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SCHULE/032: Von Robotern und Mädchen (research*eu)


research*eu - Sonderausgabe Juni 2007
Magazin des Europäischen Forschungsraums

Von Robotern und Mädchen

Von Cyrus Pâgques


Wie können die Schülerinnen der Primarund Sekundarstufen für eine Zukunft mit Wissenschaften und Technologien begeistert werden? Ein europäisches Projekt hat ein spielerisches Argument gefunden: Roboter einer neuen Art, die keinerlei kriegerische Werte vermitteln und die Mädchen in ihren eigenen Fähigkeiten stärken...


Die jungen Europäerinnen stellen nicht einmal 20 % der zukünftigen Ingenieure, Elektroniker und Physiker. Woher kommt dieses fehlende Interesse für naturwissenschaftliche und technische Disziplinen bei den Mädchen? Wie kann bei Mädchen bereits in jungen Jahren das Interesse für Naturwissenschaften und Technik angeregt werden? Für Gerhard Kraetzschmar vom Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse und Informationssysteme, Koordinator des europäischen Projekts Roberta Goes EU, sind "die ausschlaggebenden Faktoren für die Motivation und das Interesse der Mädchen nicht die technischen Themen selbst, sondern wie und mit welchen pädagogischen Mitteln sie präsentiert werden. Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Teilnahme an den Roberta-Kursen ihr Selbstvertrauen bei der Erreichung von Zielen und der Bearbeitung technischer Themen stärken." Der Einsatz von Robotik zu pädagogischen Zwecken ist keine Neuheit. Ein autonomes und mobiles Gerät zu entwerfen, zu bauen, zu programmieren und zu testen, das dann auch noch laufen, rollen, kommunizieren und Kunststücke vorführen kann, regt die Jugendlichen ab einem Alter von etwa 10 Jahren dazu an, sich auf spielerische Art mit der Entwicklung technischer Systeme vertraut zu machen. Ein eintägiger Kurs hilft dabei, eine Idee von den Grundlagen der Naturwissenschaften, Technik, Elektrik, Mechanik, Robotik und Informationstechnologien zu erhalten. "Die Anziehungskraft, welche die Roboter und das spielerische Konzept ausüben, überwindet Hemmungen und baut Skepsis ab", erklären die Initiatoren von Roberta. "Die Kinder sind derart fasziniert, dass sie einfach mehr darüber erfahren wollen."


Eine Frage des Interesses

Aber die herkömmlichen Projekte oder das marktübliche Spielzeug - oftmals Rennwagen oder Kriegsmaschinen - gefallen den Mädchen nicht besonders. Die Schwierigkeit bestand also darin, Bereiche zu finden, die ihr Interesse wecken. "Sie sind empfänglicher für Umweltprobleme. Wir haben nach Modellen gesucht, die natürliche Phänomene simulieren, wobei insbesondere ein Bienen- oder Ameisenvolk mit ihren Kommunikationsmethoden reproduziert wird. Dabei haben wir festgestellt, dass diese Bereiche auch die Jungen motivieren, während das im umgekehrten Fall für Bereiche, die Jungen ansprechen, nicht zutrifft." Daher besteht das Ziel des Roberta-Projekts darin, die didaktischen Anleitungen und die speziell auf sie zugeschnittene Software zu entwickeln. Ein Projekt, das sich in Deutschland seit mehreren Jahren bewährt hat. Es wird hier von Universitäten, einem Wissenschaftsmuseum, einem Bild ungsrat, einem Gymnasium, einem Frauen förderungs zentrum und der Lego Educational Division unterstützt. Das Projekt wird 2007 auf Österreich, Italien, Schweden, das Vereinigte Königreich sowie die Schweiz ausgeweitet. Die angebotenen Ausbildungskurse und das Lehrmaterial werden den Gegebenheiten des jeweiligen Landes angepasst.


Erfolg bei den Frauen

Die Beliebtheit und die Qualität dieser Kurse werden durch Umfragen bei den Lehrkräften ständig beurteilt und entsprechend dieser Kommentare verbessert. Im Herbst 2006 hatten bereits 200 Lehrer und etwa 2 600 Schüler im Alter von 10 bis 19 Jahren (davon 75 % Mädchen) an diesen Ausbildungskursen in Deutschland teilgenommen.

Eine Untersuchung der Universität Bremen mit 800 Teilnehmern (81 % davon waren Mädchen) zeigt, dass den meisten (94 %) das Experiment Spaß gemacht hat, sie es ihren Freunden und Freundinnen (88 %) weiterempfehlen und gerne an mehr Kursen dieser Art teilnehmen würden (72 %). Gemäß dieser Studie weckt selbst ein halbtägiger Kurs das Interesse für Technik, bringt Freude am Lernen, stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und ermöglicht den Erwerb neuer Kenntnisse auf spielerische Art und Weise.

Diese Ergebnisse haben zur Ausweitung des Projekts auf Partnerländer ermutigt (Österreich, Schweiz, Italien, Schweden, Vereinigtes Königreich). Bis zum Jahr 2007 sollen in ungefähr 12 RegioZentren etwa einhundert Lehrer und mehr als 1.200 Mädchen und Jungen ausgebildet werden.

Mehr Wissen:
www.roberta-home.eu
www.roberta-home.de


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Quelle:
research*eu - Sonderausgabe Juni 2007, Seite 16
Magazin des Europäischen Forschungsraums
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auf Englisch, Französisch und Spanisch herausgegeben.


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2007