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PFLANZEN/054: Der Spender - Überlebenskünstler Marula-Baum ... (SB)



Bäume leben nicht nur für sich, in Baumgemeinschaften oder Wäldern, sie sind auch für viele Tiere lebenswichtige Begleiter. Ohne Bäume wäre ein Überleben für eine große Zahl von Tieren nicht möglich. Leoparden, Gazellen, Nilpferde, Elefanten, Affen, Vögel und eine Vielzahl an Insekten - sie alle nutzen den Baum als Schutz vor der gleißenden Sonne, als Futterquelle und Nistplatz. Damit das möglich ist, müssen die Bäume besondere Fähigkeiten entwickeln, die es ihnen möglich machen, besser mit den widrigen Lebensumständen zurechtzukommen als die Tiere. Oft sind es ihre langen Pfahlwurzeln, die bis in tief gelegene Wasservorkommen reichen und sie so am Leben halten. Zudem ist ein weitverzweigtes Wurzelsystem hilfreich, mit dem auch eine geringe Wassermenge erstaunlich gut aufgenommen werden kann. Eine dicke Rindenschicht und kleine Blätter oder solche mit einer Wachsschicht sorgen für eine geringere Verdunstungsrate und schützen den Baum vor Austrocknung.


Der Marula-Baum blüht und gedeiht auch dann, wenn kein Regen fällt

Bei dem Marula-Baum handelt es sich um eine zweigeschlechtliche Pflanze, das heißt, er kommt in der männlichen und der weiblichen Form vor. Nur der weibliche Baum entwickelt die Marula-Früchte. Selbst wenn nur wenig Regen fällt, ist dieser Baum in der Lage viele Früchte auszubilden. Er ist sehr gut an das oft sehr heiße und regenarme Klima angepasst. Seine Blätter sind auf der Unterseite mit einer bläulichen Wachsschicht versehen. Die Rinde ist stark und schimmert silber-grau.


Dieser Marula-Baum überragt die anderen Pflanzen mit hohem Stamm und ausladender Blätterkrone - Foto: 2006, by Davinci77 [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Der Marula-Baum
Foto: 2006, by Davinci77 [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons



Der Marula-Baum wird "König der afrikanischen Bäume" oder "Baum des Lebens genannt"

Er kann nahezu überall in Afrika wachsen, doch findet man ihn am häufigsten in den südlichen Regionen. Mit seinen 15 bis 20 Metern Wuchshöhe und seinem dichten Blätterdach bietet er nicht nur Schatten, sondern auch reichlich Nahrung. Für die Tiere ist dieser Baum von lebenspendender Bedeutung, aber auch für die Menschen, die hier leben. Die SAN, ein afrikanischer Volksstamm beispielsweise, sowie die Buschmänner wissen noch um die einzigartigen Eigenschaften dieses Baumes und wie man sie nutzen kann - als Nahrung oder als Medizin.

Wenn die Früchte im Februar reifen, wechselt ihre Farbe von grün nach gelb. Ihre Schale ist fest, etwas ledrig und darunter befindet sich das faserige, helle Fruchtfleisch. Darin eingebettet liegt die Nuss. Sie ist sehr hart und bricht erst mit Beginn der Keimung auf, wobei die zwei darin enthaltenen Samenkerne frei werden. Die Früchte können gleich gegessen oder gekocht werden. Das Fruchtfleisch sitzt sehr fest an der Nuss (Kern), schmeckt erfrischend und leicht säuerlich. Die Früchte müssen schnell verarbeitet werden, beispielsweise zu Marmelade oder verschiedenen Getränken, da sie relativ rasch vergären. Aus ihnen wird ein sogenannter Amarula-Likör hergestellt oder sie werden zu einem Wein (Ucanhe) verarbeitet. Die Samenkerne werden geröstet und als Delikatesse verspeist, die Blätter finden als Gewürz und Beigabe Verwendung.


Mehrere Fläschen mit Marula-Likör, daneben Marula-Samen in einem Korb - Foto: 2016 by Pemba.mpimaji [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Verkaufsstand für Marula-Produkte
Foto: 2016 by Pemba.mpimaji [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons



Mehrere noch leicht grünliche Früchte in einer Hand gehalten - Foto: 2009, by Rotational (own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Marula-Früchte, noch nicht ganz reif
Foto: 2009, by Rotational (own work) [Public domain], via Wikimedia Commons


Zu Medizin werden die Rinde, die Wurzeln und die Blätter des Baums verarbeitet. Aus der Rinde wird beispielsweise ein Sud gekocht, der gegen Durchfallerkrankungen eingesetzt wird. Durch eine etwas abweichende Zubereitung der Rinde wird ein Mittel erzeugt und verabreicht, um gegen Malaria vorzubeugen. Für die Behandlung von Verbrennungen und Abszessen nutzt man einen speziell zubereiteten Extrakt aus den Blättern.


Geschlossene Kerne des Marula-Baums und aufgebrochene, in denen die zwei Samen zu erkennen sind - Foto: 2012, by Genet at the German language Wikipedia [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Kern mit Samen
Foto: 2012, by Genet at the German language Wikipedia [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons



Der Marula-Baum als Minibar für Tiere?

Der Marula-Baum wird auch gern als Elefantenbaum bezeichnet. Damit hat es folgende Bewandtnis. Es heißt, dass die Elefanten sich gern über die am Boden liegenden Marula-Früchte hermachen. Diese auf der Erde liegenden mirabellengroßen Steinfrüchte sind oft schon in einen Gärungsprozess übergegangen. Das heißt, ihnen wohnt bereits eine geringe Menge Alkohol inne. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit sollen die Elefanten dadurch in einen Rausch geraten, oder anders ausgedrückt, sie sind betrunken und verhalten sich angeblich auch so. Mittlerweile konnte allerdings nachgewiesen werden, dass es einer Unmenge an Früchten bedarf, damit dieser Rauschzustand erreicht werden kann, denn die Menge Alkohol ist so gering und die Tiere so groß, dass kaum eine Wirkung erkennbar wäre. Zudem wurde beobachtet, dass die Elefanten am liebsten die noch etwas unreifen, grünen Früchte vom Baum schütteln, um sie direkt zu verspeisen - es also gar nicht zu einem Gärungsprozess kommen kann. Wie dem auch sei, die Geschichte hält sich hartnäckig und da die Elefanten wahrscheinlich nicht um ihren guten Ruf besorgt sind, schadet diese amüsante Anekdote keinem. Vielleicht reicht eine ausgiebige Früchtemahlzeit aus, um bei kleineren Tieren einen Rausch zu erzeugen, wie beispielsweise bei den Affen oder Nagetieren.

Allerdings konnte gelegentlich dennoch bei Elefanten ein merkwürdiges Verhalten beobachtet werden, nachdem sie sich an den Früchten des Baumes gütlich getan hatten. Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass die Ursache für diese torkelnden Bewegungen vielmehr auf einer leichten Vergiftungserscheinung beruht, denn oft fressen diese großen Tiere auch die in der Baumrinde befindlichen Puppen einer ganz speziellen Käferart mit, die ein besonderes Gift enthalten. Die Menschen benutzen gerade dieses Gift für das Anfertigen von Pfeilspitzen für die Jagd.


Ein großer blattloser Baum mit einer weitverzweigten, fein verästelten Baumkrone - Foto: 2016. by Pemba.mpimaji [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Im September hat der Marulabaum seine Blätter abgeworfen
Foto: 2016. by Pemba.mpimaji [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons


Der Marula-Baum ist ein weiteres Beispiel für die umfassende Bedeutung von Bäumen für Mensch und Tier. Jeder dieser großen oder kleineren Baumriesen wirkt in seiner jeweiligen, oft sehr unterschiedlichen Umgebung belebend. Vielleicht haben wir den Respekt vor Bäumen verloren, weil wir in der hochindustrialisierten Welt vermeintlich nicht mehr auf sie angewiesen sind und sie nur noch als Holzlieferant betrachten. Doch einst hatten Buche, Eiche, Linde, Erle und viele andere Bäume, die in unseren Breiten wachsen, auch für die Menschen eine überlebenswichtige Bedeutung.

Das wird in den noch folgenden Beiträgen näher untersucht ...


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.aurumafrica.eu/de/der-marula-baum/

https://www.biologie-seite.de/Biologie/Marula-Baum


18. September 2019


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