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MEMORIAL/233: Bauernaufstand und Massenproteste 1930-1931 in Vietnam gegen die französische Kolonialherrschaft (Gerhard Feldbauer)


Vor 90 Jahren, im Herbst 1931, endeten die Kämpfe um die Sowjets in Vietnam

Begonnen im September 1930 mit einem Bauernaufstand waren sie zu dieser Zeit eine der größten revolutionären Massenbewegungen in den kolonial unterdrückten Ländern

Erstmals übernahm die Arbeiterklasse mit der Kommunistischen Partei an der Spitze die Führung des nationalen Befreiungskampfes

von Gerhard Feldbauer, 3. September 2021



Foto: Diego Delso, CC BY-SA 3.0 [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0], via Wikimedia Commons

Spuren der Vergangenheit - Rathaus von Ho-Chi-Minh-Stadt in kolonialem Baustil
Foto: Diego Delso, CC BY-SA 3.0 [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0], via Wikimedia Commons

Gegenwärtig findet in Vietnam eine Debatte über den Weg des Landes zum Sozialismus statt, die auch unter deutschen Linken verfolgt wird. In einem anlässlich des 131. Geburtstages Ho Chi Minhs am 19. Mai veröffentlichten Beitrag "Einige theoretische und praktische Fragen zum Weg Vietnams zum Sozialismus" hat der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV), Nguyen Phu Trong, dargelegt, dass die im Februar 1930 von Ho Chi Minh gegründete Partei "während des ganzen revolutionären Kampfes immer daran festgehalten hat, dass das Voranschreiten zum Sozialismus eine objektive Forderung und der unvermeidliche Weg der vietnamesischen Revolution ist". [1] Diese Etappe der nationalen Befreiungsrevolution unter Führung der Arbeiterklasse begann mit dem Bauernaufstand im September 1930, der eine revolutionäre Massenbewegung auslöste, in deren Verlauf Sowjets entstanden, die Ho Chi Minh das Vorspiel zur siegreichen Augustrevolution 1945 nannte. Ihre internationale Bedeutung besteht darin, dass die fast ein Jahr anhaltende Bewegung, in deren Verlauf die Aufständischen die etwa 30.000 bis 40.000 Kämpfer zählenden Roten Garden bildeten, die zu dieser Zeit größte revolutionäre Erhebung in den kolonial unterdrückten Ländern war. Der folgende Beitrag will interessierten Lesern die Wurzeln des Beginns dieser Etappe der vietnamesischen Befreiungsrevolution, die die soziale Befreiung in der einzig möglichen Form, der des Übergangs zum Sozialismus, einschloss, darlegen.


Sozial-ökonomische Wurzeln

Die verheerenden Folgen der 1929 ausbrechenden Weltwirtschaftskrise erfassten, und das in noch schlimmerer Weise, auch die kolonial unterdrückten Länder, darunter das mit der Ökonomie des französischen "Mutterlandes" verbundene Vietnam. Zu dieser Zeit betrug das Jahreseinkommen der 220.000 Industrie- und Plantagenarbeiter und der über neun Millionen feudalabhängigen Bauern nur sechs Prozent dessen, was französische Arbeiter erhielten.

Der Reisverbrauch sank in Südvietnam pro Kopf monatlich auf etwa acht Kilo Paddy (4,6 Kilo ungeschälter Reis): Das waren pro Person täglich 153,3 Gramm. Dabei ist zu beachten, dass der Reis für Vietnamesen das war, was für den Europäer Brot und Kartoffeln zusammen sind.

Der französische Geograph und Indochina-Kenner Gouro vermerkte: "Hunger und Elend haben die tongkinesischen und annamitischen [2] Bauern gezwungen, auf Insekten Jagd zu machen, die sie dann gierig verzehren. In Tongking fängt man Heuschrecken, Grillen, Eintagsfliegen, sammelt einige Raupen und Bambuswürmer und schreckt auch nicht davor zurück, die Puppen der Seidenraupe zu essen. Jedermann weiß, dass dort ständig Hungersnot herrscht." [3]


Hunderttausende verhungerten

Der internationale Markt für Reis, Kohle und Kautschuk, die Hauptprodukte der Kolonie, schrumpfte. Die Reispreise stürzten auf 25 Prozent, die für Kautschuk unter 20 Prozent. Der Wert der Kohleproduktion sank um fast die Hälfte. Zahlreiche Gewerbebetriebe und Unternehmen der nationalen Bourgeoisie gingen in Konkurs. Die Kolonialmacht bürdete die Folgen der Krise den einheimischen Volksschichten, vor allem den arbeitenden Menschen auf. Ein Drittel aller Arbeiter und ein Zehntel der Angestellten wurden entlassen. Die ohnehin kargen Arbeitslöhne sanken um 50 Prozent, vielerorts bis zu 80 Prozent, die der Angestellten zwischen 25 und 50 Prozent. Die verschiedenen Steuern wurden um bis zu 400 Prozent erhöht, darunter die Kopfsteuer auf das Dreifache. Auf dem Lande ruinierten die sinkenden Reispreise Millionen Bauern. Eine furchtbare Hungersnot griff um sich, die im Norden Zentralvietnams, in dem im Herbst 1930 der Bauernaufstand ausbrach, über 100.000 Menschen hinraffte. Die Kolonialmacht zahlte ihren einheimischen Marionetten, den vietnamesischen Großgrundbesitzern und Feudalherren, Hunderte Millionen US-$ Subventionen als Ausgleich für die Krisenverluste. Allein die Kautschuk- und Kaffeeplantagenbesitzer erhielten von 1930 bis 1934 Subventionen von 18 Millionen US-Dollar. Den arbeitenden Massen hingegen verweigerte sie jede Unterstützung.

Die Abwälzung der Krisenlasten auf das Volk führte zu einer ungeheuren Verschärfung der nationalen und sozialen Auseinandersetzung und im September 1930 zum Ausbruch einer das ganze Land erfassenden revolutionären Massenbewegung, welche die französische Kolonialherrschaft in ihren Grundfesten erschütterte. Sie gipfelte in den zentralvietnamesischen Provinzen Nghe An und Ha Tinh in einem Bauernaufstand.


Graphik: Indochine francaise.svg by User: Laurentleap & Io Herodotusderivative work Furfur, CC BY-SA 3.0 [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0], via Wikimedia Commons

Das koloniale "Französisch-Indochina" auf dem Gebiet des heutigen Laos, Kambodscha und Vietnam (damals Cochinchina, Annam und Tonkin)
Graphik: Indochine francaise.svg by User: Laurentleap & Io Herodotusderivative work Furfur, CC BY-SA 3.0 [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0], via Wikimedia Commons


Nationale Bourgeoisie scheitert

Die verschärfte Ausbeutung und Unterdrückung trug dazu bei, den von Ho Chi Minh und den vietnamesischen Kommunisten seit 1925 eingeleiteten Prozess der Schaffung einer einheitlichen kommunistischen Partei am 3. Februar 1930 abzuschließen. Der wachsende Einfluss der Kommunisten verleitete die Nationalistische Partei Vietnams, einen bereits längere Zeit geplanten Aufstand übereilt auszulösen. Zu dieser Zeit stand die nationale Bourgeoisie, die noch von einem der historischen Entwicklung dieser Klasse entsprechenden traditionell progressiven Charakter geprägt war, mit ihrer führenden Kraft, der Nationalen Partei Vietnams (NPV), an der Spitze der nationalen Befreiungsbewegung. Im Interesse ihrer wirtschaftlichen Selbstbehauptung und Entwicklung war sie Gegnerin des Kolonialregimes und eine bedingt aktive Teilnehmerin am politischen Kampf um die Erringung der Unabhängigkeit. Auf Grund ihrer wirtschaftlichen Schwäche verfügte sie nur über geringe politische Machtpositionen. Ihr Kampf offenbarte ihre schwankende und zu Kompromissen neigende Haltung. Elitäre Vorstellungen, eine in Teilen der Bourgeoisie verbreitete Orientierung auf die panasiatische Demagogie Japans, die Bevorzugung von Geheimorganisationen, die Anwendung des individuellen Terrors und des Putschismus, vor allem aber ihre Isolierung von den Volksmassen und ihr Sektierertum diesen gegenüber, hemmten ihren Kampf.

Das zeigte sich, als die Nationalisten am 9. Februar 1930 in der französischen Garnison von Yen Bai im Nordosten des Landes mit vietnamesischen Soldaten der Kolonialarmee einen bewaffneten Aufstand auslösten, der von mehreren militärischen Aktionen, darunter in Hanoi, unterstützt wurde. Ziel der NPV war, die staatliche Unabhängigkeit zu erreichen. Gleichzeitig wollte sie ihre führende Rolle in der Befreiungsbewegung behaupten und selbstständige politische Aktionen der Arbeiter und Bauern verhindern. Der Aufstand wurde innerhalb einer Woche blutig niedergeworfen, nahezu der gesamte Parteiapparat der Nationalisten zerschlagen. Die Partei hörte für mehrere Jahre auf zu bestehen. Zehntausende Vietnamesen, von denen die meisten an der Erhebung gar nicht teilgenommen hatten, wurden verhaftet, 2.500 vor Gericht gestellt, nach offiziellen Angaben 68 zum Tode, 600 zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt. Tausende fielen dem Kolonialterror ohne Gerichtsurteile zum Opfer. Deutlicher als vorher zeigte sich, dass die nationale Bourgeoisie nicht mehr in der Lage war, die Befreiungsbewegung zu führen. Durch die weitgehende Zerschlagung des Parteiapparates nach der Erhebung fehlte ihr für mehrere Jahre auch eine organisierte Führungskraft. Die "Humanité" schätzte am 9. Februar 1931 ein: "Der Aufstand von Yen Bai hat klar und eindeutig die Fehler und Schwächen sowie die revolutionäre Unfähigkeit der Nationalistischen Partei aufgedeckt." Der vietnamesische Historiker Tran Van Giau schrieb: "In Wahrheit markierte die von der Nationalistischen Partei geführte Erhebung von Yen Bai das Ende der von einer bürgerlichen bzw. kleinbürgerlichen Partei auf der Grundlage der bürgerlichen Ideologie geführten nationalen Bewegung." [4]


Foto: Bao Ngau, Public domain, via Wikimedia Commons

Nguyen Thai Hoc, Gründer der nationalistischen Partei Vietnams - 1930 wegen seiner Rolle im Aufstand hingerichtet
Foto: Bao Ngau, Public domain, via Wikimedia Commons


Arbeiterklasse zur Führung berufen

Die Aufgabe, die nationale Befreiungsbewegung zu führen, fiel damit objektiv der Arbeiterklasse zu. In der 1930 herangereiften Situation des Aufschwungs des Kampfes der Volksmassen auf die führende Rolle der Arbeiterklasse zu verzichten, hätte bedeutet, auf die politische und organisatorische Selbstständigkeit der proletarischen und der Bauernbewegung zu verzichten und sie zu einem Anhängsel der bürgerlichen, reformistisch orientierten nationalen Befreiungsbewegung zu machen, was schließlich auf die Preisgabe des konsequenten Kampfes um die nationale und folglich auch auf die soziale Befreiung hinausgelaufen wäre.

Nur die Arbeiterklasse verfügte über die Voraussetzungen, den Forderungen der nationalen Befreiungsrevolution zu entsprechen. Sie war dem Joch der doppelten Ausbeutung durch die ausländischen Imperialisten und einheimischen Feudalherren als auch der Ausbeutung [5] durch die einheimische Bourgeoisie ausgesetzt. In Gestalt des französischen Imperialismus und seiner feudalen Marionetten war sie zugleich mit dem nationalen und dem Klassenfeind konfrontiert, woraus sich eine enge Verflechtung von nationalem und Klassenkampf ergab. Dank ihrer politischen Organisiertheit, ihrer Disziplin und ihres kämpferischen Geistes konnte sie sich trotz der zahlenmäßigen Schwäche rasch zur führenden Kraft des nationalen Befreiungskampfes entwickeln.


Ho Chi Minhs Schrift "Der revolutionäre Weg"

Die Formierung einer revolutionären Partei der Arbeiterklasse hatte Ho Chi Minh zielgerichtet vorbereitet. Während er sich 1925 in China aufhielt, bildete er in Kanton mit vietnamesischen Emigranten die "Liga der Revolutionären Jugend Vietnams", die zum wichtigsten Vorläufer der Kommunistischen Partei wurde. Als Vertreter der Komintern (er war Mitglied der Asiensektion und Leiter ihrer Südostasienabteilung) delegierte er Mitglieder der Jugendliga zum Studium nach Moskau an die Leninschule und die Universität der Völker des Ostens. Die Absolventen gingen nach Vietnam, um dort Basiszellen für die künftige Partei vorzubereiten.


Foto: Unknown author, Public domain, via Wikimedia Commons

Ho Chi Minh - 1946 (mit persönlicher Widmung für seine Patentochter Babette)
Foto: Unknown author, Public domain, via Wikimedia Commons

Ein entscheidender Schritt bei der politisch-ideologischen sowie organisatorischen Vorbereitung der Partei war 1926 Ho Chi Minhs Schrift "Der revolutionäre Weg" [6] und ihre Verbreitung in Vietnam. Ho Chi Minh ging von Lenins "Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung" [7] über die Aufgaben bei der Schaffung einer revolutionären Kampfpartei des Proletariats aus. Lenin schrieb das Werk im Frühjahr 1902 am Vorabend der bürgerlich-demokratischen Revolution in Russland. Er begründete die Notwendigkeit einer solchen Partei, behandelte ihre ideologischen Grundlagen, erläuterte den Charakter und den Inhalt des politischen Kampfes der Arbeiterklasse, die Organisationsprinzipien ihrer Partei und entwarf den Plan zur Schaffung einer solchen Partei in Russland.

Die brennende Frage, auf die Lenin eine Antwort gab, war auch eine Grundfrage der nationalen Befreiungsrevolution in Vietnam: Die Frage nach dem Verhältnis einer revolutionären Partei der Arbeiterklasse zur Arbeiterbewegung, zu ihrem Charakter und ihrer Rolle als Führerin der Revolution. Dabei konnte Ho Chi Minh von Ähnlichkeiten der Konfrontation der revolutionären Kräfte in Russland mit der zaristischen Selbstherrschaft ausgehen. Er wandte Lenins Gedanken über die anzuwendende Strategie schöpferisch auf die Notwendigkeit einer revolutionären marxistisch-leninistischen Partei der Arbeiterklasse und Führerin der Befreiungsbewegung in der nationalen und Klassenauseinandersetzung für den Sturz der französischen Kolonialherrschaft und ihrer Lakaien des einheimischen Feudalismus in Vietnam an.

Mit einfachen Worten und in seiner den Menschen Vietnams verständlichen Sprache arbeitete Ho Chi Minh den Grundwiderspruch zwischen Arbeit und Kapital für Vietnam in erster Linie als Widerspruch zwischen den ausgebeuteten Volksmassen und den französischen Kapitalisten heraus. Er zeigte auf, dass es für die Arbeiter und Bauern Vietnams nur einen Weg gab, diesen Widerspruch zu lösen: die Kapitalisten zu verjagen, wie es in Russland geschehen war. Als Haupt- und Führungskräfte der Revolution, als ihre Basis, bezeichnete er die Arbeiter und armen Bauern. Er charakterisierte sie als die zahlreichste und stärkste Kraft des Landes, als die Besitzlosen [8], die nichts als ihr elendes Leben zu verlieren, aber eine Welt zu gewinnen hatten. Als ihre Verbündeten nannte er die Intelligenz, die kleinen Händler und die Mittelbauern. [9]

Ho Chi Minh skizzierte in dieser Arbeit bereits die Bedeutung des proletarischen Internationalismus, der Einheit des Kampfes aller kolonial unterdrückten Völker und der Verbundenheit ihres Kampfes mit dem der Arbeiter aller Länder. [10] Er betonte, dass der Sturz der seit Jahrtausenden bestehenden Ausbeutungsordnung ungeheuer schwierig, durch die Vereinigung aller revolutionären Kräfte jedoch möglich sei. Er unterstrich die revolutionären Potenzen des ausgebeuteten und unterdrückten Volkes, das sich spontan zum Kampf gegen die Unterdrücker erhebt, aber infolge der fehlenden Orientierung immer Niederlagen erleidet. Die Aufgabe der Revolutionäre sei es, dem Volk die Theorie des Kampfes und die Methoden seiner Führung zu erklären, ihm die nationale und internationale Situation zu erläutern und den richtigen Zeitpunkt des Angriffs zu bestimmen. Als einen entscheidenden Faktor des erfolgreichen Kampfes nannte er die Überwindung der Spaltung der Volksmassen und ihre Vereinigung. Ho Chi Minh konzentrierte sich auf die Schlussfolgerung, dass man zur Erfüllung dieser Aufgaben eine auf dem Boden des Marxismus-Leninismus stehende revolutionäre Partei braucht: "Vor allem braucht sie (die Revolution - G. F.) eine revolutionäre Partei zur Schulung und Organisation des Volkes im Innern und nach außen zur Herstellung der Verbindungen mit allen unterdrückten Völkern und der proletarischen Klasse. Nur wenn die Partei stark ist, kann die Revolution erfolgreich sein, so wie das Schiff nur fahren kann, wenn ein sicherer Steuermann es steuert. Um einheitlich und geschlossen zu sein, braucht die Partei eine Ideologie als Rüstzeug. Jeder in der Partei muss diese Lehre verstehen und nach ihr handeln. Eine Partei ohne Ideologie ist wie ein Mensch ohne Wissen, wie ein Schiff ohne Kompass. Gegenwärtig gibt es viele Theorien, viele Ideologien. Aber nur der Leninismus ist die wahrhaftigste, sicherste und revolutionärste Theorie."


Schaubild der Parteientwicklung 1925-1930 - © Gerhard Feldbauer

Historischer Überblick über die Vorläuferorganisationen und Entstehungszusammenhänge der Kommunistischen Partei Vietnams in der Zeit von 1925 bis 1930
© Gerhard Feldbauer

Im Prozess der Aneignung des Marxismus-Leninismus, in dem sich die vietnamesischen Revolutionäre zu dieser Zeit befanden, war "Der revolutionäre Weg" das bis dahin klarste marxistische Dokument der vietnamesischen Kommunisten. Es ging in seinen Grundzügen von Lenins Hinweisen zur Schaffung einer marxistischen Partei, der Leninschen Revolutionstheorie und seiner Losung "Proletarier aller Länder und unterdrückte Völker, vereinigt euch" aus. Es spielte eine bedeutende Rolle beim Hineintragen der sozialistischen Ideologie in die Arbeiterklasse und die werktätigen Massen, der Formierung eines Stammes von Berufsrevolutionären [11], der weiteren Vorbereitung der Gründung einer marxistischen Kampfpartei, der Ausarbeitung einer revolutionären Strategie und Taktik des nationalen Befreiungskampfes und damit insgesamt der Entwicklung des subjektiven Faktors für den erfolgreichen Verlauf der Befreiungsrevolution.

Am 3. Februar 1930 vereinigten sich dann drei kommunistische Organisationen zur Kommunistischen Partei Vietnams. Da das vietnamesische Proletariat vom Opportunismus der II. Internationale weitgehend unberührt geblieben war und das Entstehen einer reformistischen Partei nicht zustande kam, war die KPV die einzige revolutionäre Partei der vietnamesischen Arbeiter.


Internationale Anerkennung

Die führende Rolle der Arbeiterklasse Vietnams und ihrer Partei wurde bereits in zeitgenössischen Quellen bestätigt. Die "Humanité" schrieb am 9. Februar 1931, dass "der Einfluss des Kleinbürgertums beträchtlich gesunken ist, während jener der Kommunistischen Partei unaufhörlich steigt". Die Komintern schätzte im Frühjahr 1931 ein, dass die Führung der revolutionären Bewegung seit dem Yen-Bai-Aufstand "faktisch mehr und mehr in die Hände der Kommunistischen Partei" übergeht. [12] Selbst bürgerliche Publizisten wie Louis Roubaud, der sich mit den Ereignissen eingehend an Ort und Stelle beschäftigte, gelangten 1931 zu der Schlussfolgerung, dass es "die 'Vietnam Cong San Dang' ist, welche die revolutionären Aktionen führt" [13]. Das XI. Plenum des Exekutivkomitees der Kl, auf dem die KPV 1931 als Sektion der Komintern anerkannt wurde, wertete die "führende Rolle der Kommunistischen Partei in der Bauernbewegung (...) Indochinas" und die "Festigung der KP" als einen der "wichtigsten Erfolge der Sektionen der Kommunistischen Internationale in der abgelaufenen Periode". [14]


Die Bauern erheben sich

Als am 12. September 1930 in mehreren Kreisstädten von Nghe An und Ha Tinh Arbeiter und Bauern für höhere Löhne, Steuererleichterungen, Pachtsenkungen, die Rückgabe von Gemeindeländern an die Bauern und die Verteilung von Reis an die Hungernden demonstrierten, gingen Truppen der Kolonialmacht gegen die Demonstranten vor, wurden die Versammlungsplätze von Flugzeugen bombardiert. Über 510 Menschen fanden den Tod, mehr als 300 wurden verwundet, Tausende Häuser zerstört. Der "Hunger auf Reis" trieb nunmehr, wie selbst das großbürgerliche Echo annamite zugeben musste, die bis aufs Äußerste erbitterten Bauern zum bewaffneten Aufstand gegen die Kolonialmacht und die Feudalherren. Die Bauern stürmten Gefängnisse und befreiten Gefangene, zündeten Kreis- und Gemeindeverwaltungen sowie andere öffentliche Einrichtungen an, verbrannten Steuerunterlagen, Pfandbriefe und Schuldscheine. Unter ihrem Ansturm flohen die Mandarine und Notabeln in die Provinzhauptstädte; der kolonial-feudale Machtapparat in den Landgemeinden zerfiel. Die französische L'Opinion publique verglich die Erhebung mit dem isolierten Yen-Bai-Aufstand und schrieb am 12. Dezember: "In den beiden Provinzen Zentralvietnams handelt es sich längst nicht mehr um einen einfachen Putsch oder Gewaltstreich, sondern um eine tatsächliche Revolution. Die Leute dort handeln derart umfassend, dass die beiden Provinzen die Sowjetmacht errichtet haben."


Foto: Viethavvh, Public domain, via Wikimedia Commons

Die vietnamesische Provinz Yen Bai - hier der Distrikt Tram Tau - heute
Foto: Viethavvh, Public domain, via Wikimedia Commons


Die Partei übernimmt die Führung

Obwohl für einen erfolgreichen Verlauf der Erhebung, wie die KPV einschätzte, die Bedingungen nicht gegeben waren, stellte sie sich, nachdem der Aufstand mit einer Massenbeteiligung spontan ausgebrochen war, an die Spitze der Bauern und gab ihrem Kampf einen organisierten und zielgerichteten Charakter. Unter Vorsitz Ho Chi Minhs trat im Oktober das Zentralkomitee zusammen und beschloss, die Leitung der Bewegung zu übernehmen und dazu das ZK-Mitglied Pho Nguyen Sac in das Aufstandsgebiet zu entsenden. Im ganzen Land organisierte die Partei eine Bewegung zur Unterstützung von Nghe Tinh, wie die beiden Provinzen zusammengefasst genannt wurden. Tausende Mitglieder und Funktionäre der Partei, Revolutionäre aus allen Provinzen Vietnams versuchten, nach Nghe Tinh zu gelangen, um am Aufstand teilzunehmen. [15] Das Plenum der Partei betonte, am Beispiel der Bildung und Verteidigung der Sowjets den Arbeitern und Bauern zu verdeutlichen, dass die Machtfrage eine Grundfrage der nationalen Befreiungsrevolution ist. [16]

Die KPV folgte damit den von Marx, Engels und Lenin vermittelten Lehren, die unter Berücksichtigung der konkreten historischen Bedingungen besagten, "dass es Augenblicke in der Geschichte gibt, wo ein verzweifelter Kampf der Massen sogar für eine aussichtslose Sache notwendig ist um der weiteren Erziehung dieser Massen und Ihrer Vorbereitung zum nächsten Kampf willen". [17] Für die Situation in Nghe Tinh traf im Herbst 1930 prinzipiell zu, was Lenin bei der Würdigung der konsequenten Haltung von Marx gegenüber dem himmelstürmenden Proletariat der Pariser Kommune sagte: "Eine Niederlage der revolutionären Aktion in dieser Situation, wie in vielen anderen, war vom Standpunkt des Marx'schen dialektischen Materialismus für den ganzen Gang und Ausgang des proletarischen Kampfes ein kleineres Übel als ein Verzicht auf die einmal eingenommene Position, als eine Kapitulation ohne Kampf: eine solche Kapitulation hätte das Proletariat demoralisiert, seine Kampffähigkeit untergraben." [18]


Die Bildung vietnamesischer Sowjets

In Nghe Tinh hatten sich der Aufstand im Oktober 1930 auf ein etwa 12.000 km² umfassendes Gebiet mit einer Bevölkerung von 1,5 Millionen Menschen ausgedehnt. In 12 von 20 Kreisen und 400 Gemeinden, das war etwa die Hälfte aller Gemeinden, übernahmen bis Ende 1930 die auf Initiative der Partei gegründeten Bauernvereinigungen die Macht und bildeten vietnamesische Sowjets. [19] In den übrigen Gemeinden übten Komitees der Bauernvereinigungen die Macht aus, ohne sich als Räte zu konstituieren. [20] Die Bildung von Sowjets war ein augenscheinlicher Ausdruck des Einflusses der russischen Oktoberrevolution. Mit der Bezeichnung Xo Viet gab die KPV ihnen noch eine nationale Ausprägung. Xo hieß im Vietnamesischen Räte und mit der Hinzufügung Viet (Vietnamesisch) wurden sie Vietnamesische Räte genannt.

Auf Beschluss des Gebietskomitees der Partei von Zentralvietnam gingen über 500 Arbeiter von Vinh, dem industriellen Zentrum des Aufstandsgebietes, in die Gemeinden und unterstützten die Bauern beim Aufbau revolutionärer Machtorgane. Die Sowjets bestanden in ihrer Mehrheit aus armen Bauern und Tagelöhnern. In geringer Zahl waren Mittelbauern und Angehörige der Intelligenz vertreten. Eine aktive Rolle spielten die Arbeiter von Vinh bei der Bildung der Räte, zu deren Mitgliedern viele gewählt wurden. Ihrem politischen Charakter nach waren die Räte eine revolutionär-demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern. Mit ihnen wurden wesentliche Grundlagen für das Bündnis der Arbeiter und Bauern in den weiteren Kämpfen, die 1945 zum Sieg der Augustrevolution führten, gelegt.

Die Sowjets verteilten das Gemeindeland, das Großgrundbesitzer und Feudalherren sich angeeignet hatten, an die Bauern, schränkten die Ausbeutungsmöglichkeiten der Großgrundbesitzer ein, verteilten aus deren Reserven Reis an die Hungernden und leiteten eine Reihe politischer und sozialökonomischer Reformen ein.


Rote Garden verteidigten die Sowjets

Eine der ersten Maßnahmen der Sowjets war die Bildung Roter Garden zur Verteidigung gegen die Truppen der Kolonialmacht. Die offiziell Selbstverteidigungsgruppen (SVG) genannten bewaffneten Einheiten erreichten eine Stärke von 30.000 bis 40.000 Kämpfern. Um sich gegen den wachsenden Kolonialterror zur Wehr zu setzen, hatten die Arbeiter und Bauern Vietnams bereits 1929 SVG aufgestellt, um Teilnehmer von Demonstrationen, Kundgebungen und Versammlungen gegen Überfälle der Kolonialpolizei zu verteidigen. Um Tendenzen des Putschismus entgegenzuwirken, hatte die Gründungskonferenz der KPV vom 3. Februar 1930 zunächst beschlossen, sie aufzulösen. Als sich nach der Niederlage des Yen-Bai-Aufstandes im Frühjahr/Sommer 1930 der Kolonialterror mit aller Brutalität gegen jede friedliche Demonstration richtete, beschloss das Zentralkomitee der KPV im Oktober 1930 auf seiner ersten Tagung, die SVG wiederaufzustellen.

Ein Statut legte die Gliederung bewaffneter Einheiten der Arbeiter und Bauern zum Widerstand gegen die Unterdrückungsmaßnahmen des Feindes und Schutzes der Arbeiter und Bauern von der Gruppe, über Zug und Kompanie bis zur Regionaleinheit und Regionalgruppe, vergleichbar bis zur Regimentsstruktur, und die Bildung eines Generalstabes fest. [21] Wichtige Kommandofunktionen der Roten Graden hatten militärisch ausgebildete Funktionäre der Partei inne. Ho Chi Minh hatte sie während seines Aufenthalts in Kanton nach Moskau zum Studium an die Militärakademie der Roten Armee sowie an die militärische Lehranstalt Huang Pei (Whampoa) bei Kanton, an der sowjetische Militärs Offiziere der Volksbefreiungsarmee wie auch der Truppen Tschiang Kai-scheks ausbildeten, delegiert. [22] Militärische Kenntnisse und Erfahrungen besaß auch eine Anzahl Kolonialsoldaten, die sich den Aufständischen anschlossen, sowie frühere Partisanen, die noch in der Armee De Thams [23] gegen die Kolonialherren gekämpft hatten.

Während die SVG sich außerhalb von Nghe Tinh im Allgemeinen auf die Selbstverteidigung beschränkten, entwickelten sich die Kämpfe in Nghe Tinh selbst zu offenen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den revolutionären Massen und den Truppen der Kolonialmacht. Bei der Einnahme einer Reihe von Militärposten und der Vernichtung von Einheiten der Kolonialtruppen erbeuteten die Aufständischen zahlreiche Feuerwaffen (Pistolen und Karabiner, Maschinengewehre) und konnten damit ihre Bewaffnung vervollständigen. Insgesamt war die Bewaffnung und Ausrüstung der Roten Garden, die einer modern ausgerüsteten Kolonialtruppe gegenüberstanden, jedoch mangelhaft. Die Roten Garden besaßen keine Artillerie und hatten auch keine Abwehrmittel gegen die Bombenflugzeuge.


Karte - © Gerhard Feldbauer nach einer Vorlage aus der Schrift 'Les Soviets du Nghe Tinh de 1930-1931 au Vietnam' von Tran huy Lieu, Hanoi 1960

Die Kolonie "Französisch-Indochina" um 1930 - rechts oben die Lage der Aufstandsprovinzen in Zentralvietnam, links unten differenziert nach Gebietskontrolle durch Sowjets bzw. Bauernvereinigungen
© Gerhard Feldbauer nach einer Vorlage aus der Schrift "Les Soviets du Nghe Tinh de 1930-1931 au Vietnam" von Tran huy Lieu, Hanoi 1960

Trotz dieser Schwächen gelang es den Aufständischen im September 1930 in wenigen Tagen fast das gesamte ländliche Gebiet von Nghe Tinh unter ihre Kontrolle zu bringen. Dieser Erfolg beruhte vor allem darauf, dass der Aufstand von der Masse der armen Bauern getragen wurde, die in der Erhebung den letzten Ausweg aus ihrer verzweifelten Lage sahen. Auch standen ihnen zunächst nur aus vietnamesischen Soldaten gebildete Kolonialtruppen gegenüber, die seit dem Yen-Bai-Aufstand fast nur noch mit Hieb- und Stichwaffen ausgerüstet [24] und damit ebenso schlecht bewaffnet wie die Aufständischen selbst waren. Sie leisteten den revolutionären Massen auch keinen nennenswerten Widerstand, weigerten sich nicht selten, gegen die Bauern vorzugehen, ein Teil von ihnen trat in den ersten Wochen der Erhebung auf die Seite der Bauern über.

Die Instruktionen der KPV führten dazu, dass die bewaffneten Einheiten ihre Kampfkraft erhöhten. Sie wurden militärisch gegliedert und begannen eine systematische Ausbildung. Die aus Freiwilligen gebildeten Einheiten bestanden in manchen Gemeinden aus 100 und mehr Kämpfern. Die Stärke aller SVG in Nghe Tinh wurde auf mindestens 30.000 Kämpfer geschätzt. [25]

Die örtlichen Einheiten unterstanden den Sowjets oder Leitungen der Bauernvereinigungen. Als zentrales Oberkommando von Nghe Tinh fungierte der Militärausschuss des Gebietskomitee Zentralvietnams der KPV. In den Provinz- und Kreiskomitees der Partei gab es verantwortliche Mitglieder für Militärfragen.

Nachdem Versuche der Roten Garden, die Provinzhauptstadt Ha Tinh und einige noch in französischer Hand befindliche und mit überlegenen Kräften verteidigte Kreisstädte einzunehmen, im Oktober 1930 gescheitert waren, beschränkten sich die Sowjets auf die Verteidigung und versuchten, offenen militärischen Auseinandersetzungen auszuweichen, um unnötige Verluste zu vermeiden.


Zehntausende Opfer des kolonialen Vernichtungsfeldzuges

Die Kolonialmacht setzte zur Zerschlagung der Sowjets eine erdrückende militärische Übermacht ein. Da die Kolonialarmee in Vietnam der Lage nicht Herr wurde, kamen ihr 100.000 Mann aus Frankreich zu Hilfe. Die Sowjetgebiete wurden durch einen Gürtel von 122 Militärstützpunkten abgeriegelt, von denen die stärksten eine Besatzung von 400 bis 500 Mann hatten.

Die vietnamesischen Sowjets wurden von der Kolonialmacht und den einheimischen Feudalherren in einem Meer von Blut ertränkt. Ihrem Terror fielen Zehntausende Arbeiter und Bauern zum Opfer. Dutzende Dörfer wurden völlig zerstört und Tausende Häuser niedergebrannt. Dennoch widerstanden die Sowjets von Nghe Tinh länger als acht Monate der erdrückenden militärische Übermacht. Noch im März 1931 mussten die Kolonialbehörden in einem Bericht eingestehen: "Das Gebiet steht nach wie vor unter der Kontrolle der Aufständischen. (...) Die Situation wird noch lange Zeit unsicher sein. In fast allen Dörfern wagt kein Bürgermeister, auch nur einen Schritt vor seine Haustür zu setzen." [26]

Im Mai/Juni 1931 musste die Mehrzahl der Rätegemeinden dann den Kampf einstellen. Im August 1931 verteidigten sich die Sowjets noch in etwa 50 Gemeinden. Im Kreis Cam Xuyen fanden im Dezember 1931 die letzten Kämpfe statt. Doch auch danach kam es noch zu vereinzelten Widerstandsaktionen gegen die Wiedereinsetzung der Notabeln.

Die KPV erlitt im Frühjahr 1931 schwere Verluste. Am Ende der zweiten Plenartagung ihres Zentralkomitees, die im März in Saigon stattfand, wurde nahezu die gesamte Parteiführung mit Generalsekretär Tran Phu verhaftet. Auch in Nghe Tinh fielen die meisten Funktionäre der KPV und der Sowjets dem Terror zum Opfer. Darunter auch der Führer der Sowjetbewegung, ZK-Mitglied Nguyen Phong Sac. Ho Chi Minh, der die Tagung des Zentralkomitees in Saigon leitete, gelang es, nach China zu fliehen. Er wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt. [27]


Foto: Khánh Hu, CC BY-SA 4.0 [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0], via Wikimedia Commons

Tran Phu, Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams (27. Oktober 1930 bis 19. April 1931)
Foto: Khánh Hu, CC BY-SA 4.0 [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0], via Wikimedia Commons


Das Vorspiel zur Augustrevolution

Die revolutionäre Massenbewegung von 1930/31 konnte ihre Ziele noch nicht erreichen. Dennoch waren diese Kämpfe von historischer Bedeutung für den weiteren nationalen Befreiungskampf in Vietnam und Indochina. Sie vermittelten der KPV und den revolutionären Kräften wertvolle Lehren über die nationale Befreiungsrevolution, die in die strategische und taktische Konzeption der Partei eingingen. Das waren besonders Erfahrungen mit der Führungsrolle der Arbeiterklasse und ihrer Partei in einem kolonialen halbfeudalen Land, mit der Bauernfrage, der nationalen Einheitsfront, dem ausländischen Imperialismus und dem einheimischen Feudalismus als den Hauptfeinden der nationalen Befreiungsrevolution, mit der Lösung der Machtfrage sowie der Beherrschung aller Kampfformen einschließlich der bewaffneten und der Ausarbeitung eines Militärprogramms der nationalen Befreiungsrevolution. Ho Chi Minh nannte die revolutionäre Massenbewegung von 1930/31 das Vorspiel zur Augustrevolution. "Obwohl die Franzosen die Bewegung durch blutigen Terror niederschlagen konnten, bewiesen die Sowjets von Nghe Tinh den heldenhaften Geist und die revolutionäre Kraft der vietnamesischen Werktätigen. Obwohl die Bewegung nicht erfolgreich war, schmiedete sie die Kräfte für die siegreiche Augustrevolution." [28]


Anmerkungen:

[1] Siehe Beitrag im Schattenblick unter: www.schattenblick.de → Infopool → Politik → Ausland →
ASIEN/999: Nguyen Phu Trong, KP-Generalsekretär Vietnams, zum Weg seines Landes zum Sozialismus (Gerhard Feldbauer)

[2] Tonking, Annam und Cochinchine (Nord-, Zentral- und Südvietnam).

[3] Zit. in: Jean Chesneaux: Geschichte Vietnams, Berlin/DDR, 1963, S. 183.

[4] In: Van Giau: Die vietnamesische Arbeiterklasse seit der Gründung der Kommunistischen Partei bis zur siegreichen Revolution, Bd. I, Hanoi 1962 (Vietnam), S. 66.

[5] Zu der neben der Fraktion der nationalen Bourgeoisie auch die der reaktionären Compradoren gehörte.

[6] Veröffentlicht in der Parteizeitung "Nhan Dan", 3. Jan. 1970.

[7] W. I. Lenin: Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung. Werke, Bd. 5, Berlin, 1958, S. 357-551.

[8] Ho Chi Minh definierte die Arbeiter und Bauern als "proletarische Klasse". Diese Charakterisierung führte in dieser Zeit bei den vietnamesischen Revolutionären jedoch häufig zur Gleichsetzung von Armut und Proletariat. Zu einer klaren Definition des Proletariat-Begriffs kam es erst mit der Gründung der kommunistischen Partei.

[9] Unter kleinen Händlern waren im umfassendsten Sinne Gewerbetreibende zu verstehen. Die Handwerker wurden auf dem Lande meist zu den armen Bauern und in der Stadt zu den proletarischen Schichten gerechnet.

[10] "Die sozialdemokratische Bewegung (ist) ihrem ureigensten Wesen nach international." Lenin, a. a. O., S. 380.

[11] "Das politische Klassenbewusstsein kann dem Arbeiter nur von außen gebracht werden, das heißt aus einem Bereich außerhalb des ökonomischen Kampfes, außerhalb der Sphäre der Beziehungen zwischen Arbeitern und Unternehmern." Ebd., S. 436.

[12] W. Wasiljewa: An der Schwelle der Indochinesischen Revolution. In: "Kommunistische Internationale", Berlin, Heft 5-6/1931, S. 267.

[13] Louis Roubaud: Vietnam, La Tragédie indochinoise, Paris 1931, S. 15.

[14] Thesen und Resolutionen des XI. Plenums des EKKI, Hamburg/Berlin 1931, S. 20.

[15] Die Mitgliederzahl der KPV war von 211 bei der Gründung am 3. Februar 1930 im Oktober 1930 auf 1.600 angewachsen und betrug im März 1931 2.400. Dabei ist zu sehen, dass auch Parteimitglieder im Kampf ums Leben kamen.

[16] Die Sowjets von Nghe Tinh. Hg. Ständige Kommission zum Studium der Parteigeschichte, Hanoi 1960 (Vietnam).

[17] Vorwort zur russ. Übersetzung der Briefe von K. Marx an L. Kugelmann, Lenin, Werke, Bd. 12, Berlin/DDR, 1959, S. 103.

[18] Karl Marx, Lenin, Werke, Bd. 21, Berlin/DDR 1960, S. 67 f.

[19] Mit der Inauguraldissertation "Die historische Bedeutung der vietnamesischen Sowjets (1930/31) für den erfolgreichen Verlauf des nationalen Befreiungskampfes des vietnamesischen Volkes unter Führung der Partei der Arbeiterklasse" promovierte der Autor 1971 am Institut für Internationale Beziehungen in Potsdam-Babelsberg zum Dr. rer. pol. (Eigendruck, 2 Bände, Berlin 1971). Siehe auch: Die nationale Befreiungsrevolution Vietnams. Zum Entstehen ihrer wesentlichen Bedingungen von 1925 bis 1945, Pahl Rugenstein Nachf., Bonn 2007.

[20] Die Mitgliederzahl der Bauernvereinigungen betrug im Oktober 1930 in ganz Vietnam 53.000.

[21] Das Statut ist enthalten in: Tran Huy Lieu u. a.: Die moderne vietnamesische Revolution, Bd. VI, Die revolutionärer Massenbewegung 1930/31 und die Sowjets von Nghe Tinh, Hanoi 1958 (Vietnam), S. 153 ff. Der Autor befand sich von 1967 bis 1970 als Korrespondent der Nachrichtenagentur ADN der DDR in der Demokratischen Republik Vietnam und recherchierte zu den Sowjets mehrfach vor Ort. Er konnte mit Teilnehmern an der revolutionären Bewegung sprechen.

[22] Die Lehranstalt wurde von der KP Chinas und der Guo Min Dang während der Periode der Einheitsfront gemeinsam unterhalten.

[23] Der Bauernführer und vietnamesische Nationalheld Hoang Hoa Tham, genannt De Tham, stand an der Spitze des antikolonialen Partisanenkrieges von 1887 bis 1913. Er wurde 1912 auf französischen Befehl ermordet.

[24] Da während des Aufstandes viele vietnamesische Soldaten auf die Seite der Aufständischen übergelaufen waren, erhielten sie keine Feuerwaffen mehr.

[25] Unter Bezug auf vietnamesische Quellen sprach die "Humanité" von 40.000 bewaffneten Aufständischen. Ausgabe vom 17. Sept. 1931.

[26] Hoang Trung Thong: Die Sowjets von Nghe An, Vinh 1950 (Vietnam), S. 93 f.

[27] Tran Huy Lieu: Les Sowjets du Nghe Tinh de 1930/1931 au Vietnam, Hanoi 1960, S. 41 ff.

[28] In der Zeitschrift Hoc Tap (Lernen), Nr. 1/1960 (Vietnam).

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Quelle:
© 2021 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 5. Oktober 2021

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