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GUTE-NACHT/3294: Der kleine Nachtwächter begrüßt Simon (SB)


Gute Nacht Geschichten

"Nachtwächter, kleiner Nachtwächter, wann kommst du hier vorbei?
Ich stehe schon am Fenster hier, wart' auf dich die ganze Zeit.
Nachtwächter, kleiner Nachtwächter, wann bist du endlich hier?
Es gibt eine Überraschung für Dich, komm doch bald vorbei ..."

Mit diesem Lied steht Marlene am Fenster und hält Ausschau nach dem kleinen Nachtwächter. Ganz ungeduldig wartet sie auf ihn. Schließlich hat sie eine wichtige Botschaft zu übermitteln. Marlene weiß, daß der kleine Nachtwächter über alle Bewohner der Stadt wacht. Deshalb ist es wichtig, ihm mitzuteilen, daß er ab heute auf einen winzigen Erdenbürger mehr aufzupassen hat.

Endlich entdeckt Marlene den kleinen Nachtwächter am Ende der Straße. Sie erkennt ihn an der leuchtenden Laterne in der einen und der eingeschalteten Taschenlampe in der anderen Hand. Auch Rebell, der schwarze Hund, läuft wieder mit. Frau von Zitterspinne hat Marlene bisher noch nicht kennengelernt, und aus der Ferne ist die kleine Spinne auch nicht wahrzunehmen.


Der kleine Nachtwächter kommt näher. Er entdeckt das Licht oben in dem Fenster. Winkt ihm da nicht das kleine Mädchen ganz aufgeregt zu? "Was ist da bloß los?", fragt er sich, "braucht sie Hilfe?" Es ist als ob das Mädchen dem kleinen Nachtwächter mit ihren Händen und dem ganzen Oberkörper eine Botschaft übermitteln möchte. An den Lippenbewegungen erkennt er, daß sie ihm etwas Wichtiges sagen will. Aber das Fenster ist geschlossen und so vernimmt er die Worte nicht.

Anscheinend erkennt Marlene, daß der Mann unten auf der Straße, sie nicht versteht. Jetzt versucht sie es mit Zeichensprache. Sie wiegt etwas Imaginäres, etwas, daß gar nicht wirklich vorhanden ist, in ihren Armen hin und her. Der kleine Nachtwächter schüttelt nur mit dem Kopf, was ihr sein Unverständnis deutlich macht.

Da haucht Marlene gegen die Fensterscheibe und malt in das Beschlagene etwas hinein. Es sieht aus wie ein Gesicht, vielleicht ein Smily? Dann zeichnet sie daneben noch eine Schlange, doch ohne Kopf.

Der kleine Nachtwächter überlegt: "Die Schlange könnte auch ein Buchstabe sein. Seitenverkehrt betrachtet ergäbe sie ein S." Da tritt aus dem Zimmer eine dunkle Gestalt ans Fenster und zerrt an der Gardine. Das Mädchen aber deutet auf die Straße und der kleine Nachtwächter sieht, wie es mit den Händen eine bittende Geste ausführt.

Nun wendet sich die Gestalt dem Fenster zu und blickt hinaus. Kurzerhand wird das Fenster geöffnet und Marlene darf etwas auf die Straße hinunter rufen: "Hallo, kleiner Nachtwächter! Ich habe heute ein Brüderchen bekommen. Er heißt Simon und ist noch so klein. Wir passen jetzt alle gut auf ihn auf, und du sollst es bitte auch!"

"Guten Abend, Marlene! Das ist aber eine Freude. Ich werde jede Stunde hier vorbeikommen und auch von meinem Rundgang oben auf der Stadtmauer auf euer Haus einen besonderen Blick werfen. Sei unbesorgt."

Da wird das Fenster wieder geschlossen. Es soll ja schließlich drinnen nicht zu kalt werden. Auch die Vorhänge zieht der Vater zu. Noch einmal taucht Marlene dahinter hervor und winkt dem kleinen Nachtwächter hinterher. Auch der kleine Nachtwächter winkt und Rebell wufft zum Abschied. Frau von Zitterspinne nimmt das Geschehene zum Anlaß, nach ihren eigenen Kindern in der rosa Kugel zu schauen. Doch da ist noch kein Beinchen in Sicht.

17. November 2010

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