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GUTE-NACHT/2915: Wächter im Garten (SB)


Gute Nacht Geschichten


"Was für ein schöner sonniger Tag", denkt Sokrates und liegt auf dem Dach seines Häuschens in der Sonne. Er beobachtet, wie eine der grauen Mäuse kleine Kügelchen vom Beet nimmt und sie fortträgt. Sokrates wundert sich, denn eigentlich transportieren Mäuse alles in ihrem Schnäuzchen, warum diese kleinen Kugeln nicht? Der weiße Hausmäuserich richtet sich hinter den Gitterstäben seines Käfigs auf und blickt neugierig zu der grauen Maus hinüber. Dann endlich fragt er: "Was machst du da?"

"Kümmere dich um deinen Kram, du Albimbo", schimpft die graue Maus und zieht davon. Da kommt eine zweite graue Maus und ruft der ersten hinterher: "Das heißt Albino. Laß ihn in Ruhe!" Auch die zweite Maus will jetzt ebenfalls die kleinen Kügelchen fortschaffen. Sokrates befragt nun sie, warum sie die Kügelchen nicht im Schnäuzchen transportiert. "Das ist viel zu gefährlich", entgegnet die Maus. "Und warum?", läßt Sokrates nicht locker.

"Wir haben herausgefunden, daß diese Kugeln uns krank machen. Sie riechen gut und schmecken lecker, aber sie sind nicht in Ordnung. Alle Mäuse aus unserem Nest, die gestern davon gekostet haben, sind heute krank geworden. Ich hatte nichts davon gegessen und fühle mich gut. Wir haben herausgefunden, daß diese Kugeln für die Blumen bestimmt sind, damit sie besser wachsen. Aber wir Mäuse wachsen nicht besser davon, wir fühlen uns nur elend. Und damit der Regen, der bald kommen wird, nicht alle Kügelchen auflöst und wir dann nur schmutziges und giftiges Wasser zu trinken haben, schaffen wir sie alle fort. Willst du uns nicht helfen?", fragt die graue Maus. Sokrates zuckt mit den Schultern: "Ich kann nicht!" Er zeigt auf die Gitterstäbe. "Dann laß mich in Ruhe weitermachen, sonst schaffen wir es vielleicht nicht mehr."

Sokrates klettert zurück auf sein Hausdach. Wenn es wirklich zu regnen beginnt, dann wird hoffentlich Gunnar kommen und ihn wieder in die Wohnung holen. Denn selbst wenn er sich in seinem gemütlichen Unterschlupf verkriecht, der Regen wird sich schnell in seinem Käfig sammeln und das Sägemehl durchnässen. Alles - auch das Heu und das Futter - wird aufweichen.

Da schiebt sich die erste Wolke vor die Sonne und der Himmel verfinstert sich. Wie gut, daß Gunnar seinen Sokrates sehr gern hat und ihn nicht vergißt.

23. April 2009

Gute Nacht