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GUTE-NACHT/2326: Familie Schwalbe - Teekesselchen (SB)


Familie Schwalbe - Teekesselchen

Besuch ist angesagt. Vater Menschlein hat zwei frühere Klassenkameraden zu Besuch. Auf der Veranda sitzen sie, trinken Kaffee und unterhalten sich über frühere Zeiten. "Na, Lothar, das ist schon lange her, als du ständig mit deiner Schwalbe unterwegs warst?" sagt Manfred zu seinem alten Klassenkamerad. Vater Menschlein überlegt, auf welche Freundin von Lothar Manfred anspielt. Doch dann fragt Manfred, ob Lothar die Schwalbe noch immer habe. "Oder hast du sie einem Museum vermacht? In Thüringen gibt es ein solches?" Vater Menschlein weiß gar nicht, wovon die Rede ist. Nach der Schule hatte er die beiden Freunde ganz aus den Augen verloren.

Nun fragt Lothar im Gegenzug, ob Manfred noch immer seine Schwalbe abonniert habe und ob er noch immer diesem, für ihn eher langweiligem Verein, angehöre? Manfred beantwortet die Frage und sagt: "An den Turnieren nehme ich nicht mehr teil, aber keine einzige Ausgabe der Schwalbe lasse ich mir entgehen."

Vater Menschlein weiß nicht, wovon die beiden sprechen. Doch auch er kann mit einer Schwalbe aufwarten, sogar mit einer ganzen Familie, wenn denn die Kleinen geschlüpft sind. Deshalb fragt er die beiden Freunde, ob sie nicht mal seine "Schwalbe" sehen möchten? Die beiden schauen sich an. Ihr Freund Günther hatte doch sonst nie Vorlieben oder Hobbies wie die ihren. Sogleich kommen die beiden mit. Vater Menschlein führt sie von der Veranda durch den Garten zum Hauseingang. "Hier sind meine Schwalben", sagt Vater Menschlein und weist nach oben. Dort sitzt auch tatsächlich eine Schwalbe auf dem Brett. Lothar und Manfred schauen sich an und lachen. "Ich habe doch wirklich geglaubt, du wärst auf deine alten Tage noch zum Mopedfan geworden", sagt Lothar. Und Manfred setzt hinzu: "Und ich dachte, du hättest mit dem Schachspielen begonnen!"

Nun ist Vater Menschlein ganz verwirrt: "Was haben denn Schwalben mit Mopeds oder mit Schach zu tun?" Da erklären die beiden Freunde, daß der Mopedhersteller Simson in den 60iger Jahren eine Serie von Mopeds herstellte, die Vogelnamen trugen. "Da gab es den Spatz, den Star und auch die Schwalbe", sagt Freund Lothar, "du kannst sie heute noch in einem Museum besichtigen."

Manfred dagegen erklärt, er habe immer gern Schach gespielt und deshalb die Vereinszeitschrift Schwalbe abonniert. "Diese Zeitschrift zeigt Schachstellungen und informiert über die Lösungen, auch über Schachturniere berichtet diese Zeitschrift", ergänzt Manfred.

Jetzt lacht auch Vater Menschlein: "Da denke ich die ganze Zeit an meine Schwalben und ihr sprecht von etwas ganz anderem, als ob wir Teekesselchen spielen würden."


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Das Gelächter da unten im Hauseingang geht Herrn Schwalbe mächtig gegen seine Ruhe. Er wartet nur noch das Eintreffen von Frau Schwalbe ab, dann fliegt er davon.

15. Mai 2007

Gute Nacht