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MUMIA/410: Zu Mumia Abu-Jamals Kolumnen in der Tageszeitung »junge Welt« (IVK)


Internationales Verteidigungskomitee (IVK) Bremen - 22. Januar 2011

»Die Mauern zwischen uns einreißen« - Zu Mumia Abu-Jamals Kolumnen in der Tageszeitung »junge Welt«


22.01.11 (von ivk) Seit dem 16. Dezember 2000 - also seit nunmehr über zehn Jahren - erscheint die wöchentliche Kolumne des zum Tode verurteilten US-Journalisten Mumia Abu-Jamal in der junge-Welt-Wochenendausgabe.

Es ist kein Zufall, daß gerade junge Welt als einzige Zeitung in Deutschland (aber auch weltweit) über einen so langen Zeitraum wöchentlich dem im Todestrakt weggesperrten unbequemen Journalisten Mumia Abu-Jamal ein Forum bietet, in dem er seine politischen Kommentare zum Zeitgeschehen zur Diskussion stellen kann. Die junge Welt zeigt damit, daß sie nicht nur ein Organ zur Herstellung von Gegenöffentlichkeit ist - bis in die Todestrakte hinein -, sondern sie sorgt auch dafür, daß ein Kollege, der wegen seiner Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen in den USA aus dem Weg geräumt werden soll, jetzt gerade öffentlich das Wort ergreifen kann.

Wer etwas über die Arbeitsbedingungen Mumia Abu-Jamals erfahren möchte, sollte sich noch einmal das Interview ansehen, das ich mit ihm gemacht habe und das wir anläßlich seiner 400. Kolumne unter dem Titel »Mumia Abu-Jamal im Gespräch: >...die Mauern zwischen uns einreißen<« in junge Welt dazu veröffentlicht haben:
http://www.freedom-now.de/news/artikel438.html


Dieses Interview zeigt, daß die Mauern des Todestrakts vieles erschweren, aber daß sie nicht verhindern können, daß Mumia in seiner Zelle schreibt und daß seine Manuskripte auf unterschiedlichsten Wegen zu uns gelangen.
Wichtig ist dabei, daß die Kolumnen in junge Welt auch für Mumia als jW-Autor eine besondere Bedeutung haben. Sie stimmen manchmal mit dem überein, was von ihm als gesprochene Kommentare auf www.prisonradio.org auf Englisch nachzuhören ist, aber oft weichen sie in der schriftlichen und eben manchmal für die deutschen LeserInnen auch neubearbeiteten Form davon ab. Und viele der in zehn Jahren in junge Welt veröffentlichten Kolumnen hat es so nie auf anderen Plattformen etc. gegeben.
Daß Mumia gerade seine deutschen LeserInnen am Herzen liegen, weil er von hier auch seit über zwanzig Jahren beharrliche und starke Unterstützung erhält, hat er in dem oben angeführten Interview erklärt. Auf die Frage, ob seine Kolumnen »der Weg [sind], wie Sie am Anfang gesagt haben, die Mauern zwischen drinnen und draußen niederzureißen...« antwortete er:

»Darum geht es mir, und es ist im Zusammenhang mit meinen Kolumnen in junge Welt ein weiterer wichtiger Punkt. Ich bekomme vielleicht nicht täglich, aber alle zwei Tage Briefe und Postkarten aus Deutschland. Es berührt mich sehr, daß Leute sich die Zeit nehmen, meine Artikel zu lesen. Nicht ganz zufällig schaue ich gerade auf meine Kolumne in der Wochenendausgabe der jW vom 19./20. Juli 2008 mit dem Titel >Dr. Watsons Genlabor<.

Frage: Wie ist das möglich?

Antwort: Vor einer Stunde wurde mir meine Post ausgehändigt und dabei war diese Ausgabe von junge Welt, die ich in Händen halte. Jemand aus Deutschland hat sie mir zugeschickt.

Frage: Sie können also die eigenen Artikel auch in Deutsch lesen?

Antwort: Ja, so gut ich kann. Mein Deutsch habe ich mir selbst beigebracht.« [Ende des Auszugs aus dem Interview]

Mumia liest also seine deutschen Kolumnen selbst und verbessert damit u.a. seine Deutschkenntnisse. Und er hilft uns, die Vorgänge der Innen- und Außenpolitik der USA und des Westens und der weltweiten Gegenbewegungen mit wachem Geist zu buchstabieren und trägt so mit dazu bei, daß wir Schritt für Schritt gemeinsam unseren politischen Analphabetismus überwinden und »...die Mauern zwischen uns einreißen«.
Deshalb meine/unsere Bitte: Lest, verbreitet und diskutiert Mumias Kolumnen. Sie sind in junge Welt oder hier (*) auf der Website unter NEWS-MUMIAS KOLUMNEN zu finden.
Das ist nur eine Möglichkeit, langfristig die Mauern der Todestrakte einzureißen. Aber nicht die schlechteste, weil sie gleichzeitig Verbindungen von drinnen nach draußen und wieder nach drinnen schafft und damit die eigentliche und unzerschlagbare Basis der engültigen Abschaffung der Todesstrafe.

Solidarische Grüße,

Jürgen Heiser
Übersetzer von Mumia Abu-Jamals Kolumnen



(*) http://www.freedom-now.de/news/index.html?cat=1

Hinweis der Schattenblick-Redaktion:
Die Kolumne wird auch veröffentlicht unter:
www.schattenblick.de -> Bürger und Gesellschaft -> Fakten -> Mumia


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Quelle:
Der Beitrag entstammt der Website www.freedom-now.de
mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Heiser
Internationales Verteidigungskomitee (IVK)
Postfach 150530, 28095 Bremen
Weitere Informationen siehe auch http://www.mumia.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Februar 2011