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MARKT/050: Höhere Preise für Frankreichs Milchbauern (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 348 - Oktober 2011
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Höhere Preise für Frankreichs Milchbauern
Das französische Milchboard will mit einem fairen Liefervertrag die Milchbauern stärken

von Marlene Herzog


Das französische Milchboard (France MilkBoard FMB) hat einen Liefervertrag ausgearbeitet, um die französischen Milchbauern und ihre Verhandlungsmacht gegenüber den Molkereien zu stärken. Ausschlaggebend ist das Gesetz zur Modernisierung der Landwirtschaft (LMA) von 2010, das die französischen Privatmolkereien verpflichtet, ihren Bauern Lieferverträge für Rohmilch vorzulegen. Die Verträge, welche die Molkereien nun vorgelegt haben, sind jedoch so inakzeptabel, dass bis zum heutigen Tag lediglich fünf Prozent der französischen Bauern unterschrieben haben, kritisiert das europäische Milchboard (EMB). "Die Verträge enthalten keine konkreten Preise, die Festlegung der Liefervolumen soll allein den Verarbeitern vorbehalten sein und eine echte Bündelung der Erzeuger zur Stärkung ihrer Verhandlungsmacht wird verhindert. Die Abhängigkeit der Erzeuger von den Molkereien wird so verschärft", sagt Sonja Korspeter vom EMB. Der Alternativvertrag des FMB sieht daher vor, dass die Erzeuger, die den Vertrag unterschreiben, ihr Verhandlungsmandat gegenüber ihrer Molkerei auf das FMB übertragen. Die Vertragsdauer wurde auf fünf Jahre festgelegt. Das Liefervolumen ist fest definiert und kann halbjährlich oder jährlich verändert werden. Der Milchpreis soll auf Basis der realen Produktionskosten festgelegt und jährlich von einer unabhängigen Kommission überprüft werden. Aktuell beträgt dieser Preis 41,20 Eurocent pro Liter Rohmilch, so das FMB.


Bündelung ist wichtig

Ziel ist es, die französischen Milchviehhalter im Milchboard zu bündeln, um eine starke Verhandlungsmacht gegenüber der Milchindustrie aufzubauen, erklärt Anton Sidler vom FMB. Dem Milchboard gehören der alternative Milchbauernverband (OPL), die Organisation der Unabhängigen Milcherzeuger (APLI) und der oppositionelle französische Bauernverband Confédération Paysanne an. In ihrem Kampf für eine Bündelung der französischen Milchbauern stoßen die Organisationen auf Hindernisse. In Frankreich sind 53 Prozent der Milch in Genossenschaften vertraglich gesichert. Diese sind jedoch von der neuen Gesetzgebung (LMA) ausgenommen. Der Alternativvertrag des FMB gelte daher nur für die 47 Prozent der französischen Milch, die an Privatmolkereien geliefert wird, erklärt Sidler. "Um eine starke Verhandlungsmacht im FMB aufzubauen, brauchen wir aber mehr", sagt der Initiator des FMB. Zudem versucht der französische Bauernverband eine sogenannte vertikale Erzeugerbündelung durchzusetzen. Statt, wie vom FMB gefordert, eine landesweite Bündelung, will der Bauernverband nur eine Bündelung der Lieferanten einer jeweiligen Molkerei. "Bauernverband und Milchindustrie arbeiten gegen uns", sagt Sidler. Er ist jedoch zuversichtlich: "Mit dem Mustervertrag des FMB finden wir in der Politik Gehör." Am 13. September hat Paul de Montvalon, Vorsitzender des FMB auf der Landwirtschaftsmesse SPACE (Salon International de l'Élévage) in Rennes, den Mustervertrag direkt an Agrarminister Bruno LeMaire (Frankreich) übergeben. Jetzt soll es weitere Treffen mit dem Agrarminister geben, erzählt Sidler. Er fordert die französischen Milcherzeuger auf, den Alternativ-Vertrag zu nutzen und in das französische Milchboard einzutreten.


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 348 - Oktober 2011, S. 6
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Dezember 2011