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MUMIA/294: Es geht um Mumias Leben - Kommentar von Jürgen Heiser (jW)


junge Welt - Die Tageszeitung - Ausgabe vom 8. August 2009

Es geht um Mumias Leben

Kommentar von Jürgen Heiser


Mumia Abu Jamal, Jahrgang 1954, sitzt seit Juli 1982 in der Todeszelle. Das ehemalige Mitglied der Black Panther Party wurde am 9. Dezember 1981 in seiner Heimatstadt Philadelphia unter dem Vorwurf des Polizistenmordes verhaftet. Fest steht nur, daß er seinen Bruder Billy Cook in einer Verkehrskontrolle vor Mißhandlungen des weißen Polizisten Daniel Faulkner schützen wollte.

Am Ende der bis heute nie wirklich geklärten Auseinandersetzung lagen Mumia Abu-Jamal und Polizist Faulkner schwerverletzt auf dem Bürgersteig, der Schütze floh unerkannt vom Tatort. Faulkner erlag seinen Verletzungen, die Staatsanwaltschaft erklärte den stadtbekannten Polizeikritiker und politischen Aktivisten Abu-Jamal noch in der Nacht zum Täter. Konstruierte Beweise und erpreßte Falschaussagen lieferten im Juli 1982 das angestrebte Todesurteil nach.

Seit 1995 kämpft Abu-Jamal um die Wiederaufnahme seines Verfahrens. Möglich wurde das erst durch eine wachsende internationale Solidaritätsbewegung und ein aus Spenden finanziertes Team von Vertrauensanwälten. Juristisch schwinden die Aussichten auf einen neuen und fairen Prozeß, seit der Oberste Gerichtshof der USA am 6. April 2009 den Weg zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens ohne jede inhaltliche Begründung juristisch endgültig verbaut hat. Nun geht es nach der Gerichtssommerpause ab Oktober nur noch um die Frage, ob sich die Staatsanwaltschaft mit ihrem fanatischen Hinrichtungswillen durchsetzt oder der Oberste Gerichtshof anordnet, daß in einem neuen Juryprozeß wenigstens noch über das Strafmaß neuverhandelt wird. Dabei könnte am Ende eine Verurteilung zur lebenslanger Haft herauskommen. Das eröffnete Verteidigung und internationaler Solidaritätsbewegung wenigstens die Möglichkeit, weiterhin für die Freiheit Abu-Jamals zu kämpfen.

Entscheiden die obersten Richter aber auch in dieser Frage gegen Abu-Jamal, wäre es an Gouverneur Ed Rendell, der früher als Staatsanwalt gegen den kritischen Journalisten ermittelt hat, einen neuen Hinrichtungsbefehl zu unterzeichnen. Konnten die ersten beiden Befehle 1995 und 1999 noch verhindert werden, weil der Berufungsweg offen stand, so werden diese Einspruchmöglichkeiten ab Herbst ausgeschöpft sein. Die weltweite Solidaritätsbewegung steigert deshalb derzeit ihre Aktivitäten, um die Hinrichtung politisch zu verhindern. Die Verteidigung bereitet dazu eine Petition an US-Präsident Obama vor, die in Kürze ins Internet gestellt wird und auch per Post an die US-Regierung geschickt werden kann.

Informationen von Verteidigung und Solidaritätskampagne:
www.freedom-now.de


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Quelle:
junge Welt vom 08.08.2009
mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Redaktion
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. August 2009