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MELDUNG/097: "Arctic Frontiers"-Konferenz - GfbV fordert Mitbestimmungsrecht für indigene Völker


Presseerklärung vom 16. Januar 2015

"Arctic Frontiers"-Konferenz in Tromsø (18.-23.1.2015)

GfbV fordert Mitbestimmungsrecht für die indigene Bevölkerung der Arktis



"Während in Tromsø über Klima und Energie gesprochen wird, sind die indigenen Bewohner der Arktis, in Russland, Skandinavien und Nordamerika, täglich mit den Folgen der schonungslosen Erdöl- und Gasförderung sowie des Klimawandels konfrontiert. Ihr Recht auf Mitbestimmung über das, was auf ihrem Land passiert, wird in vielen Teilen der Arktis systematisch gebrochen", erklärt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV).

Besonders dramatisch ist die Situation der indigenen Bevölkerung in der russischen Arktis. Sie gerät auch politisch immer mehr unter Druck. Im November 2014 versuchten die Regionalbehörden von Murmansk, den Kongress der russischen Samen zu unterwandern. Nur 65 von 120 akkreditierten Teilnehmern wurden zugelassen. "Während des Kongresses stellten Vertreter von Behörden die Legitimität des Samenparlamentes in Frage. Mitglieder des Parlamentes wurden bezichtigt, von westlichen Geldgebern abhängig zu sein und westliche Interessen zu vertreten", klagt Sarah Reinke, GUS-Referentin der Gesellschaft für bedrohte Völker. In der autonomen Republik Komi wehrt sich die indigene Bevölkerung seit Frühjahr 2014 gegen den Ölkonzern Lukoil. Bewohner von zwölf Dörfern in den Bezirken Ischma und Usinks beklagten, dass die Ölförderung nicht der Entwicklung ihrer Region diene, sondern ihre Lebensgrundlage zerstöre. In Unternehmensentscheidungen wurden sie nicht einbezogen. Erst kürzlich haben Explorationsarbeiten für neue Bohrungen nahe mehrerer Dörfer stattgefunden.

Auch in Alaska klagen indianische Gemeinden über die Verletzung ihrer Souveränitätsrechte. Die U.S. Indian Law and Order Commission kritisierte in einer Studie, dass die von ihr untersuchten 75 indianischen Dörfer quasi rechtsfreier Raum seien. Die Lebenshaltungskosten seien sehr hoch, der Zustand von Wohnungen und sanitären Einrichtungen mangelhaft. Bei Kritik wird erwidert, sie könnten ja in größere Siedlungen mit mehr Komfort ziehen. Doch für viele Gemeinschaften ist der Verlust der Heimat unerträglich. "Dabei geht es auch anders", sagt Yvonne Bangert, GfbV-Referentin für indigene Völker. Im Dezember 2014 verkündete US-Präsident Obama ein unbefristetes Moratorium für die Gas- und Ölförderung in küstennahen Gewässern in der Bristol Bay am Beringmeer. Damit ist diese Region dauerhaft vor der Öl- und Gasindustrie geschützt. Das Moratorium gilt jedoch nicht für die Rohstoffförderung auf dem Festland. Die indianischen Gemeinschaften müssen dort um die für sie existenziell wichtigen Lachsbestände fürchten, die durch die Goldmine Pebble Mine gefährdet werden. Sie fordern eine Umweltstudie, bevor diese Goldmine in Betrieb gehen darf.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 16. Januar 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Januar 2015


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