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AKTION/474: Brief an Paraguays Präsidenten soll Bedrohung für unkontaktiertes Volk stoppen (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 12. Januar 2010

Brief an Paraguays Präsidenten soll Bedrohung für unkontaktiertes Volk stoppen


Die Menschenrechtsorganisation Survival International hat folgenden offenen Brief an Paraguays Staatspräsidenten Fernando Lugo gerichtet. Der Brief soll Aufmerksamkeit auf die Notlage eines unkontaktierten Volkes in Paraguay lenken. Die letzten Stücke der Wälder, auf welche die Ayoreo-Totobiegosode [1] für ihr Überleben angewiesen sind, werden rapide und illegal von brasilianischen Viehzüchtern planiert.



Sehr geehrter Herr Präsident Lugo,

hiermit möchten wir Sie als Präsidenten von Paraguay dringend darum bitten die Vernichtung der Wälder zu stoppen, in denen das letzte unkontaktierte Volk außerhalb des Amazonasgebietes lebt.

Die unkontaktierten Ayoreo-Totobiegosode sind vollkommen auf den Wald, in dem sie leben, angewiesen. Ihn weiterhin abzuholzen bedeutet nichts anderes als ihre Häuser, ihre Gärten, Märkte, Supermärkte, Geschäfte, Büros, Straßen, Bibliotheken, Museen und Kinos in einem Zug zu zerstören. Es bedeutet nichts anderes als ihr Leben zu zerstören - und dies endgültig.

Wir möchten Sie hiermit an Ihr Versprechen erinnern, dass Sie hinsichtlich der indigenen Völker an dem Tag Ihres Amtsantritts gegeben haben:

"Von heute an wird dieses Land nicht nur durch ihre Kultur geschützt, sondern auch durch das Gesetz. Kein Weißer, der indigenes Land kauft oder verkauft, der Indigene demütigt oder verfolgt, wird jemals wieder straffrei davonkommen. Jedes Verbrechen gegen Indigene wird verurteilt."

Die Notlage der Totobiegosode verdeutlicht, dass Sie Ihr Versprechen gebrochen haben. Ihr Land wird weiterhin vom brasilianischen Viehzucht-Unternehmen Yaguarete Pora S.A. [2] abgeholzt, obwohl ihnen die Arbeitserlaubnis auf diesem Gebiet durch Paraguays Umweltbehörde entzogen wurde. Auch verbannte Yaguarete alle Regierungsvertreter von dem Land und dementierte öffentlich jede illegale Handlung.

Wenn Sie die Vernichtung des Gebietes der Totobiegosode nicht stoppen, verletzen Sie das Völkerrecht, verankert im ILO 169, dem Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation.

Die Totobiegosode werden verschwinden, wenn der Planierung ihres Landes nicht sofort Einhalt geboten wird. Sie gehören zu den verletzlichsten Bewohnern Paraguays. Ihr Immunsystem besetzt keinerlei Resistenz gegen die Krankheiten der Außenwelt.

Survival fordert Sie daher auf, die Waldzerstörung zu stoppen und die Totobiegosode als rechtmäßige Besitzer anzuerkennen. Wir bitten Sie darum, dass Ihre Regierung beispielhaft im Umgang mit unkontaktierten Völkern handelt.


Survival International ist eine weltweit aktive Nicht-Regierungsorganisation, die sich für die Rechte von indigenen Völkern einsetzt.

[1] http://www.survival-international.de/stammesvolker/ayoreo
[2] http://www.survival-international.de/nachrichten/5131


*


Quelle:
Pressemitteilung vom 12. Januar 2010
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalderstr. 4, 10405 Berlin
Telefon: 49 (0)30 72 29 31 08, Fax: 49 (0)30 72 29 73 22
E-Mail: info@survival-international.de
Internet: www.survival-international.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Januar 2010