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GUTE-NACHT/2319: Familie Schwalbe - Eingesperrt (SB)


Familie Schwalbe - Eingesperrt

Im Nest sitzt Frau Schwalbe und wundert sich. Am Morgen als sie erwachte, war ihr Schwalbenmann noch immer nicht im Nest. War er etwa schon wieder ausgeflogen? Hatte sie wirklich sein Heimkommen nicht bemerkt? Aber warum wechselte er sich dann nicht mit ihr ab? Schließlich hat sie schon so lang die Eier warmgehalten. Jetzt hat sie richtig Hunger bekommen. "Wo steckt er nur?" fragt sie sich.


*


Vater Menschlein hat heute frei. Deshalb steht er etwas später auf. Doch das erste, wohin er sich nach dem Aufstehen begiebt, ist nach den Schwalben zu sehen. Nur eine Schwalbe sitzt im Nest. Auch heute Nacht konnte Vater Menschlein nur eine Schwalbe im Nest entdecken. Aber er fand das nicht bedenklich. Manchmal sitzen die Schwalben auch so auf ihren Eiern, daß überhaupt kein Schwänzchen zu sehen ist.

Zu gern würde Vater Menschlein doch nachschauen, ob die Eier schon gelegt, was sicher der Fall ist, und ob sie schon ausgebrütet sind, was wahrscheinlich noch nicht geschehen ist. Sonst würden die Kleinen ja Töne von sich geben. "Vielleicht sollte ich mir doch einmal die Leiter holen. Ich werde auch ganz vorsichtig sein. Im Schuppen ist sicher noch mein verlängerter Arm mit dem Spiegel daran. Damit kann ich schnell mal ins Nest schauen, wenn die Eltern ausgeflogen sind."

Mit diesen Gedanken begiebt sich Vater Menschlein zum Schuppen hin. Der Schuppen ist eher eine größere Garage mit eigenen Fenstern und Türen. Vater Menschlein merkt, daß er ganz vergessen hat, den Schlüssel mitzunehmen und kehrt noch einmal um. Gerade jetzt schaut eine Schwalbe aus dem Nest. "Vielleicht hole ich doch nicht die Leiter?" überlegt Vater Menschlein. Aber da er auch mal wieder den kleinen Karton unter dem Nest austauschen will, kehrt Vater Menschlein doch zum Schuppen zurück.

Hier scheint er seinen Augen nicht zu trauen. Fliegt da doch etwas von innen gegen die Scheibe des Schuppens. Aus der ganzen Bewegung schließt Vater Menschlein sofort, daß es sich um eine Schwalbe handelt, die da versucht, durch die verschlossene Fensterscheibe nach draußen zu gelangen. "Mein Gott, das Schwälbchen muß schon die ganze Nacht in dem Schuppen stecken. Denn in der Zwischenzeit, seitdem ich gestern das Fahrrad herausholte, war keiner aus der Familie mehr im Schuppen gewesen."

Jetzt sind die Leiter und der Spiegel Nebensache. Nun steht erst einmal die Rettungsaktion des Schwälbchens im Vordergrund. "Wie ermattet magst du bereits sein? Und wie lange kann ein Vogel überhaupt ohne Futter und Flüssigkeit auskommen?" Diese Gedanken stellen sich bei Vater Menschlein ein. Er öffnet die Tür ganz weit und will auch das Fenster öffnen, das über der Tür angebracht ist. Das Fenster aber klemmt. Vater Menschlein zieht sich aus dem Schuppen zurück. "Jetzt liegt es an dir Schwälbchen, den Ausweg zu finden!" Vom Hof aus beobachtet Vater Menschlein die Schuppentür. Er will unbedingt wissen, ob das Schwälbchen zum Nest im Hauseingang gehört oder ein fremdes Schwälbchen ist. Aber egal als welches Schwälbchen sich der eingesperrte kleine Kerl auch entpuppt, in Zukunft will Vater Menschlein besser aufpassen, daß er nie mehr einen Vogel im Schuppen einsperrt.

7. Mai 2007

Gute Nacht