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NAHOST/213: Libyen - Sieben ägyptische Christen ermordet


Presseerklärung vom 25. Februar 2014

Gefahr für Christen in Libyen

- Sieben ägyptische Kopten in Libyen ermordet
- Christen in Libyen müssen besser geschützt werden



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat einen besseren Schutz von koptischen Christen aus Ägypten in Libyen gefordert. "Kopten dürfen in Libyen nicht länger wie Freiwild behandelt werden", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Libyen muss ein Mindestmaß an Sicherheit für die christliche Minderheit garantieren. Andernfalls ist die Glaubensfreiheit in dem mehrheitlich muslimischen Staat nicht mehr gewährleistet." Am Montag waren am Mittelmeerstrand eines Vorortes der Stadt Benghazi die Leichen von sieben Kopten gefunden worden. Die aus Ägypten stammenden Personen wurden offensichtlich durch Kopfschüsse getötet.

Nicht zum ersten Mal werden in Libyen nach dem Sturz von Diktator Gaddafi koptische Christen und ihre Einrichtungen angegriffen. So wurden bei einem Bombenanschlag im Dezember 2012 auf eine koptische Kirche in der Stadt Misrata zwei Menschen getötet und drei Personen verletzt. Im März 2013 wurde ein Brandanschlag auf die bedeutendste koptische Kirche in Benghazi verübt. Das Gotteshaus ist seither geschlossen. In der Stadt leben rund 3.000 koptische Christen. Der in der Gemeinde tätige Priester Vater Boula und einer seiner Mitarbeiter waren am 28. Februar 2013 bereits schon einmal angegriffen und bedroht worden.

Im Frühjahr 2013 waren auch mehr als 100 Kopten festgenommen worden. Ihnen wurde vorgeworfen, in dem islamischen Staat zu missionieren. Auch ein christlicher Buchhändler wurde verhaftet und tausende Bibeln wurden beschlagnahmt. Der Buchhändler wurde bezichtigt, die Gebetsbücher in den Umlauf gebracht zu haben. Der Beschuldigte bestritt jedoch die Vorwürfe. Nach massiven Protesten in Ägypten wurden die Inhaftierten später freigelassen.

Lebten während Gaddafis Herrschaft rund 300.000 ägyptische Kopten in Libyen, so umfasst die Gemeinde heute nur noch rund 10.000 Menschen. Die meisten von ihnen sind Ärzte, Ingenieure, Lehrer und Arbeiter. Doch ein Großteil der Migranten hat das Land verlassen, da sich die wirtschaftliche Entwicklung aufgrund der anhaltenden bewaffneten Auseinandersetzungen und politischen motivierten Morde deutlich verschlechterte.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 25. Februar 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Februar 2014