Regionalwahl in den Marken
Sieg der äußerst rechten Brüderpartei Melonis
Herbe Niederlage für Mitte-Links
von Gerhard Feldbauer, 1. Oktober 2025
Bei der Regionalwahl in den Marken am Sonntag und Montag ist der bisher amtierende Regionalpräsident Francesco Acquaroli von der Meloni-Partei Brüder Italiens (FdI) mit 52,4 Prozent im Amt bestätigt worden. Der Kandidat von Mitte-Links, der Sozialdemokrat des PD, Matteo Ricci, kam auf 44,4 Prozent.
Obwohl sich nur 1,5 der rund 60 Millionen Wahlberechtigten an der Wahl beteiligt haben, gilt das Ergebnis als Auftrieb für Meloni, die 2027 zur Wiederwahl antritt. Nach Meinungsumfragen ist die Zustimmung zu ihrer Koalition, die seit 2022 in Rom regiert, ungebrochen: Ihre FdI liegt mit 30 Prozent sogar über jenen 26 Prozent, die sie 2022 einfuhr. Ihre Regierungspartner - die Lega unter Matteo Salvini und die Forza Italia (FI) Antonio Tajanis - liegen stabil bei sieben bzw. neun Prozent. Die Wahlbeteiligung sank von 59,7 % 2022 auf etwa 50 % ab.
Die Marken waren bis 2022 lange Jahre eine Hochburg des sozialdemokratischen Partito Democratico (PD). Die Differenz von acht Prozent ist eine schwere Niederlage für die Linke Mitte, in der der PD von Oppositionsführerin Elena Schlein mit 22 % abgeschlagen auf Platz zwei landete. Das umso mehr, als Schlein die Wahl zu einem nationalen Test stilisiert hatte, zu einem Signal für die 2027 erhoffte Rückeroberung der Macht in Rom. Nicht weniger als siebenmal war sie im Wahlkampf in den Marken zur Unterstützung ihres Bewerbers Ricci aufgetreten. Es hat auch nichts genutzt, dass es ihr gelang, eine breite Allianz zu schmieden, die ihren PD, die Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) des früheren Premiers Giuseppe Conte sowie das Bündnis Verdi-Sinistra - Grüne Linke (AVS) umfasste. Auch dass Conte die weitere finanzielle Unterstützung der Ukraine wie auch Waffenlieferungen ablehnte und die Wiedereinführung des von Meloni abgeschafften Bürgereinkommens forderte, änderte nichts. Schlein tritt für eine stärkere Linksausrichtung ihres PD ein, was auf Widerstand der Rechten in den eigenen Reihen stößt. Das könnte auch dazu beigetragen haben, dass deren Anhänger nicht für Ricci stimmten.
Die Marken waren die erste von insgesamt sechs Regionen, in denen dieses Jahr gewählt wird. Von ihnen werden Venetien und Kalabrien von Melonis Bündnis regiert, während die Toskana, Kampanien und Apulien in den Händen von Mitte-Links liegen. Insgesamt werden derzeit 14 der 20 Regionen von der Koalition Melonis regiert.
Zum nächsten Wahlgang kommt es bereits am kommenden Sonntag und Montag in Kalabrien. Es folgen am 12. und 13. Oktober die Toskana, am 24. und 25. November Venetien, Kampanien und Apulien.
Die Linke Mitte will weiterhin in einem möglichst breiten Feld antreten, erhält aber Konkurrenz von ausgesprochen linken Kräften, die gegen sie antreten wollen - in Kampanien ein breites Links-Bündnis aus mehreren linken Organisationen, darunter die Linkspartei Potere al Popolo (die Macht dem Volke), die Kommunistische Partei Italiens (PCI), die Association Cultural Renaissance (SA) und die Gruppe "Krank und ausgeraubt in Kampanien", denen institutionelle Vertreter, Mitarbeiter des Gesundheitswesens, Akademiker, Künstler und Kulturschaffende angehören. Auch in der Toskana will eine Liste "Toskana Rossa" mit Potere al Popolo, Rifondazione Comunista und weiteren linken Gruppen antreten.
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Quelle:
© 2025 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 2. Oktober 2025
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