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APPELL/025: Ukraine-Konflikt führt die Welt an den Rand eines Atomkrieges (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 12. August 2015
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Ukraine-Konflikt führt die Welt an den Rand eines Atomkrieges

IPPNW-Appell an die Präsidenten der USA und Russlands


Die IPPNW-Präsidenten Ira Helfand (USA) und Vladimir Garkavenko (Russland) haben sich in einem eindringlichen Appell an die Präsidenten der USA und Russlands, Barack Obama und Wladimir Putin, gewandt. Sie fordern die Politiker auf, die Führung zu übernehmen und die gefährliche Situation im Ukrainekrieg zu entschärfen. Beide Staaten müssten klar stellen, dass der Konflikt eine Anwendung von Atomwaffen nicht rechtfertige. Sowohl die USA als auch Russland haben Atomwaffen in der Region stationiert. Beide Staaten planen Manöver in der Region, die atomare Systeme miteinbeziehen. Die Bereitstellung und der potentielle Einsatz dieser Waffen seien eine Gefahr für den Weltfrieden.

Jegliche militärische Unterstützung einer der involvierten Parteien mache die Situation gefährlicher. "Militärisch kann dieser Konflikt nicht gelöst werden. Dazu sind Diplomatie und vertrauensbildende Maßnahmen notwendig", schreiben die IPPNW-Präsidenten in dem Brief.

Sie fordern die Politiker dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die für die europäische Sicherheit zentralen Abkommen zu beachten: den INF-Vertrag, die NATO-Russland-Grundakte und den KSE-Vertrag. Die Stärkung dieser Abkommen sei ein Beitrag zur Wiederherstellung des Vertrauens in der Region.

Als Ärzte sei es ihre Verpflichtung zu warnen, wenn das menschliche Überleben auf dem Spiel steht. "Wir sind davon überzeugt, dass der Konflikt in der Ukraine und das Verhalten der USA und Russlands die Welt so nahe an den Rand eines Atomkrieges geführt haben, wie das zuletzt nur während der Hochphase des Kalten Krieges der Fall war. Der Weltfrieden und das Überleben der Menschheit ist in Ihren Händen", heißt es abschließend.

Sie finden den Brief unter:
peaceandhealthblog.com/2015/08/11/ukraine-conflict/

Die deutsche Übersetzung finden Sie unten oder als PDF-Datei unter [1].

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Der Brief

Präsident Wladimir Putin
23, Ilyinka Straße
Moskau, 103132
Russland
Präsident Barack Obama

Das Weiße Haus
1600 Pennsylvania Ave.
Washington, DC 20001
Die Vereinigten Staaten

5. August 2015

Sehr geehrte Präsidenten Putin und Obama,

wir, die Ko-Präsidenten der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges - Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), wenden uns mit diesem Brief an Sie, da uns der derzeitige Konflikt in der Ukraine und die Gefahr, dass im Zuge desselben Atomwaffen zum Einsatz kommen, zutiefst beunruhigen.

Wie Ihnen möglicherweise bekannt ist, hat die IPPNW für ihr Engagement in der Aufklärung der Öffentlichkeit über die medizinischen Folgen eines Atomkrieges 1985 den Nobelpreis verliehen bekommen.

Russland und die USA, gemeinsam mit ihren NATO-Partnern, sind in der Ukraine in einen Konflikt involviert, der uns alle bedroht. Jegliche militärische Unterstützung einer der involvierten Parteien macht die Situation gefährlicher. Militärisch kann dieser Konflikt nicht gelöst werden. Dazu sind Diplomatie und vertrauensbildende Maßnahmen notwendig. Es ist an der Zeit, dass Russland und die USA die Führung übernehmen, und diese gefährliche Situation entschärfen und es ist wichtig, dass beide Staaten klar dazu Stellung beziehen, dass der Konflikt nicht die Anwendung von Atomwaffen rechtfertigt. Unsere beiden Staaten haben Atomwaffen in der Region stationiert. Unsere beiden Staaten planen Manöver in der Region, die atomare Systeme miteinbeziehen. Die Bereitstellung und der potentielle Einsatz dieser Waffen sind eine Gefahr für den Weltfrieden. Darum rufen wir Sie auf, von Drohungen und Aktionen abzusehen, die Atomwaffen einbeziehen.

Außerdem fordern wir Sie zur Rückkehr an den Verhandlungstisch und zur Anerkennung der für die europäischen Sicherheit so zentralen Abkommen auf: den INF-Vertrag, die NATO-Russland-Grundakte und den KSE-Vertrag. Die Stärkung dieser Abkommen wird einen großen Beitrag zur Wiederherstellung des Vertrauens in der Region leisten.

Als ÄrztInnen ist es unsere Verpflichtung zu warnen, wenn das menschliche Überleben auf dem Spiel steht. Wir sind davon überzeugt, dass der Konflikt in der Ukraine und das Verhalten der USA und Russland die Welt so nahe an den Rand eines Atomkrieges geführt haben, wie das zuletzt nur während der Hochphase des Kalten Krieges der Fall war. Wir bitten Sie, dies gemeinsam zu erörtern und entsprechend zu handeln. Der Weltfrieden und das Überleben der Menschheit ist in Ihren Händen.

Hochachtungsvoll,

Ira Helfand, Co-Präsident (IPPNW)
Vladimir Garkavenko, Co-Präsident (IPPNW)


[1] Die deutsche Übersetzung des Briefs als PDF-Datei:
www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/IPPNW_Brief_Obama_Putin_deutsch.pdf

Die IPPNW-Vorstandserklärung zum Ukraine-Krieg lässt sich hier herunterladen:
www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/Ukraine_Vorstandsposition_150422.pdf

Das Thema Ukraine und die Gefahr einer nuklearen Eskalation ist eines der Hauptthemen des europäischen IPPNW-Treffens vom 11.-13. September 2015 in Belgrad, Serbien.
www.ippnw.eu/en/events/european-meeting-2015/artikel/a755ab81f56eb4a0bdfcdc5eb6d43d0a/programme.html

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Quelle:
Pressemitteilung vom 12. August 2015
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2015

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