Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

MELDUNG/078: Welt-Roma-Tag - Bleiberecht für Roma-Kinder aus dem Kosovo in Deutschland gefordert


Presseerklärung vom 7. April 2014

Internationaler Tag der Roma (8. April)

"Fassen Sie sich ein Herz, Frau Bundeskanzlerin!"
Gesellschaft für bedrohte Völker, Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sowie Amaro Drom fordern Bleiberecht für Kinder der Roma aus dem Kosovo



"Fassen Sie sich ein Herz, Frau Bundeskanzlerin! Geben Sie "unseren" Roma-Kindern eine Zukunft in Deutschland!" Mit diesem gemeinsamen Appell für ein Bleiberecht der in Deutschland aufgewachsenen oder hier geborenen Kinder der Roma aus dem Kosovo haben sich die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sowie die Roma-Jugendorganisation Amaro Drom anlässlich des internationalen Roma-Tages am 8. April an Angela Merkel gewandt. Außerdem baten die Organisationen alle Bundestagsabgeordneten sowie die Innenminister und -senatoren des Bundes und der Länder um Unterstützung.

"2013 blieben Zehntausende Ausbildungsplätze in Deutschland unbesetzt: Wir brauchen diese 5.000 bis 6.000 Kinder und Jugendlichen, in deren Integration und Schulbildung soviel investiert wurde! Ihnen und ihren Familien hier endlich einen sicheren Aufenthalt zu gewähren, stünde Deutschland gut zu Gesicht. Denn 1999 haben auch deutsche Soldaten während der Befreiung des Kosovo tatenlos dabei zugesehen, wie die Angehörigen der Roma-Minderheiten von nationalistischen Albanern mit Gewalt aus dem Land getrieben wurden: 14.000 ihrer rund 19.000 Häuser wurden zerstört, 75 ihrer Stadtteile und Dörfer dem Erdboden gleichgemacht." Durch Morde, Verschleppungen, Vergewaltigungen, Folter und Drohungen verängstigt, ergriffen mindestens 120.000 der vorher rund 150.000 Roma, Aschkali und Kosovo-Ägypter die Flucht. Auch deshalb habe Deutschland eine besondere Verantwortung für die Roma aus dem Kosovo. Nach jahrelangem Aufenthalt in Deutschland sei es unmenschlich, die Betroffenen nun wieder fortzujagen, zumal gerade die Kinder kein anderes Zuhause kennen, deutsch sprechen und hier zur Schule gingen.

Nachdrücklich wurde in dem Appell die Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention gefordert: Das Wohl des Kindes müsse auch im Mittelpunkt deutscher Flüchtlingspolitik stehen. Noch rund 10.500 Roma aus dem Kosovo droht die Abschiebung aus Deutschland. Die Hälfte von ihnen sind Kinder, zwei Drittel von ihnen wurden hier geboren und sind hier aufgewachsen. Wie die täglichen Berichte des GfbV-Repräsentanten vor Ort und UNICEF-Studien zur Lage der Kinder und Jugendlichen im Kosovo zeigen, haben abgeschobene Roma-Kinder dort "schlechte Bildungschancen, keine ausreichende medizinische Versorgung und kaum gezielte Integrationsangebote". Da sie kaum Albanisch oder Serbisch sprechen, werden sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Sie sind im Kosovo von Perspektivlosigkeit und extremer Armut bedroht. Außerdem werden Roma häufig Opfer von Menschenrechtsverletzungen.


Der Welt-Roma-Tag wird seit dem ersten internationalen Kongress der Sinti und Roma am 8. April 1971 in London begangen.

*

Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 7. April 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2014