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GUTE-NACHT/2537: Celin lernt Ratti kennen (SB)


Celin lernt Ratti kennen

Die Geschichte, die Mama gestern Celin ein Stückchen vorgelesen hat, barg ein Rätsel. Celin sollte herausfinden, wer sich da in der Bibliothek versteckt. Es war von Pfötchen die Rede und von einer Höhle. Celin vermutet, daß es sich um ein Tier handelt. Mal sehen, wie die Geschichte weitergeht.


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Auf dem Fensterbrett der Bibliothek sitzt eine Ratte. Sie schaut sich im Licht der Straßenlaterne ein aufgeschlagenes Buch an. Es stammt aus dem Regal mit Kinderbüchern. Bunte Bilder mag die Leseratte besonders gern. Aber sie interessiert sich auch für alles andere, was mit ihrer Art zu tun hat. Denn vielerorts werden Ratten nicht gemocht, sondern verfolgt, verscheucht und auch getötet.

Einst lebte die Leseratte im Käfig eines Mädchen. Immer wenn Lisa Schularbeiten machte, hörte die Ratte aufmerksam zu und lernte so die Schrift der Menschen zu verstehen. Dort erfuhr Ratte Ratti auch, daß es andernorts noch mehr Ratten gab. Ratti wollte die anderen Ratten kennenlernen. Sie wollte nicht mehr allein sein, ohne einen Artgenossen, und so nutzte Ratti eines Tages die Gelegenheit der offenen Käfig- tür und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Sie wußte, wo sie ihre Artgenossen zu suchen hatte. Das hatte sie alles bei Lisa erfahren. Die hatte nämlich in der Schule das Thema "Ratten - eine Plage" durchgenommen.

Ratti fand es gar nicht toll, was die Menschen über Ratten berichteten. Auch dies war ein Grund, warum sie ihre behagliche Höhle in dem Rattenkäfig aufgab und gegen die Ungewißheit jeden neuen Tages eintauschte. Nach ihren Artgenossen suchte Ratti unter Brücken, in den Kellern von leerstehenden Häusern, in Gärten und so weiter. Überall stieß sie auf das Elend und die Not der Ratten. Da beschloß Ratti, diesem Elend ein Ende zu bereiten. Von Lisa wußte sie, daß es wichtig war, viel über Probleme zu wissen, um sie bekämpfen zu können. Einmal hatte Lisa Ratti mit in die Bibliothek geschmuggelt. Daher kannte Ratti diesen Ort.

Als sie dann das Elend unter den Ratten erkannte, machte sie sich auf, hierher zurück zu kommen, um sich viel Wissen anzueignen, um dann ihre Artgenossen im Kampf gegen ihre Unterdrücker zu unterstützen oder gar anzuführen.

Ratti blickt von ihrem Buch auf. Die Bilder zeigen Käse, Tomaten und Brot, und Ratti bekommt tierischen Appetit. Sie springt von der Fensterbank und läuft in die Vorhalle der Bibliothek. Hier stehen mehrere Mülleimer herum. Ratti hofft, daß diese noch nicht geleert wurden. Ratti hat Glück. Sie findet ein eingewickeltes Butterbrot. Geschickt wickelt sie den Leckerbissen aus und läßt es sich schmecken.


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"Wie du siehst. hattest du Recht mit deiner Vermutung, daß von einem Tier die Rede war", sagt Mama und fragt gleich weiter, "hast du jetzt auch Hunger bekommen?" Celin verneint. Sie möchte gern noch mehr von der Geschichte hören. Aber da Ratti nach dem leckeren Butterbrot ganz müde geworden ist und schläft, geht die Geschichte erst morgen weiter.

Gute Nacht

25. Januar 2008

Gute Nacht