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GUTE-NACHT/3595: Der kleine Nachtwächter am Teich (SB)

Der kleine Nachtwächter am Teich

Gute Nacht - Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Auf dem Tisch in der Burgküche liegt ein Brief. Der kleine Nachtwächter sitzt davor und mag ihn gar nicht öffnen. Ein Stempel mit dem Wappen des Bürgermeisters ziert die Rückseite des Umschlags. "Das können nur schlechte Nachrichten sein", erklärt der kleine Nachtwächter seinem Hund Rebell, "öffnen wir ihn später. Komm wir gehen in den Garten."

Eine halbe entkernte Melone wie eine Schüssel in der einen Hand und einen großen Löffel in der anderen, stapft der kleine Nachtwächter hinaus in den Burghof. Die Augen immer auf das geheftet, was das Herrchen in der Hand trägt, folgt Rebell.

Von der Melone nimmt der kleine Nachtwächter einen Löffel voll. "Was?", fragt er, als er Rebells große Augen sieht, "das ißt du doch bestimmt nicht. Die Wassermelone vor einigen Tagen hast du jedenfalls wieder ausgespuckt. Nunja, du kannst die Honigmelone ja ruhig probieren ..." Also schabt er mit dem Löffel ein weiteres Stück ab und dreht den Löffel um, sodaß die Melone Rebell direkt ins offene Maul fällt. Die Frucht scheint ihm zu schmecken, denn er bettelt weiter.

Doch der kleine Nachtwächter stärkt sich erst selbst einmal. Ab und an gibt er auch Rebell ein Stück. Genüßlich futternd spazieren die beiden in den Burggarten. Die Hände voll, bahnen die Füße den Weg durch das Gestrüpp von Brennesseln.

Der kleine Nachtwächter möchte sich auf die Bank am Teich setzen. Dort hat er schon länger nicht mehr verweilt. Unter dem Pflaumenbaum steht sie noch die weiße Bank. Aber was ist mit ihr geschehen? Die Sitzfläche ist ganz durchgebrochen. Als ob jemand darauf gestanden hätte. "Vielleicht waren die Lausebengel aus dem Ort wieder hier und haben Pflaumen stibitzt. Hoffentlich haben sie sich nichts getan", denkt der kleine Nachtwächter und hockt sich an den Teich nieder.

Ein nach Luft schnappendes Geräusch ist zu hören. "Wo mag das nur herkommen?" Der kleine Nachtwächter blickt auf das dunkle Wasser. Nichts geschieht.

Erneut nimmt er einen Löffel von der süßen Melone. Doch das Stückchen glitscht vom Löffel ab und fällt direkt neben ihn auf den Boden. Rebell steht auf der anderen Seite des Teichs und hat es nicht mitbekommen. Der kleine Nachtwächter läßt das Melonenstück am Boden liegen. "Vielleicht kommen ja ein paar Ameisen oder einige Schnecken und lassen es sich schmecken? So etwas haben sie sicher noch nicht geschmeckt und werden es wohl auch nicht wieder."

Der Blick des kleinen Nachtwächters verläßt das melonengelbe Stück und wandert zur Teichoberfläche zurück, denn schon wieder ist ein schnappendes Geräusch zu vernehmen. Dann erneut. Aber der kleine Nachtwächter sieht nur noch, daß sich irgendetwas in das Wasser zurückzieht, aber nicht, was es ist. Er wartet und wartet, aber noch einmal erscheint das Teichwesen nicht.

"Was das wohl sein mag, das da drinnen lebt?", fragt der kleine Nachtwächter seinen Hund. Doch Rebell hat sich inzwischen vom Teich fortgestohlen. "Wo steckst du bloß, Rebell?", rufend begibt sich der kleine Nachtwächter auf die Suche nach seinem Hund. Schließlich wollen die beiden gleich in den Ort hinunter und dort nach dem Rechten sehen. Die Taschenlampe und die Laterne stehen schon bereit, um der Dunkelheit der Nacht entgegen zu treten.

Gute Nacht

zum 29. August 2012