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GUTE-NACHT/2801: Vor zweitausend Jahren (SB)


Gute Nacht Geschichten - Schattenwesen


In der düsteren Vorweihnachtszeit gibt es trotz der vielen Lichter oder vielleicht gerade deswegen mehr Schatten als den Menschen lieb ist. Die Schatten sind nicht unbewohnt. Dort leben Wesen, die nie einer zu Gesicht bekommt.

Doch in der Frist einiger Jahre werden in den Schatten auch Wesen geboren, die nicht im Verborgenen bleiben, sondern in die Welt der Lichter hinübergleiten wollen. Ein solches Wesen wurde einst geboren, als es in einer Nacht ganz besonders hell am Firmament wurde. Ein nie zuvor erblicktes Licht erstrahlte am Himmel und blieb über dem Dach eines alten, fast zerfallenen Schuppens stehen.

Weit leuchtete dieses Licht und lockte Hirten und ihre Tiere an. Auch drei Reisende aus einem fernen Land kamen herbei. Sie waren schon viele Tage unterwegs gewesen, denn sie hatten das helle Licht erwartet, das von einem besonderen Ereignis Kunde bringen würde. Einen Neuling auf dieser Welt sollte es verheißen. So wird es berichtet schon seit über zweitausend Jahren.

Aber hier geht es nicht um die Hirten, die von weither Gereisten oder den Neuling. Die besondere Helligkeit des erschienenen Lichtes brachte eine tiefe Dunkelheit mit sich. Genau an diesem Ort wurde ein anderes Wesen geboren. Dieses Wesen brauchte keine Zeit um heranzuwachsen, es war schon jetzt bereit für die Welt, in der es erschienen war. Es sah das Licht und auch die von ihm Beschienenen.

Das andere Wesen griff nach dem Licht, bekam dieses aber nicht zu fassen. Es kam einfach aus der Dunkelheit nicht heraus. Es sah alles, was da im Licht geschah, konnte aber nicht an diesen hellen Ort gelangen. Es versuchte erneut in das Licht vorzudringen, denn es wollte auch zu diesem besonderen Lebewesen da in der Mitte des Schuppens.

Zuerst wurde das Schattenwesen traurig, daß es nicht die Freude der anderen in dem Schuppen über das Neugeborene in ihrer Mitte teilen konnte. Große Tränen rannen ihm herunter. Nicht einmal seine Tränen gelangten in das Licht, um dort zu glitzern. Sie blieben noch schwärzer als schwarz in dem Schatten liegen. Später sollten sich die Hirten wundern, was da für pechschwarze Steine am Boden lagen, die zuvor noch nie einer bemerkt hatte.

Als die Tränen versiegten, blieb eine unendliche Leere bei dem Schattenwesen zurück. In dieser Nacht wurde es nicht noch einmal von dem Verlangen ergriffen, in die Welt des Lichtes eindringen zu wollen.

5. Dezember 2008

Gute Nacht