religionsgemeinschaften zusammenstehen und sich gemeinsam für mehr Respekt der Glaubensfreiheit einsetzen."

Mit einer zentralen Feier im serbischen Nis wird am kommenden Samstag der Unterzeichnung der "Mailänder Vereinbarung" im Jahr 313 nach Christus gedacht. In der von den römischen Kaisern Konstantin I., dem Kaiser des Westens, und Licinus, dem Kaiser des Ostens, unterzeichneten Erklärung sichern die damals mächtigsten Herrscher Europas nicht nur Christen, sondern allen Menschen das Recht zu, frei ihren Glauben zu wählen und zu praktizieren.

"Heute sind es nicht mehr nur Regierungen und Behörden wie im Iran, in China und Vietnam, die willkürlich ganze Glaubensgemeinschaften schikanieren", erläuterte der GfbV-Referent Ulrich Delius. "Erschwert wird der Einsatz für mehr Religionsfreiheit heute dadurch, dass nicht-staatliche Akteure mit Ausgrenzung, Übergriffen und Terror die größte Gefahr für Gläubige sind. Oft treten sie als religiöse Extremisten auf und begründen ihre verbalen Ausfälle und ihren Terror mit dem vermeintlichen Schutz ihrer eigenen Religion. Meist verbergen sich hinter dieser Intoleranz aber auch ganz andere Interessen. Vielen dieser Brandstifter geht es um die Sicherung politischer Macht und nicht um Religion. Sie instrumentalisieren Religion, um sich auf Kosten von Gläubigen politisch zu profilieren." So sind Christen in Nigeria ins Fadenkreuz des Terrors der Sekte Boko Haram geraten.

Besonders besorgt ist die GfbV über die Eskalation religiöser Intoleranz in Süd- und Südostasien. "Wenn in Bangladesch buddhistische Schreine von Extremisten in Brand gesetzt werden, dann dauert es oft nur Stunden, bis in Burma zur Vergeltung Moscheen brennen oder in Sri Lanka muslimische Geschäfte zerstört werden", berichtete Delius. "In Indien werden von radikalen Hindu Muslime und Christen ausgegrenzt und immer wieder Opfer von Gewalt. Und in Pakistan werden Schiiten, Christen und Ahmadiyyah von sunnitischen Extremisten als Freiwild angesehen und mit Bombenanschlägen oder Anklagen wegen Blasphemie überzogen." Selbst in bislang toleranten Ländern wie in Indonesien werden Andersgläubige wie Christen, Schiiten und Ahmadiyyah immer häufiger diskriminiert und an der Ausübung ihres Glaubens gehindert.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 19. September 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2013