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GUTE-NACHT/3616: Neujahr (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Neujahr

"Das neue Jahr fängt ja gut an!", schimpft Opa, der mit dem Besen den Bürgersteig vor dem Haus fegt und die Überbleibsel von Silvester beseitigt.

Enna hingegen hatte schon das nächtliche Feuerwerk gefallen, das sie vom Fenster bei Oma Berenieke aus sehen konnte. Dort hatten sie alle zusammen auf das neue Jahr gewartet und genau um Mitternacht mit Sekt und Selters darauf angestoßen. Und nun sucht Enna in den Überresten der Raketen nach brauchbaren Teilen. Dabei hilft ihr Paul, der Junge aus dem Nachbarhaus. Er sammelt die Stöcke auf, an denen die Raketen befestigt waren und fuchtelt mit ihnen wie mit einem Degen in der Luft herum. Das Mädchen interessiert sich nur für die bunten Plastikhütchen. Sie hofft möglichst viele Heile zu finden.

"Was willst du denn mit dem Dreck?", fragt Opa und versucht Enna dazu zu bewegen, die Überreste in die Mülltonne zu werfen. "Nein!", protestiert Enna, "das sind tolle Spielfiguren. Kathie wird sich freuen. Uns fehlen nämlich noch ein paar davon. Letztes Silvester haben wir nicht so viele gefunden wie diesmal."

"Nenn meine Mutter nicht immer Kathie. Sie ist deine Uroma. Und was auch immer ihr da gefunden habt ..., wenn du ein Spiel haben möchtest, es gibt genug Brettspiele im Wohnzimmer ..."

Paul sieht Enna besorgt an. So ärgerlich hat er ihren Opa noch nie gesehen. Enna verzieht das Gesicht, hebt die letzte kleine Plastikröhre auf und läuft mit Paul zurück auf den Hof. Enna erklärt ihrem Freund: "Opa ist total verärgert. Irgendwer hat unseren Postkasten als Halterung für Raketen benutzt und jetzt ist der Briefkasten hinüber!"

"Das ist aber gemein!", findet Paul. "Ja. Und Opa hatte ihn noch selber gebaut." Mit diesen Worten verschwinden die Kinder im Haus, wo sie an der Tür schon von Oma Lucie in Empfang genommen werden. "Schuhe ausziehen!", mahnt sie, "und wenn ihr die Hände gewaschen habt, dürft ihr in die Küche kommen, Kräbbel essen und Kakao trinken."

Diesmal hat Enna nichts gegen Händewaschen. So kann sie gleich ihre kleinen Schätze mitwaschen und auf dem Waschbecken zum Trocknen aufstellen. "Wofür brauchst du diese Plastikhüllen denn", fragt Paul vorsichtig. Denn auch er kann sich nicht vorstellen, wozu die gut sein sollen. "Du wirst schon sehen", entgegnet Enna und zieht Paul aus dem Bad hinter sich her. Eine Hülse hat Enna abgetrocknet und nimmt sie mit in die Küche, wo ihre drei Omas schon auf die Kinder und den Opa warten.

Enna läßt sich neben Uroma Kathie nieder und legt ihr vorsichtig unter dem Tisch die Plastikhülse in die Hand. "Ah, du hast wirklich wieder welche gefunden", flüstert Uroma Kathie Enna ins Ohr. Etwas säuerlich blickt Oma Lucie zu den beiden hinüber. Da erscheint Opa. "Dann sind wir ja alle vollständig", meint sie, "greift zu." Zu Paul gewandt sagt sie etwas freundlicher: "Paß auf Paul, nicht so fest zubeißen, denn in einer der Kräbbeln ist eine Münze versteckt. Wenn du sie findest, hast du das ganze Jahr über Glück. Aber ..." Weiter kommt Oma Lucie nicht. Denn Enna fällt ihr ins Wort: "Du mußt gleich zweimal aufpassen. Denn in den anderen Kräbbeln ist nicht nur Marmelade drin. Einige sind auch mit Senf gefüllt!"

"Ihr müßt doch nicht schon alles vorher verraten!", schüttelt nun Uroma Magda den Kopf, nimmt sich eine Kräbbel, steckt sie in den Mund und strickt gleich weiter an einem Paar Socken für das nächste Weihnachtsfest.

Gute Nacht


zum 1. Januar 2012