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GUTE-NACHT/3452: Knopf, Knöpfchen und Auge brauchen ein neues Versteck (SB)



K N O P F ,   K N Ö P F C H E N   &   A U G E

brauchen ein neues Versteck


Es war ein heller, sonniger Tag, den unsere drei Abenteurer doch tatsächlich - wenn auch mit einer aufregenden Unterbrechung - verschliefen. Sie lagen unter einem der aufgestellten Bilderrahmen auf dem Nachtisch der Schwiegermutter. Unter diesem Rahmen war es sogar ein bißchen dunkel. Vielleicht war das der Grund, warum die Drei so gut schliefen. Sie hatten ja auch in der vergangenen Nacht kaum ihre Knopflöcher zum Schlafen zugemacht. Aber vielleicht schliefen sie auch deshalb so ruhig und tief, weil sie endlich wieder zusammen waren und sich in ihrem neuen Versteck so richtig in Sicherheit wiegten.

Doch so sicher war ihr neues Versteck gar nicht. Schwiegermutter hatte die Bettdecke und ihr Kopfkissen zum Lüften aus dem Fenster gehängt. Irgendwann am Vormittag kam sie ins Schlafzimmer zurück, um das Bettzeug wieder aus dem Fenster zu nehmen und sich ihr Kuschelbett so recht gemütlich für die Nacht herzurichten. Sie nahm das dicke Bettzeug auf den Arm und schritt zum Bett hinüber. Dort erblickte sie den Nachttisch und das Geschehen der vergangenen Nacht fiel ihr erneut ein. Oder war es ein Traum gewesen, der sie jetzt quälte? Sie erinnerte, drei Knöpfe auf den Nachttisch gelegt zu haben, aber heute morgen waren sie nicht mehr da. So in Gedanken bückte sich Schwiegermutter mit dem ganzen Bettzeug im Arm, um nochmal nach den Knöpfen Ausschau zu halten. Vielleicht waren sie ja vom Nachtspint heruntergefallen.

Während sich Schwiegermutter mit dem vollen Arm vorbeugte, stieß ein Zipfel davon gerade an den zu vorderst stehenden Bilderrahmen. Der Rahmen stand schon die ganze Zeit etwas wackelig. Der kleine Zipfelstups gab ihm nun den Rest. Er fiel um.

"Auch das noch", schimpfte Schwiegermutter vor sich hin. Zum Glück war das Glas des Rahmens nicht zerbrochen. Und welches Glück hatten erst unsere drei Freunde. Sie hatten sich unter einem der weiter hinten stehenden Rahmen versteckt. Dieser stand zum Glück noch. Von dem Scheppern, das der umfallende Bilderrahmen verursachte, erwachte Knopf. Zuerst wußte er gar nicht, wo er sich eigentlich befand. In den letzten Tagen hatten sich die Drei an so vielen verschiedenen Orten aufgehalten, daß Knopf leicht verwirrt war. Dann hörte er das Schimpfen der Schwiegermutter, und er wußte sofort, daß Achtung geboten war.

Langsam rollte er an den Rand des Rahmens und lugte vorsichtig darunter hervor. Er sah Schwiegermutters Hand, wie sie den umgefallenen Bilderrahmen wieder aufstellte. Zuerst nahm sie das Bild hoch, blickte es eine Weile an und stöhnte. Leicht schüttelte sie ihren Kopf, als erinnerte sie sich an unangenehme Dinge. Mit der anderen Hand strich sie über die Glasfläche des Nachttischchens. "Oh, was für ein Staub. Ich muß hier unbedingt Staub wischen. Aber wo ist schon wieder das Staubtuch." Sie hatte die Schublade des Nachttisches aufgezogen und hineingeblickt. Das, was sie suchte, war nicht da.

Schwiegermutter stellte den Bilderrahmen zurück, klopfte das Bett zurecht und ging aus dem Zimmer. Knopf schlug sofort Alarm. Ihr tolles Versteck würde die Drei wohl bald nicht mehr schützen. Knopf, Knöpfchen und Auge waren furchtbar aufgeregt. Knöpfchen rollte vor lauter Anspannung hin und her. Er hielt es unter dem Bilderrahmen nicht mehr aus und rollte einmal rund um das Nachttischchen herum. Er erkundete die ganze Umgebung. Doch er wurde immer schneller und Knopf war nicht wie in der letzten Nacht zur Stelle, um ihn aufzufangen.

Knöpfchen sauste umher und konnte nicht mehr bremsen. Knopf machte vor lauter Angst seine Knopflöcher zu und auch Auge hätte am liebsten seine Lider geschlossen, hätte er denn welche gehabt. Mit unheimlicher Geschwindigkeit sauste Knöpfchen direkt von dem Nachtisch hinab - in die Tiefe?

Nein! Knöpfchen hatte Glück gehabt. Er war genau auf der Seite des Nachttisches hinuntergesaust, auf der das Bett stand, und mit seinem Schwung war er geradewegs gegen das Kopfkissen geprallt. Das weiche Kissen hatte ihn gut abgefangen. "Hey! Kommt rüber, schnell, bevor sie wiederkommt." Mit sie war natürlich die Schwiegermutter gemeint. Knopf und Auge zögerten nicht lange und rollten mit Schwung ebenfalls auf das Bett hinab. Da hörten sie schon Geräusche vom Flur her. "Schwiegermutter kommt!", rief Auge. "Schnell unter's Kissen!", befahl Knopf.

Pah, sie hatten es geschafft und atmeten auf. Vor dem Abend würde Schwiegermutter sie hier nicht suchen und nicht finden. Denn erst am Abend würde Schwiegermutter sich wieder in die weichen Kissen schmiegen. Dieses wohlige Gefühl, das konnten die drei jetzt schon fühlen. Prompt schliefen sie ein.

"Gute Nacht."

Knopf und Knöpfchen - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 13. August 2011