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GUTE-NACHT/2596: Das Schaf auf zwei Beinen (SB)


Das Schaf auf zwei Beinen

Gabor möchte vor dem Einschlafen weiter die Geschichte von Pummel und dem kleinen Schaf hören. "Wenn wir am Wochenden zu Oma fahren, werden wir bestimmt jede Menge kleiner Schäfchen auf den Wiesen stehen sehen", versichert Mama. "Wir fahren zu Oma?" fragt Gabor ungläubig. "Ja, das haben wir vor", erklärt Mama und erzählt dann weiter von Pummel, dem schwarzen Hund, und von dem schwarzen Lamm - so werden kleine Schafe genannt.


*


Auch an diesem Morgen lief Pummel mit seinem Herrchen die gleiche Strecke wie schon am gestrigen Tag. Wie gewöhnlich blickte Herrchen zuerst in den Himmel, um sich über das Wetter zu informieren, und betrachtete anschließend die Pflanzen, die am Wegesrand wuchsen. Währenddessen schnupperte Pummel, sein Hund, die ganze Zeit mit der Nase auf dem Boden herum.

Auf der anderen Straßenseite auf der großen Wiese standen die Schafe und überlegten sich wohl, ob es sich lohne, die Spaziergänger anzublöken oder sie zu übersehen. Ein Schaf jedoch ignorierte die beiden nicht. Es war das schwarze Lämmchen, das die Fremden wißbegierig beobachtete.

Das schwarze Schäfchen beschloß den Hund, den es wegen seines schwarzen und üppigen Fells ebenfalls für ein Schaf hielt, zu fragen, wie denn das Gras auf der anderen Seite der Straße schmecke. Denn da drüben hinter dem Zaun sah das Gras viel saftiger aus. Das sollte das fremde schwarze Schaf dort drüben an der Leine nicht alleine auffressen. Irgendwie sollte es doch einen Weg geben, wie das Lämmchen hinüber gelangen könnte. Vielleicht würden sich dann die beiden schwarzen Lämmer sogar anfreunden? Schließlich wurde das Lämmchen hier auf der Wiese nur gehänselt, weil es eben keine weiße Wolle auf dem Rücken trug, sondern schwarze.

Ganz dicht drängte sich das Lämmchen an den Zaun und blökte hinüber: "Hey, du da, schwarzes Schäfchen, wie schmeckt das Gras da drüben?" Von der anderen Seite der Straße kam eine blökende Antwort. Doch das Schäfchen verstand die Sprache leider nicht. Noch einmal blökte das Lamm und wieder kam eine Antwort. Aber es war nicht das schwarze Schaf an der Leine, das sie gab. Das auf zwei Beinen gehende Wesen schien zu blöken. War es vielleicht ein sehr vornehmes Schaf oder ein Schaf, das Kunststücke erprobte, wie zum Beispiel auf zwei Beinen zu laufen? Vielleicht würde es auch lieber auf vier Beinen gehen, mußte aber dem schwarzen Schaf gehorchen. Schließlich zog das kleine Schäfchen das auf zwei Beinen gehende die ganze Zeit hinter sich her.

Noch einige Male blökte das schwarze Lämmchen zur anderen Straßenseite hinüber. Dann waren das vierbeinige und das auf zwei Beinen laufende Wesen vorüber und kamen an diesem Tag nicht noch einmal vorbei. Wo waren sie nur hingelaufen? Jetzt ertönten andere blökende Rufe von der Wiese her. Das kleine Schäfchen drehte sich um und sprang freudig zu seinen Gefährten zurück. Auch wenn es sicher gleich wieder wegen seiner schwarzen Wolle gehänselt wurde. Daran hatte sich das Schäfchen schon gewöhnt. Das aber sollte ihm nicht die Laune des Tages verderben.

4. April 2008

Gute Nacht