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GUTE-NACHT/3623: Rührei (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Rührei

Enna lugt durch die Küchentür und fragt: "Wann gibt es Abendessen?" Ihre Oma antwortet: "Tja, wenn ich das wüßte. Ich warte schon die ganze Zeit auf Opa. Er sollte Eier mitbringen." Eier mag Enna in jeglicher Form - außer roh. "Lecker", freut sie sich und reibt sich den Bauch. "Naja, lecker, wenn Opa endlich kommt, sonst gibt es heute Käsebrote", stöhnt Oma Lucie.

Jetzt bevölkern auch Uroma Magda und Uroma Kathie die Küche. "Gibt es heute kein Abendbrot?", fragen sie fast gleichzeitig. "Ihr müßt euch noch ein bißchen gedulden. Ich warte noch auf Eggbert. Er sollte uns Eier mitbringen." Uroma Kathie schüttelt den Kopf: "Das ist typisch für meinen Jungen. Hat sicher was Interessantes unterwegs entdeckt oder jemanden getroffen und dabei die Zeit vergessen."

"Aber Mutter, er ist doch kein kleiner Junge mehr. Wollen wir lieber hoffen, daß ihm nichts passiert ist", entgegnet Oma Lucie. Aber da klingelt es bereits an der Haustür. Enna flitzt los und öffnet. Es ist Opa. Er hat die Hände voller Taschen. Zusammen tragen die beiden den Einkauf in die Küche.

"Es ging nicht eher. Heute war es überall so voll, ich weiß gar nicht warum", versucht Opa seine Verspätung zu entschuldigen. "Na, dann gib mal den Einkauf her", sagt Oma Lucie und greift nach einer Tüte. Dabei sagt sie: "Und ihr könnt im Wohnzimmer warten, es dauert einfach noch ein Weilchen mit dem Rührei." Enna will bleiben und zusehen, aber auch sie schickt Oma Lucie hinaus.

Während Uroma Magda zurück in ihr Zimmer geht, um weiter an ein Paar Socken zu stricken, macht es sich Uroma Kathie mit einem Buch auf dem Sofa gemütlich. Opa verschwindet im Badezimmer. Enna würde zu gerne zuschauen, wie Oma Lucie das Rührei zubereitet und so linst sie heimlich in die Küche.

Oma Lucie steht am Küchentisch und öffnet gerade eine Packung Eier. Ein Schrei entfährt ihr und Enna zuckt zusammen. "Was ist denn das?", stöhnt Oma Lucie. Der Schrei hat auch Opa und Uroma Kathie herbeigelockt.

Von der Eierpackung blickt Oma Lucie hoch und fragt Opa: "Was hast du denn eingekauft? Ostereier?" Opa schaut Oma verwundert an und zuckt mit den Achseln. "Wieso?", fragt er. Doch Oma Lucie empört sich weiter: "Wo hast du bloß die Eier gekauft. Die sind ja grün?" Jetzt kommen alle an den Tisch heran und starren in die Packung. Wirklich die Eier sind nicht weiß oder braun, sondern tatsächlich hat die Schale eine hellgrüne Farbe.

"Also davon mache ich kein Rührei. Wer weiß, was mich erwartet, wenn ich die Eier aufschlage." Dazu hat Enna eine Idee. "Vielleicht ein kleiner Drache", lacht sie. Da schmunzelt auch Opa. Oma Lucie findet das gar nicht witzig, ist aber schon weniger sauer. Dennoch stöhnt sie: "Und was essen wir jetzt zu Abend?"

Enna weiß Rat: "Käsebrote! Du wolltest doch sowieso Käsebrote machen, wenn Opa nicht bald nach Hause kommt, hast du gesagt." Oma Lucie nickt. Dann sagt sie zu Opa: "Die Packung kannst du morgen aber wieder zurückbringen."

Doch Opa sträubt sich: "Die Eier bringe ich nicht zurück. Wer weiß, ob nicht die ganze letzte Ladung grüne Eier enthielt." Opa hat noch nie gern etwas umgetauscht. Aber da hat Uroma Kathie eine Idee: "In drei Wochen ist Ostern. Wir wollten in den nächsten Tagen doch sowieso Eier ausblasen. Da können wir gern die Grünen nehmen. Die Eierschalen haben eine so schöne Grundfarbe. Die sehen bestimmt mit noch ein wenig Bemalung herrlich an unserem Osterstrauß aus." - "Prima", freut sich Enna. Auch Oma Lucie muß zugeben, daß die Eier für diesen Zweck einen besonderen Reiz haben. "Gut", lenkt sie wieder ein, "dann essen wir jetzt Käsebrote. Und die grünen Eier verwenden wir zum Basteln."

Opa ist froh, daß er nun um einen Umtausch herumgekommen ist und schlägt vor: "Ich helfe dir beim Tischdecken." Uroma Kathie und Enna bringen indess die grünen Eier in Sicherheit. "Wollen wir gleich morgen die Eier ausblasen?", freudig stellt Enna die Frage. "Ja, aber dann iß mal tüchtig Käsebrote, damit du morgen ordentlich Puste hast."

"Gute Nacht."


zum 8. März 2013