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GUTE-NACHT/3354: Der kleine Nachtwächter im Wald (SB)


Gute Nacht Geschichten von dem kleinen Nachtwächter


Niemand bemerkte in der vergangenen Nacht den kleinen Nachtwächter und seinen Hund im Holzschuppen nahe der Kirche.

Rebell weckt sein Herrchen durch Schlecken mit seiner langen Zunge über die Nase. Der kleine Nachtwächter steht mürrisch auf. Ihm ist mächtig kalt. Ein Gähnen und Strecken und bald ist er auf den Beinen. Er klappt die Liegestühle zusammen und deckt sie mit den ausgeliehenen Tüchern wieder zu. "Jetzt wird sicher keiner bemerken, daß wir hier waren", erklärt er Rebell und lukt vorsichtig durch die Schuppentür, um beim Herausgehen auch wirklich niemandem zu begegnen.

Keiner kommt. Bei dieser Kälte, die noch immer anhält, will wohl auch niemand etwas auf dem Friedhof erledigen. Blumen würden zu dieser Jahreszeit sogleich dem Frost zum Opfer fallen und die Gräber sind sowieso mit Tannen- oder Fichtenzweigen bedeckt und warten auf wärmere Zeiten.

Beim Heraustreten aus dem Schuppen fällt der Blick des kleinen Nachtwächters auf den Holzklotz. Er schmunzelt: "Wenn der Besitzer der Holzscheite zurückkommt, wird er sich sicher wundern, wo sie geblieben sind. Ich hoffe, er schaut zuerst im Schuppen nach und meldet das Holz nicht gleich als gestohlen."

"Rebell, wohin gehen wir jetzt?" Das läßt sich der Hund mit dem dunklen Fell nicht zweimal sagen. Er sprintet vor, bleibt in einiger Entfernung stehen und blickt sich zu seinem Herrchen um. Dann läuft er weiter schnurstracks aus dem Dorf heraus. Der kleine Nachtwächter kann kaum folgen. Deshalb pfeift er Rebell zurück. "Fein, daß du da bist. Laß uns zusammen weitermarschieren schön nebeneinander."

Der Blick des kleinen Nachtwächters schweift über die Landschaft. In einiger Entfernung entdeckt er einen Wald. "Wir sollte dorthin gehen!", sagt er und ändert auch sogleich die Richtung. Rebell trottet neben ihm her und schnüffelt den ganzen Weg ab.

Es ist noch hell, als die beiden den Wald erreichen. Auch hier ist es kalt, aber der Wind wird durch die Bäume gebrochen und abgemildert. "Ich war schon einmal in diesem Wald", erkennt der kleine Nachtwächter, "deshalb weiß ich, daß es hier eine Hütte gibt. Dorthin lenken wir unsere Schritte."

Nur eine halbe Stunde dauert der Weg zur Hütte. Eine mit Steinen eingesäumte Feuerstelle gibt es dort. Der kleine Nachtwächter macht sich daran loses Holz, abgebrochene Zweige oder Tannenzapfen zu finden. Rebell hilft ihm natürlich dabei. Mit dem Gefundenen zünden sie sich ein Feuer an.

Sogleich wird den beiden wärmer. Eine ganze Weile sitzen sie da und betrachten die Fammen wie sie in den Himmel züngeln. Als das Feuer gänzlich herunter gebrannt ist, wirft der kleine Nachtwächter noch von Eis und Schnee, das hier stellenweise noch immer liegt, einiges auf die Asche und die restliche Glut, damit sie auch wirklich ganz verlöscht.

"Auf geht es!", sagt der kleine Nachtwächter und zieht los. Die Laterne hat er angezündet und hält sie in der einen, die Taschenlampe in der anderen Hand. Er befiehlt Rebell ganz dicht bei ihm zu bleiben. Denn schließlich ist ein Wald gerade in der Nacht sehr belebt. Hasen und Rehe stellen sich hier ein. Sie sollen durch unsere beiden nicht gestört werden. Bis zum Morgen durchqueren die beiden den Wald. Dann lichtet er sich.

"Jetzt brauchen wir ein Quartier!", stellt der kleine Nachtwächter fest. Das finden sie ganz aus Versehen. Ein Bauer nimmt die beiden auf seinem Traktor mit ins nächste Dorf und läßt sie bei sich in seinem Heuschuppen ausruhen.

"Gute Nacht!"

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23. Februar 2011