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TIERE/122: Palmendieb - Wohnzimmer der Krebse ... (SB)


Ein Mann mit einer ausgerissenen Palme auf dem Rücken, am Boden liegen Kokosnüsse - Grafik: © 2018 by Schattenblick

Grafik: © 2018 by Schattenblick

Ein Palmendieb? Wer ist damit gemeint? Vielleicht ein Mann, der heimlich auf Kokosnusspalmen klettert und Nüsse klaut oder gar ganze Palmen davon trägt? Wohl kaum. Nein, diesen merkwürdigen Namen erhielt ein an Land lebendes Krebstier und nicht irgendeines, sondern das größte seiner Art auf der ganzen Welt. Es gehört zur Familie der Landeinsiedlerkrebse und sein wissenschaftlicher Name lautet "Birgus latro". Dass dieser Krebs den Namen "Palmendieb" erhielt, ist nicht von ungefähr, denn er kann tatsächlich auf Palmen klettern und Kokosnüsse zum Herunterfallen bringen.

Beeindruckend ist seine imposante Erscheinung. Mit einer Körpergröße von ca. 40 bis 50 cm und den langen Beinen, die von einem zum anderen Bein eine Spannweite von ungefähr einem Meter erreichen können, kann er einen schon ängstigen. Zudem ist er mit seinen 4 bis 5 Kilogramm Gewicht ziemlich schwer und vor seinen riesigen Scheren, mit denen er nicht nur Nüsse, sondern auch Vogelknochen brechen kann, sollte man sich besser in Acht nehmen. Doch hier in Deutschland wird man ihn nicht treffen. Er ist auf vielen verschiedenen Inseln im westlichen Pazifik und im östlichen Indischen Ozean beheimatet.


An einem Stock, der von einem Menschen gehalten wird, hält sich mit den vorderen Scheren und den Beinen der Palmendieb fest - Foto: 2006, by fearlessRich (Niuean Coconut Crab on a stick) [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Palmendieb klettert am Stock hinauf
Foto: 2006, by fearlessRich (Niuean Coconut Crab on a stick) [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Auffällig sind seine zehn Beine, die sich allesamt an dem vorderen Teil seines Körpers befinden. Am Ende des vordersten Beinpaares sind verschieden große Scheren gewachsen, die linke etwas größer als die rechte. Die Beinpaare sind unterschiedlich lang und der Palmendieb kann sie für verschiedene Aufgaben benutzen. Die etwas kleineren Scheren ermöglichen es ihm, beispielsweise in die drei Keimlöcher am oberen Ende einer Kokosnuss zu greifen und sie festzuhalten, damit er die Nuss mit den großen vorderen Scheren knacken kann. Das hintere, kleinste Beinpaar hat eine sehr wichtige Aufgabe. Mit ihnen reinigt das Krustentier sein Atmungsorgan und befeuchtet es mit Meerwasser.


Deutlich zu sehen sind die fünf Beinpaare, von den vorderen ganz großen bis zu den hinteren ganz kleinen - Grafik: © 2018 by Schattenblick

Palmendieb - ein Landeinsiedlerkrebs
Grafik: © 2018 by Schattenblick

Der hintere Körper ist der Bauch (Abdomen oder Pleon), in dem seine Verdauung und Ausscheidung stattfindet. Geschützt wird dieser Bereich durch die Hinterleibsdecke, die durch Chitin- und Kalkeinlagerungen im Laufe des Wachstums zu einem Panzer gehärtet ist, der den Krebs auch vor dem Austrocknen bewahrt. Da dieser Schutzpanzer nicht mitwächst, muss er ihn gelegentlich abstoßen. In der Zeit, in der sich der neue Panzer bildet, lebt der Palmendieb sehr versteckt in seiner Höhle, die er sich entweder selbst in den Sand geschaufelt oder die er in Felsspalten oder Erdlöchern vorgefunden hat. Er verschließt seine Höhle mit der großen vorderen Schere, quasi als eine Art Deckel. So verbirgt er sich vor Feinden und schützt sich vor dem Austrocknen. Erst nachts krabbelt der Palmendieb aus seiner Höhle, denn dann herrscht eine größere Luftfeuchtigkeit vor und es ist kühler.

Die Nacht ist die Zeit für ihn, um sich auf Nahrungssuche zu begeben. Der Palmendieb ernährt sich nicht nur von Früchten und Aas, sondern erbeutet auch gern mal einen unvorsichtigen Vogel oder gerade geschlüpfte Schildkrötenbabys. Mit seinen Fühlern nimmt er Gerüche wahr, was besonders hilfreich bei dem Aufspüren von verwesendem Fleisch, Bananen oder Kokosnüssen ist.


An Land und immer in der Nähe von Wasser

Der Palmendieb zählt zu den Landeinsiedlerkrebsen, doch ist er in vielerlei Hinsicht auf das Wasser angewiesen. Einmal hat er ein spezielles Atmungsorgan, das es ihm möglich macht, den Luftsauerstoff zu atmen. Das muss er allerdings stets mit Meerwasser befeuchten damit es funktioniert und es muss ständig gereinigt werden. Außerdem ist er in der Lage, Meerwasser - ganz im Gegensatz zu uns - zu trinken. Auch das Trinken bewerkstelligt er mit seinen Beinen, die er ins Wasser hält und das Nass dann zu seinem Mund führt. Aber das Meer ist auch für den Fortpflanzungsprozess wichtig. Nachdem die Paarung stattgefunden hat, klebt das Weibchen die Eier unter ihren Bauch und trägt sie solange mit sich, bis sie sich zu Larven entwickelt haben. Kurz bevor diese schlüpfen, begibt sich das Weibchen zum Strand und übergibt die Larven dem Meer. Dort entwickeln die Palmendiebjungen sich weiter, werden allerdings auch in großer Zahl Opfer von Fressfeinden. Sie halten sich überwiegend am Meeresboden auf und suchen in leeren Schneckenhäusern Schutz, manchmal auch in aufgebrochenen Kokosnüssen. Wenn sie groß genug sind, begeben sich die Jungen an Land, wo sie dann nur noch mit ihrem voll entwickelten Atmungsorgan den Sauerstoff aus der Luft aufnehmen. Im Wasser können sie sich nicht mehr lange aufhalten, sie würden ertrinken, denn ihre Kiemenatmung ist zurückgebildet und kann die Krebse nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgen. Erst nach vier bis acht Jahren ist ein Palmendieb geschlechtsreif. Das ist eine besonders lange Zeit für Krebstiere.

Auf einigen Inseln, auf denen der Palmendieb beheimatet ist, gilt er vielen dort lebenden Völkern als Delikatesse und musste gebietsweise auch schon unter Schutz gestellt werden. Ein ausgewachsenes Tier hat eigentlich keine natürlichen Feinde. Die größte Bedrohung geht vom Menschen aus, der tagsüber seine Höhlen ausfindet macht und die Krebse fängt. Allerdings gibt es bislang keine genauen Angaben über die Größe der Palmendieb-Population, weil die Anzahl der Tiere von Insel zu Insel sehr verschieden ist und er auch unterschiedlich stark gejagt wird.



Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.galileo.tv/earth-nature/diese-krabbe-macht-uns-wirklich-angst/

https://www.spektrum.de/news/riesige-krabbe-knackt-vogel/1518441


12. November 2018


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