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GUTE-NACHT/3318: Der einsame Pantoffel hat noch nicht ausgedient (SB)


Gute Nacht Geschichten vom einsamen Pantoffel


Die Schuhverkäuferin, der diese grandiose Dekoration des Schaufensters eingefallen war, wird zum Chef gerufen. "Was will er bloß von mir, und das in diesem Vorweihnachtstrubel?", fragt sich die junge Frau.

Der Chef des Schuhladens kommt gleich zur Sache: "Sie wissen ja, wir hatten einigen Ärger mit ihrer eigenwilligen Fensterdekoration. Viele christlich eingestellte, besonders ältere Kunden fanden es eine Zumutung, das Jesuskind in Form von Babyschuhchen vorzufinden. Der überwiegende Teil unserer Kunden war allerdings recht angetan von ihrem Krippenspiel. Doch jetzt, so kurz vor Weihnachten, läßt dieses Interesse wieder spürbar nach, wie unsere Tageseinnahmen zeigen. Es wird also dringend nötig, daß sie sich eine neue Deko für das Fenster ausdenken. Ach und bitte", der Mann macht eine kleine Pause und fährt dann betonend fort, "und lassen sie diese schreckliche Krippe verschwinden. Dieser rote Pantoffel raubt mir noch den letzten Nerv."

Die Schuhverkäuferin freut sich sehr darüber, daß sie als gelernte Verkäuferin nun auch offiziell zu Dekorationen herangezogen wird. Die Gestaltung des Schaufensters hatte sie in Eigeninitiative gestartet. Das hätte aber auch ihren Rausschmiß bedeuten können. Während sie jetzt so darüber nachdenkt, wird ihr klar, daß ihr ein Rausschmiß immer noch drohen kann, wenn sie die nächste Aufgabe nicht zur vollen Zufriedenheit ihrers Chefs bewältigt. Da wird ihr doch ein wenig schwindlig.

"Leider können wir nicht bis zum Wochenende mit dem Umdekorieren warten. Also schieben sie ein paar Überstunden, die sie an den Weihnachtstagen abfeiern können." Mit diesen Worten schiebt der Ladenbesitzer die Verkäuferin aus seinem Büro. Erst jetzt wird ihr klar, was das zu bedeuten hat. Sie soll noch heute nach Feierabend arbeiten und keinen freien Tag dafür erhalten, denn an den Weihnachtstagen hat sie ja - Gott sei Dank - sowieso frei. Gut, daß jetzt gleich der Laden schließt. Nur noch wenige Kunden werden zu Ende bedient.

Endlich ist Ladenschluß. Nachdem auch die Verkäuferinnen gegangen sind, schließt der Ladenbesitzer. Nur noch eine Verkäuferin ist geblieben. Sie schaut sich das Schaufenster in seinem jetzigen Zustand noch einmal an. "Bevor ich euch alle hier rausnehme, werde ich noch ein schönes Erinnerungsfoto schießen. Vielleicht kann ich damit sogar an einem Fotowettbewerb teilnehmen! Und dich ...", haucht sie leise in Richtung der Krippe, was den roten Pantoffel aufhorchen läßt, "mit dir habe ich noch etwas Besonderes vor."

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Advent 2010