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GUTE-NACHT/3385: Der kleine Nachtwächter entdeckt einen Einbrecher (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


"Warum sind heute die Straßenlaternen so früh aus?", fragt sich der kleine Nachtwächter, "zum Glück haben wir ja meine Laterne und meine Taschenlampe immer dabei. Damit sind wir ausreichend mit Licht versorgt."

Rebell scheint das Lichtproblem nicht zu interessieren. Er läuft schon wieder voraus, auch wenn es dort recht dunkel ist. Seine Spürnase hilft ihm viel weiter als seine Augen.

Der kleine Nachtwächter geht die Einkaufsstraße entlang und pfeift ab und zu nach seinem Hund. Rebell kommt brav zurück gelaufen, um dann aufs neue loszuschießen und auch in den Seitensträßchen herum zu schnüffeln. Besonders die Rosengasse hat es ihm angetan. Denn dort gibt es Vögel und andere Kleintiere. Zum Glück stecken sie alle in großen Volieren, und Rebell kann sie nicht erwischen.

Jetzt hat auch der kleine Nachtwächter die Ecke zur Rosengasse erreicht. Gerade will er Rebell zurückpfeiffen, da nimmt er ein merkwürdiges Geräusch war, als ob jemand an einer Hauswand hochkraxelt. Der kleine Nachtwächter versucht, das Geräusch genauer zu ergründen und verhält sich ganz still. Er hofft, daß auch Rebell nicht dazwischen funkt.

Da ist es schon wieder, das Geräusch. Dazu quietscht nun auch ein Fenster. "Hoffentlich steigt hier keiner unerlaubt in eine Wohnung ein!", überlegt er. In seiner Zeit als Nachtwächter hat er schon so einiges erlebt. Er stellt die Laterne ab und tastet an der Taschenlampe nach dem Anschaltknopf. Dann geht er leise um die Hausecke und zielt mit der Taschenlampe genau in die Richtung, aus der das Geräusch kommt. Entschlossen drückt er den Knopf der Taschenlampe auf an.

Ein Schreckensschrei ist zu hören, und ein Mann wird in einem offenen Fensterrahmen sichtbar. "Was machen sie da!", fragt der kleine Nachtwächter ernst. "Wenn sie das Licht nicht aus meinem Gesicht nehmen, sage ich gar nichts. Ich kann sie nämlich nicht einmal erkennen. Wer sind sie überhaupt", entgegnet der Mann.

Der kleine Nachtwächter nimmt das Licht der Taschenlampe etwas herunter, leuchtet den Mann aber immernoch an. Jetzt kommt auch Rebell angelaufen. Ihm erscheint diese Situation wohl recht brenzlig und er bellt den fremden Mann an.

"Nehmen sie bloß ihren Hund zurück, ich kann Hunde nicht leiden." - "Rebell, Platz!", befiehlt der kleine Nachtwächter. Rebell folgt und unterläßt auch das Bellen. "Nun, warum steigen sie hier in das Fenster ein?", möchte der kleine Nachtwächter erneut wissen. "Ich wohne hier, aber was geht sie das an?"

"Ich wache hier und passe auf, daß niemand in fremde Wohnungen einsteigt. Also kommen sie da herunter", fordert der kleine Nachtwächter den Fremden auf. "Tut mir leid, aber ich bleibe hier oben. Jetzt, wo ich es endlich geschafft habe, die Wand hoch zu klettern und das Fenster zu erreichen. Das ist nämlich meine Wohnung hier."

"Was soll das?", fragt der kleine Nachtwächter, "man steigt doch nicht in die eigene Wohnung durch ein Fenster ein.

Der fremde Mann hat erkannt, wer da mit seinem Hund vor ihm steht, und er sagt: "Entschuldigung, kleiner Nachtwächter, jetzt erkenne ich dich erst. Du hast deine Laterne nicht dabei. Deshalb ist es mir nicht gleich aufgegangen, wer du bist. Ich wohne wirklich hier. Aber ich habe meinen Schlüssel nicht dabei. Entweder habe ich ihn verloren oder einfach vorhin vergessen einzustecken. Wenn du willst, öffne ich dir die Haustür und du kannst dich überzeugen, daß alles in Ordnung ist."

Der kleine Nachtwächter ist noch nicht so lange in dieser Stadt, deshalb kennt er nicht alle Gesichter der Bewohner. Da er nicht weiß, ob er dem Fremden trauen kann, läßt er Rebell am Fenster sitzen und aufpassen. "Wenn es nicht stimmt und sie fortlaufen, während ich zur Haustür gehe, wird Rebell sie am Hosenboden packen. Also keine Dummheiten!"

"Ich werde schon nicht verschwinden", damit läßt sich der Fremde von der Fensterbank in die Wohnung gleiten und entfernt sich. "Bleib hier!", bekommt Rebell zu hören. Schnell läuft der kleine Nachtwächter um die Hausecke, dahin wo die Haustür der Wohnung ist. Schon geht drinnen das Licht an, und nach kurzer Zeit erscheint auch der Mann an der Tür. Er hält etwas in der Hand.

Der kleine Nachtwächter ist vorsichtig, schließlich könnte der Fremde ihm mit dem Gegenstand eins über den Kopf ziehen und dann immernoch verschwinden. Aber der Fremde startet keinen Angriff, sondern hält einen Bilderrahmen in der Hand: "Siehst du, kleiner Nachtwächter, das bin ich auf dem Bild. Ich wohne wirklich hier und das ist auch der Schlüssel zur Haustür. Ich hatte ihn wirklich auf dem Tisch vergessen und die Tür hinter mir zugezogen. Dumm, daß ich sie von außen nicht ohne Schlüssel aufbekomme."

Nachdem nun alles in Ordnung ist, entschuldigt sich auch der kleine Nachtwächter. Aber der Fremde, der sich jetzt als Schuster Hans vorstellt, bedankt sich bei dem kleinen Nachtwächter, weil er so gut auf seine Wohnung aufgepaßt hat.

Da fällt dem kleinen Nachtwächter Rebell ein, der noch immer im Hinterhof am Fenster aufpaßt. Der kleine Nachtwächter gibt einen Pfiff von sich, den er schon vor einer ganzen Weile loslassen wollte.

Es dauert nicht lange, da ist Rebell zur Stelle und nicht einmal allein. Er ist unterwegs auf die Laterne des kleinen Nachtwächters gestoßen und hat sie am Henkel geschnappt und mitgebracht.

Wie er die Lampe im Dunkeln erkennen konnte? Nun, Rebell hat doch eine super Spürnase.

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4. Mai 2011