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GUTE-NACHT/3021: Es findet sich immer ein Platz (SB)


Gute Nacht Geschichten


Auf dem grünen Polstersessel sitzen Pinguin und Teddy. Diesen Platz nehmen die beiden gemeinsam ein und wollen ihn auch zusammen gegen Spooky, Amandas Hund, verteidigen. Bisher war der Sessel stets ein Streitpunkt für Pinguin und Teddy. Jeder wollte ihn allein besetzen. Doch jetzt haben die beiden sich verschworen und sehen keinen Grund, warum sie auf dem Sessel nicht beide Platz nehmen können. Schließlich kann sich jeder an einer der beiden Lehnen festhalten.

Gleich vom ersten Tag an, als Spooky in die Familie aufgenommen wurde, liebte er diesen Sessel, in dem Amanda ihn noch oft auf dem Schoß halten sollte. Als Spooky dann das Klettern für sich entdeckte, war der Sessel sein erstes Ziel, das er zu erobern suchte. Inzwischen ist Spooky um einiges gewachsen und paßt eigentlich nicht mehr in den Sessel, ohne sich zu verrenken.

"Wenn Amanda und der Kleine zurückkommen - was wird er mit uns anstellen?", fragt Teddy ängstlich. "Wahrscheinlich wird er sofort auf den Sessel springen wollen", denkt Pinguin laut nach, "es ist darum am besten, wenn wir uns noch ein bißchen nach vorne zum Rand hin setzen." Teddy kann nicht glauben, was er da hört. Er rutscht zwar auf Pinguins Anweisung ein Stückchen nach vorne, aber so weit wie Pinguin selbst, wagt er sich nicht vor.

Nach einer weiteren Weile geht die Haustür. Amanda und Spooky waren wirklich lange aus. "Halt! Kleiner Mann!", hören sie Amanda rufen. Doch Spooky bleibt nicht bei ihr im Flur. Spooky läuft sofort zu seinem Wassernapf. Das kann Amanda verstehen. Nach so einem langen Spaziergang hat auch sie selbst Durst und geht erst einmal in die Küche, um Wasser aufzusetzen.

Dann sieht sie nach Spooky, der jetzt nicht mehr trinkt, aber sich über seinen Freßnapf her gemacht hat. Amanda geht in die Küche zurück, denn sicher wird das Wasser gleich kochen. Von dem Sessel aus können Pinguin und Teddy den kleinen Quälgeist gut beobachten. Teddy sieht, wie der Napf immer leerer wird. Gleich wird sich der Hund umdrehen und sicher zu ihnen herüber kommen. Während Teddy noch ein Stückchen tiefer rutscht, wächst Pinguin noch um einige Zentimeter in die Höhe.

Spooky leckt sich das Maul, dreht sich in Richtung Sessel und trippelt auf diesen zu. Was ist denn das? Der Sessel ist besetzt? Da ruft Amanda aus der Küche nach dem Kleinen. Spooky hört sofort. Eigentlich ist das nicht so seine Art. Aber diesmal ist er wohl ziemlich verwirrt, was da für Gesellen auf seinem Sessel sitzen. Bisher hatte Amanda die Kuscheltiere stets lieber aus der Reichweite des Kleinen gesetzt. Schließlich möchte sie ihn nicht in Versuchung bringen, diese für sich in Anspruch zu nehmen oder sie gar anzuknabbern wie seine sonstigen Spielzeuge.

Nach einer Weile hören Pinguin und Teddy wie in der Küche Stühle geschoben werden. "Aha, sie kommen!", sagt Pinguin. Schon flitzt Spooky um die Ecke, noch bevor Amanda das Zimmer betritt. Wieder bleibt der Kleine vor dem Sessel stehen und blickt die darauf sitzenden mit einem überraschten Hundeblick an. Dann betritt auch Amanda das Zimmer.

Spooky schüttelt den Kopf, dann geht er hinüber zum Sofa. "Auch das Sofa bietet ein schönes Plätzchen", denkt er wohl bei sich. Die Sofaecke ist zwar seine zweite Wahl, wenn der Sessel besetzt ist, doch auch hier findet er ein kuscheliges Fleckchen. Spooky steigt hinauf, läßt sich fallen und stöhnt.

Pinguin ist erfreut. "Den ersten Kampf haben wir gewonnen!", stellt er zu seiner Zufriedenheit fest. Doch da hat er nicht mit Amanda gerechnet. Sie stemmt die Hände in die Hüften und sagt verwirrt: "Habe ich die beiden nicht vorhin genau andersherum hier auf den Sessel gesetzt?" Amanda besieht sich die Szene genau. Pinguin und Teddy schauen sich verblüfft aus den Augenwinkeln an. Unter Aufbietung all ihres Mutes waren sie vom Schrank auf den Sessel heruntergesprungen und hatten sogar mit dem Trampolineffekt zu kämpfen. Und jetzt stellt Amanda nur fest, daß sie die beiden anders herum hingesetzt habe?

Amanda ist sich sicher, daß irgendjemand während ihrer Abwesenheit hier im Raum gewesen sein muß. Den Teddy so in den Schneidersitz zu setzen, hätte sie doch nie getan. Sie nimmt Teddy hoch und biegt ihm das hintere Bein vor, damit er besser sitzen kann. Dann nimmt sie auch Pinguin hoch. "Ich glaube, ihr sitzt besser da oben auf dem Schrank. Da kann euch nichts passieren." Bei diesen Worten blickt Amanda hinüber zu Spooky, der auf dem Sofa zu schlafen scheint.

3. September 2009

Gute Nacht