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GUTE-NACHT/3222: Der kleine Nachtwächter an einem Sommerabend (SB)


Gute Nacht Geschichten

Im Sommer ist der kleine Nachtwächter bereits unterwegs, wenn es draußen noch gar nicht dunkel geworden ist. Nur von der Tageszeit her ist es schon spät. Das Licht spricht allerdings eine andere Sprache. In dieser Zeit trifft der kleine Nachtwächter oftmals einige Bewohner der Stadt, besonders wenn es am Abend noch sehr warm ist. Die Menschen sitzen dann gern draußen vor den Häusern auf der Bank und unterhalten sich miteinander.

An diesen Abenden steigt der kleine Nachtwächter bald hinauf auf die Stadtmauer und zieht seine Runden. Er blickt in die Ferne und fragt sich, wie es andernorts so ausschaut und ob auch dort die Menschen jetzt gerade vor ihren Häusern sitzen?

Nach der ersten Runde macht der kleine Nachtwächter eine Rast. Er packt seine Brote aus und legt sie auf die breite Stadtmauer. Nun wickelt er das erste Brot aus und beißt hinein.

Plötzlich spürt er etwas Kaltes an seiner linken Hand. Erschrocken dreht er sich um. Da steht ein großer schwarzer Hund vor ihm. Im ersten Moment will der kleine Nachtwächter am liebsten fortlaufen. Doch dann wird der große schwarze Hund ihn sicherlich jagen.

"Ich bin der Nachtwächter! Da kann ich mich doch nicht von einem Hund erschrecken lassen." Schnell tritt der kleine Nachtwächter einen Schritt auf den schwarzen Hund zu. Dieser läuft nicht weg und wird auch nicht böse. Er setzt sich einfach vor den kleinen Nachtwächter hin und wartet.

"Das ist aber recht freundlich von dir", stellt der kleine Nachtwächter fest und fragt, "wo kommst du überhaupt her? Ich habe dich in meiner Stadt noch niemals gesehen?"

Der fremde Hund antwortet nicht. Aber er blickt auf das Brot in des Nachtwächters Hand. "Ah, du hast Hunger!" Gerade will der kleine Nachtwächter ein Stückchen davon abbrechen und dem Hund zuwerfen, da schnappt sich dieser das ganze Brot und läuft auf und davon!" Erstaunt schaut der kleine Nachtwächter dem fremden Hund hinterdrein.

"Na besser, du läufst mit meinem Brot davon, als daß du mich verspeist", ruft der kleine Nachtwächter dem Hund hinterher. Dann aber begibt er sich hinunter in die Straßen seiner Stadt und fragt die noch vor ihren Häusern sitzenden Leute, ob sie denn den großen schwarzen Hund gesehen hätten und wem dieser denn gehöre.

Aber keiner kann dem kleinen Nachtwächter eine Auskunft geben. Da beschließt der kleine Nachtwächter herauszufinden, durch welches Loch der Hund in die Stadt gekommen ist, und begibt sich auf den Weg. Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr. Denn langsam senkt sich die Dunkelheit über die Stadt.


28. Juni 2010