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STANDPUNKT/053: Es lebe der organisierte Kampf und die internationale Frauensolidarität! (Cenî)


Cenî - Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V. - November 2013

Es lebe der organisierte Kampf und die internationale Frauensolidarität!



Zum 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, grüßen wir alle Frauen im Sinne des Kampfes um Freiheit, Demokratie und gesellschaftlicher Gerechtigkeit. Am 25. November 1960 wurden die drei Mirabal-Schwestern, die einen aktiven Platz in dem Kampf gegen die Trujillo-Diktatur der Dominikanischen Republik einnahmen, ermordet. Dieses Datum steht genauso für den Widerstand gegen ein 5000 Jahre andauerndes patriarchales System der Frauen-Vernichtung. Indem wir mit Respekt den Mirabal-Schwestern gedenken, grüßen wir auch alle sich organisierenden, kämpfenden Frauen der vier Himmelsrichtungen.

In der heutigen Realität durchleben alle Kräfte des kapitalistischen Systems einen Prozess des großen Chaos. Während alle kapitalistischen Staaten - zu Anfang die U.S.A. - für die von ihnen geschaffenen sozialen, politischen, ökonomischen u.a. Krisen keine Lösung haben, zahlen den Preis dieser Krisen wieder einmal die Frauen, die Völker, die Jugend, und wollen sie überhaupt alles die Gesellschaft bezahlen lassen. Sie wollen die Ausbeutung mit der Lüge der "ökonomischen Liberalismus", die Gewalt- und Kriegspolitik mit der Lüge des "Friedens", die Entmachtung und Spaltungsmaßnahmen der gesellschaftlichen Gruppen mit der Lüge der "Demokratie" fortsetzen. Das kapitalistische System möchte mithilfe von Nationalismus, zunehmender Religiosität, Sexismus und Verwissenschaftlichung die Vernichtung an Frauen in vielerlei Hinsicht fortsetzen. Ohne geografische Unterschiede versucht es, die - auch Feminizid genannten - Maßnahmen gegen Frauen aufrecht zu erhalten.

Das herrschaftliche Macht- und Ausbeutungssystem unterstützt sowohl westliche als auch östliche Staaten in ihrer Politik der Ausbeutung, Unterdrückung und Massakrierung von Frauen, Gesellschaften, unterschiedlicher Kulturen, eignet sich unter- und überirdische Ressourcen an und setzt so seine Vernichtungskriege gegen Frauen und Gesellschaften fort. Die Verletzung von Frauenrechten, die Übergriffe, Vergewaltigungen und Massaker an Frauen, die von Frauen, der Jugend und Männern durchlebten Krisen, das Zurückdrängen von Frauenpolitik, die gesellschaftliche Spaltung bis zur Reduzierung auf bloße Individuen in den Ländern der U.S.A. und der EU, die sich selbst als "entwickelt" darstellen, sind Beispiele hierfür. Und auch das, was augenblicklich im Mittleren Osten, in Syrien passiert.

Al Quaida/Al Nusra und ähnliche Banden, die sagen, dass sie gegen das Regime wären, verüben Massaker an Frauen, Kindern und arabisch-kurdisch-asyrisch-armenisch-türkmenischer Bevölkerung, die denen des syrischen Staates in Nichts nachstehen. Diese Kräfte unterstützende Staaten wie USA-Russland-EU-Iran-Türkei und die gemeinsame Sache machenden arabischen und kurdischen Parteien, gehen alle mit genau derselben Geisteshaltung vor, selbst wenn es so aussieht, als wären sie gegeneinander. Viel wichtiger als die Demokratie-Freiheit-Gleichheits-Forderungen der syrischen Völker nehmen sie ihre eigenen Vorteile. Ihnen allen ist gemeinsam, Feinde der Frauen, der Völker, der religiösen Vielfalt zu sein.

Es ist deutlich sichtbar, dass Widerstand gegen diese schmutzigen, schuldigen System-Verteidiger, Staaten, Regime, sich zu organisieren und zu kämpfen, eine ehrenhafte und historische Aufgabe im Sinne der Menschheit darstellt. Der heutige Widerstand in Rojava/Kurdistan unter der Führung der kurdischen Frauen wird auch im Namen des Widerstandes der Mirabal-Schwestern geführt. In Rojava wird sowohl ein starker Widerstand gegen das patriarchale System geführt, als auch eine alternative Frauengesellschaft aufgebaut.

Die drei am 9. Januar 2013 in Paris hingerichteten Frauen, Sakine Cansiz, Fidan Doan und Leyla Saylemez sind mit ihren Leben, mit ihren Kämpfen gegen Militarismus, das patriachale Männersystem, den Faschismus zu Symbolen für die freiheitliche Haltung der kurdischen Frau geworden. Die Mirabal-Schwestern sind auch in den freiheitlichen Idealen und in der zur Freiheit entschlossenen kämpferischen Haltung der drei starken kurdischen Frauen wieder zu finden. Sie sind die Stimmen der Frauen, die gegen die Kräfte des kapitalistischen Systems von Europa Widerstand leisten und der in allen vier Himmelsrichtungen kämpfenden Frauen. In den Personen Sakine, Fidan und Leyla wollte man den Widerstand der Frauen, ihre Entschlossenheit töten. Aber die dunklen Kräfte des kapitalistisch-faschistischen Systems sind hierin nicht erfolgreich und werden darin nie erfolgreich sein. Denn Sakine, Fidan und Leyla, genau wie die Mirabal-Schwestern sind schon zu Millionen geworden.

Die Realität des Kampfes im Namen des 25. November, gegen Gewalt an Frauen bedeutet auch, den Kampf um Befreiung von sexistischer Gewalt zu führen. Die ausbeuterische Gewalt, die mit dem Krieg gegen die Frau begann, kann auch nur die Frau besiegen. Der 25. November schließt auch die Aufgabe der Frau, eine freie, auf Gleichheit basierende Gesellschaft zu schaffen und aufzubauen, mit ein. So wie die Mirabal-Schwestern Widerstand gegen Ausbeutung und Faschismus für ein alternatives Leben geleistet haben, müssen wir als ihre Schwestern dies auch zu unserer Sache machen.

Es ist Zeit, eine Lösung nicht von den Herrschenden zu erwarten und unser eigenes System, ein Gesellschaftssystem der freien Frau aufzubauen. Als Frauen, die auf dem Weg der Mirabal-Schwestern vorwärtskommen, müssen wir wissen, dass die einzige Möglichkeit, gegen Faschismus, Ausbeutung, Kapitalismus und jede reaktionäre Art der Kollaboration erfolgreich zu sein, heißt, unsere Kräfte in internationaler Solidarität zu vereinen und allen Herrschern "Stop" zu sagen. Der 25. November bedeutet, sich besser zu organisieren, mehr Widerstand zu leisten, mehr Frauenfreiheit. Der 25. November bedeutet, auf der Basis der Frauenfreiheit allen Unterdrückten zum Sieg zu verhelfen. In diesem Sinne erneuern wir unseren Aufruf zur Solidarität an alle Frauen, sich zusammenzuschließen.

Es lebe der organisierte Kampf und die internationale Frauensolidarität!

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Quelle:
Cenî - Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.
Corneliusstrasse 125, 40215 Düsseldorf
Tel.: 0049 (0)211 598 92 51
E-mail: ceni_frauen@gmx.de
Internet: www.ceni-kurdistan.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. November 2013