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MELDUNG/075: Memorandum zum Frauentag - Frauen sind Leidtragende von Krieg und Gewalt


Presseerklärung vom 6. März 2014

Zum Internationalen Frauentag
Erschütternde Frauenschicksale in aller Welt sind Ergebnis fehlgeschlagener Politik

GfbV fordert konsequenten Einsatz Deutschlands für den Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegen



Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März veröffentlicht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ein Memorandum, in dem Schicksale von Frauen in Kriegen, auf der Flucht und in Nachkriegsgesellschaften dokumentiert werden. "Weltweit erfahren sechs von zehn Frauen während ihres Lebens körperliche und sexuelle Gewalt. In Kriegen oder Konflikten wie heute in Syrien, in Darfur im Westsudan und im Südsudan wird Vergewaltigung zunehmend als Mittel der Kriegsführung eingesetzt. Die GfbV sieht die erschütternden Frauenschicksale auch als das Ergebnis oftmals vollkommen verfehlter Politik: Wegschauen, Aussitzen und fehlende Prävention von Konflikten führen dazu, dass Gewalt auf den Rücken von Frauen ausgetragen wird. Daher fordert die GfbV von der Bundesregierung einen konsequenten Einsatz für den Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegen. Dieses Engagement darf sich nicht mit dem Verfassen von Strategiepapieren begnügen, sondern muss konsequent die Opfer weltweit im Blick haben und sich wie ein roter Faden durch Deutschlands internationales Auftreten ziehen", erklärt GfbV-Referentin Sarah Reinke stellvertretend für die Menschenrechtsorganisation.

In besonders großer Gefahr schweben Frauen und Mädchen, Alleinstehende, Schwangere oder alte Frauen auf der Flucht. Obwohl der UNHCR für sie besondere Schutzmaßnahmen fordert, reichen diese längst nicht aus, wie die Beispiele aus Darfur, dem Südsudan, Eritrea oder Nordkorea zeigen. Hier werden Frauen beim Wasser holen oder Feuerholz sammeln vergewaltigt und misshandelt, in Foltergefängnissen gequält oder von China nach Nordkorea abgeschoben, obwohl dort Arbeitslager droht.

Frauen, gerade auch Angehörige indigener Völker, können sich ausgeliefert fühlen, ohne dass Waffen direkt zum Einsatz kommen: So geht es den Adivasi-Frauen in Indien, die als Hausmädchen versklavt und missbraucht werden. Bis zu 3.000 Frauen der Indianer, Inuit und Métis in Kanada sollen in den vergangenen Jahrzehnten verschwunden oder ermordet worden sein. Sie werden von Politik und Behörden ignoriert. Zudem werden die Verbrechen unzureichend oder gar nicht aufgeklärt.

Für Deutschland ist das Ausmaß von Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen und Mädchen, wie sie in vielen anderen Teilen der Welt bis heute selbstverständlich ist, zwar unvorstellbar. Aber auch hier leiden Frauen unter Ausbeutung und werden teils wie Sklavinnen gehalten. Daher ist die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Novellierung des Prostitutionsgesetzes von 2002 von äußerster Dringlichkeit: Das Mindestalter für Prostituierte sollte auf 21 Jahre heraufgesetzt und die Ausübung der Prostitution nur als selbständige Erwerbsarbeit erlaubt werden. Regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen könnten wichtige Kontakte zur Außenwelt ermöglichen sowie auch eine Anmeldung bei der Polizei, die so ihrer Schutzverpflichtung eher nachkommen könnte. Prostitutionsbetriebe sollten der Erlaubnispflicht unterliegen. Die steuerliche Anmeldung der Prostituierten würde Transparenz, eine Krankenversicherung und Altersvorsorge ermöglichen.

Mindestens die Hälfte der rund 400.000 Prostituierten in Deutschland sind Angehörige von Minderheiten, die auch in ihren Heimatstaaten in Südost- und Osteuropa oder Afrika unterdrückt werden. Sie suchen ein besseres Leben in Deutschland, geraten jedoch häufig in die Hände von Menschenhändlern, die Kapital aus ihrem Körper schlagen und sie zur Prostitution zwingen.

Umso bewundernswerter ist es, wie Frauen aus diesen Kreisen für sich und andere ihre Stimme erheben, aus der ihnen zugedachten Rolle heraustreten und unzählige Projekte, Aktionen, Friedensmärsche, Demonstrationen, Mahnwachen, gemeinsame Aktivitäten mit und für andere Frauen ins Leben rufen. Beispiele hierfür gibt es aus Bosnien oder auch aus Tschetschenien, wo die Frauenrechte im Namen des Diktators Ramzan Kadyrow systematisch verletzt werden - toleriert vom russischen Präsidenten Wladimir Putin.

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Quelle:
Presseerklärung Berlin/Göttingen, den 6. März 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2014