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GUTE-NACHT/2526: Celin und der Sandmann (SB)


Celin und der Sandmann

Großmama hat Celin immer abends vor dem Zubettgehen eine Geschichte erzählt. Doch jetzt ist Großmama nicht mehr da. Darüber ist Celin traurig. Aber sie hat ein Trostpflaster. Großmama hat einmal gesagt: "Wenn ich mal keine Geschichte erzählen kann, dann schließ nur die Augen. Der Sandmann kommt dann und schickt dir eine schöne Traumgeschichte."

Großmama ist nicht mehr da, aber der Sandmann ist bisher nicht erschienen. "Sicher weiß der Sandmann gar nicht, daß Oma nicht mehr da ist?" überlegt Celin, "deshalb will ich ihm einen Brief schicken." Celin nimmt einen Zettel aus ihrem Malblock und beginnt ein Bild zu malen. Großmama liegt da im Bett und hat die Augen zu. Alle Verwandten stehen um das Bett und es sind viele Kerzen an. Die Tür im Zimmer steht einen Spalt offen. Dahinter verbirgt sich ein kleines Mädchen. Es ist Celin.

Am Tag als Großmama das letzte Mal bei ihnen war, durfte Celin nicht mit in Großmamas Zimmer. Aber die Großen waren so beschäftigt, daß sie gar nicht merkten, wo sich Celin versteckt hielt. Großmama lag so still, da dachte Celin bei sich: "Heute erzähle ich dir eine Geschichte." Sie blickte auf das große Holzbett hinüber. Manchmal hatte sie selbst mit darin geschlafen, und der riesige Engel über dem Bett hielt Wache und beschützte sie beide. Celin sprach nicht laut. Sie wußte, ihre Großmama konnte jetzt auch ihre Gedanken hören. Celin stellte sich vor, wie sie im Sommer auf der Wiese gesessen hatte und Blumen pflückte. Diese reichte sie ihrer Großmama und die flocht einen Blumenkranz daraus. Auch eine Kette und ein Armband flocht Großmama ihr. Dann sangen sie eine Menge Lieder. Celin kam plötzlich der Gedanke, statt eine Geschichte zu erzählen, ihrer Großmama ein Bild zu malen. Sie stahl sich aus ihrem Versteck hinter der Tür hervor und nahm ihren Zeichenblock und malte sich und ihre Großmama auf der Wiese mit all den vielen Blumen. Als am Abend keiner mehr da war, bat Celin ihre Mama, das Wiesenbild Großmama in die Hand zu geben. "Oma freut sich bestimmt über das Bild, wenn sie da ankommt, wo sie jetzt hingeht", sagte Celins Mama und erfüllte Celins Wunsch.
Als Celin am nächsten Morgen erwachte, war ihre Großmama nicht mehr da und auch das Bild war mit fort.

Celin betrachtet das Bild für den Sandmann. Irgendetwas vermißt sie darauf. Deshalb legt Celin den Block auf ihren Nachttisch. "Vielleicht fällt mir bis morgen noch ein, was da fehlt", denkt sie, "aber es könnte auch sein, daß der Sandmann gerade in dieser Nacht kommt und das Bild mit fort nimmt?" Mit diesen Gedanken schläft Celin ein.

12. Januar 2008

Gute Nacht