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NAHOST/200: Bundesregierung darf syrische islamistische Opposition nicht länger unterstützen


Presseerklärung vom 5. August 2013

Syrien: Islamisten führen offenen Krieg gegen Kurden und andere Minderheiten

Bundesregierung darf syrische islamistische Opposition nicht länger unterstützen



Dringend hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Bundesregierung am Montag dazu aufgefordert, die islamistische syrische Opposition nicht zu unterstützen. "Die Politik der von den islamistischen Muslimbrüdern kontrollierten Syrischen Nationalen Koalition darf auf keinen Fall mit deutschen Steuergeldern mitfinanziert werden, denn deren bewaffnete Verbände führen einen offenen Krieg gegen Kurden, Christen und andere Minderheiten", erklärte der Präsident der GfbV-International, Tilman Zülch, in einem Brief an Außenminister Guido Westerwelle. "Auch diplomatische Unterstützung darf es nicht geben, solange kurdische und christliche Zivilisten oder religiöse Würdenträger Opfer von Überfällen, Entführungen und Geiselnahmen werden, die die Islamisten zu verantworten haben." Die Bundesregierung will ein "Verbindungsbüro" der syrischen islamistischen Opposition in Berlin finanzieren. Darüber wurde bisher weder die deutsche Öffentlichkeit noch die Opposition ausreichend informiert, kritisierte die GfbV.

Angriffe der Islamisten haben unter Kurden und anderen Minderheiten bereits viele Opfer gefordert. So stürmten am 31. Juli der syrische Al-Kaida-Zweig al Nusra-Front und andere islamistische Brigaden der so genannten freien syrischen Armee die beiden kurdischen Siedlungen Til Hasil und Til Aran etwa 30 Kilometer südöstlich von Aleppo. Bei dem Angriff sollen nach Angaben eines kurdischen Politikers aus der Region die Islamisten mindestens 70 Kurden, vor allem Frauen und Kinder, erschossen haben. Mindestens 700 Kurden sollen verschleppt worden sein oder gelten als vermisst, Tausende Menschen sind geflohen. Häuser der Kurden seien geplündert und das Vieh geraubt worden. Die beiden Orte liegen außerhalb des von Kurden kontrollierten Gebiets in Syrien.

Bereits vor einigen Tagen sollen Kämpfer der syrischen islamistischen Opposition vier alawitische Dörfer im Norden der syrischen Mittelmeerprovinz Latakiya an der Grenze zur Türkei überfallen und 150 Alawiten ermordet haben.

Von den beiden christlichen Bischöfen, die am 22. April 2013 von einer bewaffneten islamistischen Gruppe entführt wurden, fehlt bis heute jede Spur. Ibrahim Hanna, Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche von Aleppo, und Bischof Boulos Yazigi von der griechisch-orthodoxen wurden in der Nähe von Aleppo verschleppt. Ihr Fahrer, ein Diakon, wurde von den Entführern bei dem Überfall erschossen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 5. August 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. August 2013