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PFLANZEN/020: Grüne Freundschaften (SB)


Anbaumethoden, die das Bodenleben unterstützen


Mais, Bohne und Kürbis wachsen dicht beieinander - Buntstiftzeichnung: © 2014 by Schattenblick

Mais, Bohne, Kürbis - die typischen Pflanzen im Milpa-Anbau
Buntstiftzeichnung: © 2014 by Schattenblick


Böden wandeln tote organische Materie in Nährstoffe um

Der Boden ist für die darauf wachsenden Pflanzen eine Nahrungsquelle. Wie in dem Bericht über das Bodenleben[1] bereits beschrieben, sind dort eine Unzahl an Kleinstlebewesen beheimatet. Sie nehmen Nährstoffe auf und scheiden andere Stoffe aus. Das Ergebnis eines solchen Stoffwechsels von so vielen verschiedenen Lebewesen ist ein großes Angebot an Substanzen, die wiederum von den Pflanzen als Nährstoffe aufgenommen werden können. Dabei handelt es sich beispielsweise um Phosphor, Stickstoff, Kalium, Calcium und mehr. Wenn nun ebenfalls viele verschiedenartige Pflanzen auf einer Fläche wachsen, wäre für jede Pflanze etwas dabei, was sie gerade gut verwerten kann. Es gibt eine Anbaumethode, in der eine derartige Vielfalt Tradition ist. Sie stammt ursprünglich aus Mexiko und wird "Milpa" genannt. Wenn die Bauern dort Mais anbauen, dann säen sie auch noch Bohnen und Kürbisse aus. Diese drei Pflanzen plus all die Kräuter, Gräser und Blumen, die sich dort ohnehin ansiedeln, bilden eine grüne Pflanzendecke. Diese Pflanzengemeinschaft lebt in, mit und von dem Boden und trägt zu einem gegenseitigen Geben und Nehmen bei. Die Pflanzen und auch der Boden ziehen einen hohen Nutzen für ihr Wachstum, ihre Gesundheit und ihr Überleben aus einer solchen Gemeinschaft. Seit vielen Jahrhunderten wird im Süden von Mexiko auf diese Weise Mais angebaut. Es scheint, als sei den Bauern dort seit jeher bewusst, wie wichtig ein gesunder Boden für das Pflanzenwachstum und damit auch für ihre Ernten ist. Das ist nur allzu verständlich, denn Mais ist das Hauptnahrungsmittel in diesem Land. Viele verschiedene Speisen werden daraus für den täglichen Verzehr zubereitet. Tacos, Tortillas, Enchiladas und Nachos stellt man normalerweise aus Maismehl her.


Wie funktioniert die Milpa-Anbaumethode?

Der Boden wird nicht umgepflügt. Es wachsen bereits Kräuter, Blumen und Gräser auf der Fläche, die jetzt mit Mais bepflanzt werden soll. Um eine gute Maisernte zu erhalten, ist folgendes zu beachten. Der Boden sollte mit sogenannten Mineralstoffen angereichert sein und gut durchlüftet, das heißt aufgelockert sein.


Wie gelangen die Mineralstoffe in den Boden?

Ein Feld wird in der Regel 3 Jahre lang genutzt. Danach liegt die Fläche einige Jahre brach, damit der Boden sich erholen kann. Nach dieser Zeit sucht der Bauer das Feld aus, das wieder bebaut werden soll. Meist ist es mit vielen Pflanzen, Büschen und Bäumen bewachsen. Das Feld wird in Brand gesetzt, wobei streng darauf geachtet werden muss, dass sich so ein Brand nicht unkontrolliert ausbreiten kann. Dieses Verfahren nennt man Brandrodung. Die Asche der verbrannten Pflanzen enthält die nötigen Mineralstoffe, die dann in den Boden gelangen. Nach einiger Zeit wachsen dort bereits wieder Gräser und Kräuter. Mit dem sogenannten Coa, einer Art breiter Hacke beziehungsweise einem Grabstock, werden die Saatlöcher angefertigt. Oft geschieht das kurz vor dem Regen oder bei Beginn. Die Löcher sind dann mit Wasser gefüllt, der Boden ausreichend feucht. Das ist gut für das Gedeihen der Pflanzen. Zuerst wird der Mais gesät, denn er soll ja später der Bohne als Rankhilfe dienen. Die Kürbisse können auch schon früh ausgebracht werden. Die Bohnen werden dicht neben den Mais gesät. Sie sind in der Lage den Stickstoff aus der Luft zu binden und geben ihn an die Wurzeln der Maispflanze weiter. Die Bohne wächst und hält sich mit ihren Ranken an dem Mais fest. So gelangt sie an Licht und Luft und kann weiterhin den Luftsticktoff binden. Der Kürbis wächst am Boden und bedeckt ihn mit seinen großen Blättern. Auf diese Weise wird die Erde vor Austrocknung geschützt. Ein gut durchfeuchteter Boden ist eine optimale Voraussetzung für üppiges Pflanzenwachstum.


Wie können sich diese drei Pflanzen vor Insekten schützen, die ihnen Schaden zufügen?

Die vielen sogenannten "Un"kräuter, die zwischen Mais, Bohne und Kürbis wachsen und die verschiedenen Gräser sind gleich in mehrfacher Hinsicht nützlich. Das Napiergras, das auch Elefantengras genannt wird, lockt Insekten an. Das Gras sendet eine Art Duftstoff aus, der den Duft des Mais oder des Getreides überdeckt. Bestimmte Insekten fliegen nun zum Elefantengras und legen dort ihre Eier ab. Die Blätter sind allerdings klebrig und die geschlüpften Larven bleiben daran haften und sterben. Man könnte sagen, die Insekten wurden in eine Falle gelockt, was gut für den Mais ist, denn er bleibt von dem Larvenfraß verschont. Natürlich legen Insekten auch mal ihre Eier auf einer Maispflanze ab, was dazu führt, dass sie von den Larven angefressen wird. Die Bohnen und selbst die Kürbisblätter bleiben von Instektenfraß also nicht gänzlich verschont. Aber durch die Vielfalt an Pflanzen, die auf einem Milpa-Feld wachsen, gibt es genügend andere Angebote für die verschiedenen Insekten und Käfer, so dass bei Mais, Bohnen und Kürbis nur ein geringer Schaden entsteht. Gedüngt wird der Boden einerseits durch die herabfallenden welken Pflanzenteile und mit Tierdung. Die Bauern füttern ihre Tiere beispielsweise mit dem Elefantengras und bringen den anfallenden Dung wieder aufs Milpa-Feld. Die Methode, viele verschiedene Pflanzen auf einem Feld zusammen anzupflanzen, hat auch in anderen Ländern, zum Beispiel in Guatemala, Honduras und El Salvador, Tradition. Für das Bodenleben erweist sich diese Anbaumethode als besonders geeignet, denn es wird eine reichhaltige Nahrung geliefert, sowohl in Form von Mineralstoffen, wie auch durch organische Anteile der Pflanzenreste. Die Bildung von Humus wird in Gang gehalten und der Boden behält eine relativ gute Feuchte, die auf den Stoffwechsel der Bodenlebewesen und der Pflanzen förderlich wirkt.

In vielen Regionen der Erde ist der Boden ausgelaugt und trocken. Pflanzen wachsen dort nur spärlich, die Vegetation ist karg. Es gibt verschiedene Gründe dafür. Einmal kann es an den klimatischen Verhältnissen liegen - es fällt einfach nicht genug Regen. Dann führt die großflächige Abholzung von Bäumen zum Austrocknen des Erdbodens. Denn Bäume halten die Erde zum einen fest, zum anderen feucht, allein schon durch die Beschattung, die ihr Blätterdach ermöglicht. Sie dürfen nicht fehlen. Was kann getan werden, um den Boden zu verbessern und für Pflanzen wieder Voraussetzungen zum Wachsen zu schaffen? Darüber wird im nächsten Teil berichtet.

Fortsetzung folgt ...


Anmerkung:

[1] Schattenblick → KINDERBLICK → NATURKUNDE →
PFLANZEN/018: Erdverbunden, weit verzweigt (SB)

www.schattenblick.de/kind/natur/knpf0018.html



Quellen:

http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Mexiko1/saatgut.html
http://www.kritisches-netzwerk.de/forum/kann-oekologische-landwirtschaft-die-welt-ernaehren



28. August 2014