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MELDUNG/003: Angola - Eine neue Chance für sehbehinderte Jugendliche


die zeitung - terre des hommes, 4. Quartal 2011

Eine Schule für Blinde
Angola: Eine neue Chance für sehbehinderte Jugendliche

von Claudia Berker


Als Eduardo Chitango Teenager war, war sein Leben eigentlich schon vorbei: Täglich saß er an einer Straßenecke in seiner Heimatstadt Menongue im Süden Angolas, hörte auf die Schritte der Vorübergehenden und hoffte auf Almosen. Eduardo ist seit seinem sechsten Lebensjahr blind, eine Maserninfektion wurde seinerzeit nicht richtig behandelt. »Sogar zu einem traditionellen Heiler ist mein Vater mit mir gegangen, doch der konnte auch nichts tun«, erzählt der heute 20-Jährige. So kannte er sein ganzes Leben nichts anderes, als auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein - und dabei von allen wie ein lästiges Anhängsel betrachtet zu werden.

Der Vater verließ die Familie, ein Bruder stellte ihm eine bescheidene Behausung im Hinterhof seines Grundstückes zur Verfügung. Keine Schule, kaum soziale Kontakte, keine Perspektive. Die tat sich erst auf, als ihn eines Tages die Direktorin der »Escola Evangelica 11 de Novembro« ansprach. Die Schule wird seit mehreren Jahren über eine Spendenkooperation mit der Osnabrücker Firma Bedford gefördert. Amelia Jamba erzählte ihm von der Möglichkeit, an ihrer Schule am Unterricht für Blinde teilzunehmen, der dort von einem ebenfalls blinden Lehrer für eine Gruppe sehbehinderter Jugendlicher angeboten wird.

Seit 2009 besucht auch Eduardo diesen Unterricht, und für ihn öffnete sich eine neue Welt. Sein Neffe, der den regulären Zweig der Schule besucht, führt ihn nun täglich in seine Klasse, wo der junge Mann inzwischen lesen und schreiben gelernt hat: Letzteres geschieht mittels einer Platte mit Stecklöchern, auf der einzelne Plastikstifte platziert werden, bis sie schließlich Texte ergeben. Bücher in Blindenschrift stehen ebenfalls zur Verfügung. Eduardo ist offenkundig stolz auf das Erreichte, und kann erstmals in seinem Leben wirklich Pläne schmieden: »Ich bin so glücklich und dankbar, dass es diese Schule gibt. Später möchte ich selbst Blindenlehrer werden, denn es gibt noch viel Bedarf bei uns.«


Mit den Spenden des Osnabrücker Fleischwarenherstellers Bedford wurde in dem angolanischen Ort Menongue der Aufbau einer Schule unterstützt, zu der auch ein Computerzentrum und eine Bibliothek gehören. Mehr als 1.500 Kinder werden dort unterrichtet, darunter auch Mädchen und Jungen mit Behinderungen.
Weitere Informationen: www.friedensschinken.de

Claudia Berker
(c.berker@tdh.de)


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Quelle:
die zeitung, 4. Quartal 2011, S. 2
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
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die zeitung - terre des hommes erscheint 4 Mal jährlich.
Der Verkaufspreis wird durch Spenden abgegolten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Februar 2012